Die Heilpflanzen der Wildtiere

Beifuß, Weidenrinde, Gras und Ameisensäure

Rainfarn (Tanacetum vulgare) - Foto: imageBroker / Martin Siepmann
Hat der Mensch eine Erkältung, holt er sich Hustensaft und Nasenspray aus der Apotheke. Wildtiere müssen sich bei Erkrankungen und zur Stärkung ihrer Abwehrkräfte anders behelfen – sie nutzen die heimischen Heilkräuter als Apotheke.

Um Parasiten zu vergrämen, Krankheiten vorzubeugen und die Verdauung zu regulieren, nutzen Reh, Biber, Fuchs und Eichelhäher Pflanzen als Arzneimittel. Hier sind vier Beispiele aus der Apotheke der Wildtiere:

Beifuß - oder Rainfarn

„Wiederkäuer wie zum Beispiel Rehe fressen bei starkem Wurmbefall vermehrt Beifuß - Artemisia vulgaris - oder Rainfarn - Tanacetum vulgare“, sagt Moritz Franz-Gerstein, Artenschützer und Tierarzt bei der Deutschen Wildtier Stiftung. In beiden potentiell giftigen Pflanzen sind heilsame Wirkstoffe gegen Würmer enthalten. Rainfarn ist auch beim Menschen als Wurmmittel bekannt, es wird regional sogar „Wurmkraut“ genannt.

Ameisensäure

Viele Vögel, etwa Elster und Eichelhäher, nutzen Ameisensäure um Milben los zu werden – die Säure hilft gegen die lästigen Parasiten. Imker nutzen Ameisensäure ebenfalls zur Milbenbekämpfung im Bienenstock. Europäische Stare legen ihre Nester gern mit Pflanzenteilen der wilden Möhre - Daucus carota - aus. Das darin enthaltene Beta-Sitosterol vergrämt Milben. „Auch die aus unserer Küche bekannte, kleine Obstfliege nutzt spezielle Wirkstoffe für sich“, sagt Moritz Franz-Gerstein. Hat Drosophila melanogaster die Wahl zwischen vergorenem und unvergorenem Obst, wählt sie das vergorene Obst, um dort die Eier abzulegen. Denn: Vergorenes Obst enthält Ethanol, und das ist ein wirksamer Schutz gegen einige parasitische Wespenarten, die den Nachwuchs der Obstfliege befallen.

Weidenrinde

Biber fressen liebend gerne Weidenrinde, denn in dieser ist Salicylsäure enthalten. Sie wird im Biberfettgewebe angereichert und wirkt antientzündlich. Acetylsalicylsäure ist heute noch ein viel genutzter Wirkstoff, wird aber – für den Menschen – ganz ohne Weide synthetisch hergestellt.

Gras

Jeder Katzenbesitzer kennt diesen Trick von seinem Haustier, Gras zu fressen, wenn es sich von den beim Fellputzen aufgenommenen Haaren oder Resten von Mausfell und Knochen entledigen will.
Und auch Wildtiere wie Füchse fressen Gras. Das reguliert die Verdauung und hilft überschüssige Magensäure loszuwerden.

Foto oben: Rainfarn (Tanacetum vulgare) © imageBROKER.com / Martin Siepmann

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