Gartenschläfer
Kleiner Bilch mit schwarzer Maske
Population in Deutschland:
Aktueller Bestand:
Zunahme
Die Bestände nehmen zu.
Stabil
Die Bestände sind stabil.
Abnahme
Die Bestände nehmen ab.
Unbekannt
Keine Angabe zur Bestandsentwicklung möglich.
Einleitung
Anders als sein Name vermuten lässt, ist der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) ursprünglich in felsigen und steinigen Nadel- und Mischwäldern zu Hause. Er gehört zur Familie der Bilche, die in Deutschland außerdem mit dem Siebenschläfer, der Haselmaus und dem extrem seltenen Baumschläfer vertreten ist. Mit seiner schwarzen „Zorro-Maske“ ist der Gartenschläfer gut vom Siebenschläfer zu unterscheiden.
Fakten
Wissenschaftlicher Name
Eliomys quercinus
Gartenschläfer: Alter
bis zu 5 Jahre
Gartenschläfer: Gewicht
50–120 g (vor dem Winterschlaf bis zu 130 g)
Sicheres Versteck
Gartenschläfer besitzen mehrere gut versteckte Nester in Nischen und Spalten, die sie bei Gefahr schnell wechseln.
Tierlaut
© Tierlaut: Dr. Elisabeth Przibilla
Nahrung
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Insekten
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Wildfrüchte
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Kleine Wirbeltiere
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Kleinvögel und Vogeleier
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Samen und Kerne
Feinde
Größe
GartenschläferMerkmale
Das Fell des Gartenschläfers ist am Rücken rötlichbraun bis grau, sein Bauch ist weiß. Besonders auffällig ist das schwarze Band, das sich um die großen, dunklen Augen und die großen, langen Ohren legt. Der Schwanz ist fast genauso lang wie der Rumpf und endet in einer schwarzweißen Quaste. Eine Sollbruchstelle in der Schwanzhaut des Bilchs sorgt dafür, dass Feinde manchmal nur den Schwanz erbeuten und der Gartenschläfer lebend entkommt.
GartenschläferKletterkünstler
Gartenschläfer sind geschickte Kletterer, die in Hecken, Sträuchern und auf Bäumen nach Nahrung suchen. Dank ihrer kräftigen Gliedmaßen und ihrer schwieligen Fußsohlen können sie sogar an Hausfassaden hochklettern. Ihr langer Schwanz hilft ihnen dabei, das Gleichgewicht zu halten. Trotz dieser Fähigkeiten verbringen Gartenschläfer im Vergleich zu anderen Bilcharten viel Zeit auf dem Boden.
GartenschläferPlaudertasche
Insbesondere während der Paarungszeit im Frühjahr sind Gartenschläfer äußerst mitteilsam. Sie beherrschen dann ein großes Lautrepertoire von Murmeln über Knarren und Keckern bis Grunzen. Weibchen signalisieren mit lautem Pfeifen ihre Paarungsbereitschaft und locken Männchen an. Die Lautäußerungen des Gartenschläfers werden sogar als Ansatz für eine neue Methode zur Kartierung der Art erforscht.
GartenschläferAuf Sparflamme
Der Gartenschläfer verschläft den ganzen Tag, denn er ist nur in der Nacht aktiv. Von Oktober bis April hält er Winterschlaf. Grund dafür ist seine Ernährung. Bilche haben im Gegensatz zu den meisten anderen Nagetieren keinen Blinddarm. Deshalb können sie keine faserreichen Pflanzenteile verdauen und leben von tierischer Kost oder Beeren. Im Winter fehlt diese Nahrungsgrundlage weitgehend, weshalb die Tiere den sogenannten Winterschlaf halten, der eigentlich eine Stoffwechselreduzierung ist. Ihre Körpertemperatur liegt dann um den Gefrierpunkt und kann rekordverdächtig auf –1 Grad sinken, ihr Herz schlägt nur noch zweimal pro Minute. Der Gartenschläfer findet sein Winterquartier meist in Baumhöhlen und Felsspalten, aber auch in Mauerschlitzen an Gebäuden. Selbst in der warmen Jahreszeit kommt es vor, dass er einige Tage Sommerruhe hält, wenn das Wetter schlecht oder das Nahrungsangebot mager ist.
GartenschläferLebensweise
Seinen ursprünglichen Lebensraum hat der Gartenschläfer in dichten Nadel- und Mischwäldern mit felsigem Untergrund in Bergregionen. Als Kulturfolger ist er heute aber auch in Gärten und sogar in der Stadt anzutreffen. Da er meist als nachtaktiver Einzelgänger unterwegs ist und sich größtenteils im Verborgenen bewegt, kann man ihn leider nur selten beobachten.
