Rothirsch – im Kreuzfeuer des Menschen

In Deutschland kann der Rothirsch beinahe nirgendwo seiner natürlichen Lebensweise nachgehen. Wir geben ihm eine Stimme.

Hirschkuh Detail

Der Rothirsch ist in Deutschland nicht bedroht. Aber in unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft macht die Zerschneidung der Landschaft ihm zu schaffen. Die Verinselung der Lebensräume führt zu einer genetischen Veramung, die Krankheiten und Missbildungen zur Folge hat. Auch Störungen durch Menschen und der Klimawandel machen dem größten Säugetier das Leben schwer.

Unbeliebter Flüchtling in einem ungeeigneten Exil

Er wird der König des Waldes genannt. Dabei ist der Rothirsch, dessen Männchen den Großteil des Jahres ihr imposantes Geweih tragen, usprünglich ein Bewohner des Offenlandes. Die starke Landnutzung, Zersiedelung und andere menschliche Einflüsse haben ihn in den Wald zurückgedrängt. Zudem steht der Rothirsch seit Jahrhunderten zwischen den widerstreitenden Interessen von Jägern, Landwirten und Förstern. Die Deutsche Wildtier Stiftung setzt sich mit politischem Engagement und Öffentlichkeitsarbeit für eine Zukunft des Rothirsches ein, bei dem er mehr ist als Waldschädling oder Jagdbeute. Über aktuelle Themen und Entwicklungen informieren wir unter anderem auf der Website www.Rothirsch.org.

Rothirsch galloppiert.

Rotwildbezirke: No-Go-Areas für das Rotwild in Deutschland

Rothirsche kommen mit Ausnahme der Stadtstaaten Berlin und Bremen in allen Bundesländern vor. Statistisch gesehen beschränkt sich ihre Verbreitung aber lediglich auf 25 Prozent der Landesfläche. Ein wesentlicher Grund hierfür sind die sogenannten Rotwildbezirke. Vor allem in den südlichen Bundesländern schreiben sie das Vorkommen von Rotwild in einem Gebiet per Gesetz fest. Außerhalb dieser Gebiete besteht ein zum Teil strenges Abschussgebot. „Reviere außerhalb der Rotwildbezirke sind rotwildfrei zu machen und zu halten“, heißt es in der Ausführungsverordnung des Bayerischen Jagdgesetzes. In Baden-Württemberg, das sich im Großen Landeswappen mit Rothirsch und Hirschstange ziert, darf der Rothirsch nur auf vier Prozent der Landesfläche existieren. Der Grund: Bei ihrem Streben nach Gewinnmaximierung stört der Rothirsch die Forstwirtschaft. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert seit Jahren, die Rotwildbezirke abzuschaffen. Mit Erfolg: „Freiheit für den Rothirsch“ heißt es nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, sondern seit einigen Jahren auch in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Karte der Rotwildverbreitung in Deutschland, die von der Stiftung erstmals im Jahr 2004 herausgegeben und seither ständig aktualisiert wird, zeigt sehr deutlich, wo Rotwild lebt, wo es leben dürfte und wo es per Gesetz ausgerottet werden muss.

Neuigkeiten zum Projekt

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Gefragt: Unsere Rotwildsymposien

Seit dem Jahr 2002 finden alle zwei Jahre die Rotwildsymposien der Deutschen Wildtier Stiftung statt. Auf ihnen treffen sich Vertreter der Praxis und der Wissenschaft ebenso wie Entscheidungsträger aus Politik, Ministerien und Verbänden. In angenehmer Atmosphäre diskutieren sie aktuelle jagdpolitische oder -praktische Themen rund um Rot- und anderes Schalenwild. Die Rotwildsymposien sind damit nicht zuletzt auch der inhaltliche Leitfaden des Engagements der Deutschen Wildtier Stiftung rund um den Rothirsch. Mit bis zu 250 Teilnehmern haben sich die Rotwildsymposien der Deutschen Wildtier Stiftung zu der deutschlandweit wichtigsten Plattform für den Dialog rund um Rotwild entwickelt. Der im Anschluss an das Symposium erarbeitete Tagungsband trägt die Inhalte der Tagungen weit über den Teilnehmerkreis hinaus.

Jagdethik, Hegegemeinschaften und Jagdstrategie

Die Rotwildsymposien der vergangenen Jahre behandelten die Themen wie Jagdethik, Wald und Wild oder Strategien in Notzeiten. Die Symposien haben zum Ziel, die Konflikte rund um das Rotwild zu lösen und gleichzeitig die Lebensbedingungen der Art zu verbessern. Dies ist eine gemeinsame Verantwortung von Grundeigentümern, Land- und Forstwirten, Jägern, Naturschützern sowie den die Landschaft für Freizeitaktivitäten nutzenden Menschen. Aus Sicht der Deutschen Wildtier Stiftung müssten sich dafür die existierenden Hegegemeinschaften von Abschussgemeinschaften zu Wildschutz- und -nutzgemeinschaften weiter entwickeln. Mit Blick auf die Jagdpraxis hat die Deutsche Wildtier Stiftung bereits 2008 drei zentrale Forderungen aufgestellt:

  • Die Jagdzeit auf Rotwild verkürzen
  • Das Nachtjagdverbot einhalten
  • Wildruhezonen einrichten

Damit die Ergebnisse der Rotwildsymposien Eingang in die Jagdpraxis bzw. die Gesetzgebung finden, verschickt die Deutsche Wildtier Stiftung die Tagungsbände und Positionspapiere der Symposien unter anderem an die Landwirtschaftsminister der Länder und an die Spitzenvertreter der betroffenen Verbände. Durch Medienarbeit, Fachpublikationen, den Verkauf der Tagungsbände und den Verleih der Publikationen durch Fachbibliotheken erreichen die Inhalte der Symposien deutschlandweit viele Zehntausend Entscheider. Und mit einem langem Atem lässt sich einiges erreichen: Wildruhezonen sind in vielen Forstverwaltungen mittlerweile ein normales Instrument zum Wildtiermanagement und viele Landespolitiker haben den positiven Effekt kürzerer Jagdzeiten und starker Hegegemeinschaften erkannt.