Verbreitungsgebiet
Leben in zwei Welten
Das Vorkommen des Gartenschläfers in Deutschland verteilt sich auf einzelne Gebiete im Südwesten sowie in der Mitte und im Südosten. Dabei besiedelt er zwei sehr unterschiedliche Lebensräume. In Mitteldeutschland und im Südosten bewohnt er die Hochlagen der Mittelgebirge: den Harz, das Fichtelgebirge und den Bayerischen Wald. Hier findet er in strukturreichen Nadel- und Mischwäldern mit Totholz und vielen felsigen Flächen passende Lebensbedingungen. Im Südwesten ist der Gartenschläfer Kulturfolger und in Gärten im Siedlungsbereich sowie auf Weinbergen und Obstwiesen anzutreffen. Nahrung und Schutz bieten ihm dort dichte beerentragende Hecken, begrünte Fassaden und alte Gebäude mit Spalten und Nischen, in denen er sich verstecken kann.
Nahrung
Ein Allesfresser
Der Speiseplan des Gartenschläfers ist vielfältig und variiert je nachdem, was die Jahreszeit zu bieten hat. Als Allesfresser nimmt der kleine Bilch Käfer, Tausendfüßer und Spinnen genauso gern wie Beeren und Früchte. Manchmal frisst er sogar junge Wirbeltiere wie Mäuse, Kleinvögel oder Vogeleier. Im Siedlungsraum bedient er sich auch an Vogelfutter oder Gartenfrüchten. Vor dem Winterschlaf frisst sich der Gartenschläfer eine Fettschicht an, die ihn warm hält und als Energiereserve dient.
Fortpflanzung
Familie auf Zeit
Im April, direkt nach dem Winterschlaf, geht das Männchen auf die Suche nach einer Partnerin. Ab Mai kommen dann meist vier bis sechs Jungtiere im gut gepolsterten, kugelförmigen Wurfnest zur Welt. Um ihre Aufzucht kümmert sich das Weibchen allein. Nach 18 Tagen öffnen die kleinen Bilche ihre Augen und nach einem Monat verlassen sie zum ersten Mal das Nest. Nach etwa fünf Wochen löst sich der Familienverband auf, wobei die Jungtiere den ersten Winterschlaf häufig noch gemeinsam verbringen.
GartenschläferBedrohungen
Das Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers in Europa ist in den letzten drei Jahrzehnten um circa 50 Prozent geschrumpft. In vielen Regionen ist er verschwunden. Warum, das ist immer noch unklar. Sicher ist aber, dass sich sein Lebensraum mit dem Verlust natürlicher Streuobstwiesen, der Zersiedelung unserer Landschaft und intensiver Forstwirtschaft stark verändert hat.
Waldmonokulturen sind kein Überlebensraum
Der natürliche Lebensraum des Gartenschläfers ist ein strukturreicher Wald mit artenreichen Innen- und Außenrändern, in dem neben Bäumen auch Sträucher und niedrige Gehölze wachsen. Dagegen bieten ihm die heute verbreiteten Monokulturen aus Nadelbäumen nicht genug Deckung und Nahrung. Hier findet der Bilch weder Käfer, Raupen oder Schnecken noch Beeren oder Früchte in ausreichender Menge. Wie für viele andere Wildtiere sind monotone Wälder für den Gartenschläfer kein Überlebensraum mehr.
Alltägliche Gefahren in Siedlungen
Das Leben als Kulturfolger bietet zwar Vorteile, denn der Gartenschläfer profitiert von Obst- und Gemüseanbau und Vogelfütterungen. In der Stadt lauern aber auch Gefahren, die wir Menschen leicht vermeiden könnten. So ertrinken viele Tiere in offenen Regentonnen oder verenden in Fraßschutznetzen an Obstbäumen. Auch Giftköder gegen Ratten oder Mäuse werden den Bilchen zum Verhängnis, und für Hauskatzen sind Gartenschläfer ein gefundenes Fressen.
Projekt
Der Gartenschläfer, der zur Familie der Bilche gehört, ist anpassungsfähig: Er ist ein Allesfresser und kommt in vielen unterschiedlichen Lebensräumen zurecht. Trotzdem ist unser Tier des Jahres 2023 stark gefährdet. Sein Verbreitungsgebiet in Europa ist in den letzten drei Jahrzehnten um circa 50 Prozent geschrumpft. Aus vielen Regionen ist er bereits verschwunden. Wir gehen in Sachsen-Anhalt vielversprechenden Hinweisen auf Gartenschläfer-Vorkommen nach.
Blogbeiträge
GartenschläferHelfen
Ihnen liegt der kleine Gartenschläfer am Herzen? Zu Recht, denn es ist etwas ganz Besonderes, dass er überhaupt noch in Deutschland vorkommt. Daher tragen wir gemeinsam die Verantwortung dafür, dass sich der Bestand stabilisiert und die Art erhalten bleibt. Schenken Sie dem Gartenschläfer mit Ihrer Spende jetzt Lebensraum und mehr Sichtbarkeit!