Ausführliche Berichte über die bisher elf Rotwildsymposien der Deutschen Wildtier Stiftung, unsere Positionspapiere und Hinweise zu den Tagungsbänden finden Sie hier.

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Sehenswert: Wanderausstellung zum Rotwild

Hätten Sie gewusst, dass ältere Rothirsche im April „oben ohne“ sind, während die meisten jungen Hirsche noch immer ihr vorjähriges Geweih tragen? Oder können Sie sich vorstellen, dass Rotwild, das durch Wanderer oder Skifahrer im Winter gestört wird, bis zu 30 % mehr Energie benötigt? Oder dass die Tiere, deren Biologie auf weiträumige Wanderungen ausgelegt ist, in vielen Bundesländern nur in staatlich ausgewiesenen Rotwildbezirken leben dürfen, außerhalb derer sie per Gesetz ausgerottet werden müssen? Mit der Wanderausstellung „Rotwild in Deutschland und Mecklenburg-Vorpommern“ bietet die Deutsche Wildtier Stiftung überraschende Informationen rund um unser größtes heimisches Säugetier.

Leider glauben auch heute noch viele Menschen, dass das Reh die Frau vom Hirsch sei. Auf der anderen Seite werden die Konflikte, die es durch Frass-Schäden mit Rotwild gibt, häufig erst durch das Fehlverhalten von Jägern und Förstern verursacht. Die Wanderausstellung zum Rotwild ist daher für Familien und Naturfreunde wie für Fachleute gleichermaßen interessant. Sie enthält Fakten über Biologie, Verhalten und Verbreitung des Rotwildes aber auch Empfehlungen, um Konflikte zwischen Landnutzern und Rotwild zu vermeiden.

Informationen zur Ausleihe finden Sie hier.

Gut Klepelshagen und das Tal der Hirsche

Leben und Wirtschaften mit der Natur – das ist die Philosophie von Gut Klepelshagen, dem Schaufenster der Deutschen Wildtier Stiftung. Im Südosten Mecklenburg-Vorpommerns verknüpfen Land- und Forstwirtschaft und der Jagdbetrieb ökonomische Ziele mit den Ansprüchen von Wildtieren. In Sachen Rotwild bedeutet dies auf der einen Seite große Ruheräume und lange Schonzeiten, auf der anderen Seite aber auch hohe Jagdstrecken.

Das Gut Klepelshagen bildet einen Eigenjagdbezirk von über 2.000 Hektar und gehört zur Hegegemeinschaft „Rothemühl“, die die Verantwortung für Rot- und Damwild, Schwarz- und Rehwild auf einer Fläche von ca. 25.000 Hektar trägt. Die Jagd wird in Klepelshagen effizient, störungsarm und zielgerichtet ausgeübt. Im Tal der Hirsche, dem landwirtschaftlich genutzten Kernbereich der Gutsflächen, der hufeisenförmig von Wald umgeben ist, herrscht auf rund 300 Hektar Offenland eine ganzjährige Jagdruhe. Alles Schalenwild hat schnell erkannt, dass es sich hier sicher fühlen kann. Die Jagdzeit auf wiederkäuendes Schalenwild endet freiwillig bereits am 31. Dezember und die Nachtjagd wird in Klepelshagen nur auf Schwarzwild ausgeübt. Das Jagdgesetz von Mecklenburg-Vorpommern ließe – leider – auch die Bejagung von Rotwild zur Nachtzeit zu.

Durch Einzeljagd vor allem im umliegenden Offenland, mehrfache gemeinsame Ansitze und wenige Bewegungsjagden mit rund 20 Schützen werden jedes Jahr rund 50 Stück Rotwild, 120 Stück Rehwild und zwischen 100 und 150 Stück Schwarzwild erlegt. Wie die Nutztiere vom Gut wird auch das Wild in der Gourmet Manufaktur Gut Klepelshagen verarbeitet.

Ansprechperson

Leiter Natur- und Artenschutz

Dr. Andreas Kinser

Dr. Andreas Kinser

Rothirsch mit Rudel in der Dämmerung.

Steckbrief Rothirsch

Das Rotwild ist Deutschlands größte Hirschart und lebt äußerst sozial in Rudeln. Erfahren Sie Spannendes aus der Welt des Rotwildes in unserem Steckbrief.

Zum Steckbrief
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Rothirsch.org

Mit der Website Rothirsch.org haben wir eine etablierte Plattform geschaffen, auf der wir wichtige Informationen sowie unsere Forderungen zum Umgang mit dieser Art veröffentlichen.

Zur Website
Rothirschkühe in Gräsern.

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