Biber
Deutschlands größtes Nagetier

Population in Deutschland:
Bedrohungsstufe:
nicht bedroht
Die Bestände haben zugenommen oder sind stabil.
rückläufig, aber nicht bedroht
Die Bestände sind bemerkbar zurückgegangen oder es ist eine Verschlechterung abzusehen.
bedroht
Die Bestände sind erheblich zurückgegangen oder durch menschliche Einwirkungen bedroht.
vom Aussterben bedroht
Ein extrem großes Risiko des Aussterbens in der Zukunft.
Helfen:
Einleitung
Der Eurasische Biber war ursprünglich in Europa und Asien heimisch, wurde jedoch im 19. Jahrhundert durch Bejagung in weiten Teilen Europas und fast ganz Deutschland ausgerottet. Durch konsequente Schutzmaßnahmen und Auswilderungen im 20. Jahrhundert haben sich die Bestände des Bibers in den letzten Jahrzehnten wieder erholt. Er lebt in langsam fließenden und stehenden Gewässern mit Gehölzen nahe dem Ufer. Wie kein anderes Tier gestaltet der Biber die Landschaft nach seinen Ansprüchen: er fällt Bäume, baut Burgen und Dämme und staut Bäche auf. Dadurch schafft er nicht nur sich, sondern auch vielen Pflanzen und Tieren einen geeigneten Lebensraum.
Fakten
lateinischer Name
Castor fiber
Biber: Alter
bis zu 20 Jahre
Biber: Gewicht
20 bis 30 kg
Die Biber-Kelle
Die Biber-Kelle ist der breit abgeflachte, beschuppte Schwanz und ein wahres Multifunktionsorgan: Sie dient als Steuer und Ruder beim Schwimmen, als Kommunikationsmittel bei Gefahr, indem mit ihr auf die Wasseroberfläche geklatscht wird, als Fettspeicher im Winter, als Stütze beim Sitzen und zur Abkühlung an heißen Tagen, indem sie ins kalte Wasser gehalten wird.

Wo gehobelt wird, fallen Späne
Biber fällen Bäume. Dabei sitzen sie auf den Hinterbeinen und benagen Bäume etwa einen halben Meter über dem Boden, quer zum Stamm. Mit den oberen Schneidezähnen haken sie in die Rinde und mit den unteren wird geraspelt. So entstehen zwei parallele, knapp 10 mm breite Rillen, rund um den ganzen Stamm – die typische „Sanduhr-Form“.
Nahrung
-
Triebe, Knospen und Blätter
-
Gräser und Kräuter
-
Rinde
-
Feldfrüchte
Feinde
Größe
BiberMerkmale
Das größte Nagetier Deutschlands ist mit seinem Körper perfekt an den Lebensraum Wasser angepasst, obwohl es nur ein paar Stunden täglich dort verbringt. Seine Gestalt ist stromlinienförmig, um den Energieverbrauch im Wasser zu reduzieren. Der kompakte Körperbau besitzt ein sehr gutes Verhältnis von Körperoberfläche zu Körpervolumen, wodurch weniger Wärme verloren geht. An Land wirkt der Biber oft plump und unbeholfen, jedoch werden seine schnellen Sprints und Kletterkünste, wie das Erklimmen von Steilufern, unterschätzt.
BiberDichter Pelz
Das Fell des Bibers ist eines der dichtesten im Tierreich und in der Regel hell- bis dunkelbraun gefärbt. Es besteht aus zwei Haartypen: den oberen langen Grannenhaaren und der dichten Unterwolle. Dazwischen bildet sich eine isolierende Luftschicht, die als Wärmeschutz und Auftrieb beim Schwimmen dient. Ein Biber besitzt bis zu 23.000 Haare pro Quadratzentimeter!
Das Fell braucht eine ausgiebige Pflege, damit es vor Nässe und Kälte schützen kann. Daher wird es regelmäßig mit einer speziellen Putzkralle (Doppelkralle) an der zweiten Zehe der Hinterfüße gekämmt und mit einem öligen Analsekret eingefettet und damit wasserabweisend gemacht.
BiberNagezähne
Der Biber besitzt je zwei Schneidezähne im Ober- und Unterkiefer, die bis zu dreieinhalb Zentimeter lang sind und nie aufhören zu wachsen. Der Zahnschmelz auf der Zahnvorderseite ist eisenoxidhaltig, daher orange und sehr hart – im Gegensatz zum Zahnschmelz auf der Zahninnenseite. Indem die harte vordere Zahnseite der unteren Zähne den weicheren inneren Zahnschmelz der oberen Zähne beim Nagen abschleift, werden die Zähne ständig geschärft. Eine kräftige Kiefermuskulatur ermöglicht die nötige Beißkraft für das Fällen von Bäumen. Da Biber zwischen Schneide- und Backenzähnen eine Lücke besitzen, können sie ihre Lippen zurückziehen und damit den Mundraum vollständig schließen. So kann beim Tauchen kein Wasser in den Mundraum gelangen und es erlaubt den Tieren, unter Wasser zu fressen.
BiberSinnesorgane
Augen, Nasen und die kleinen Ohren liegen hoch am Kopf auf einer Linie. Beim Schwimmen kann er somit fast vollständig abtauchen und nur den oberen Kopf über Wasser halten. Dadurch kann er Gefahren rechtzeitig wahrnehmen, ohne selbst entdeckt zu werden. Biber können bis zu 15 Minuten unter Wasser bleiben, Nase und Ohren sind dabei verschlossen und die Augen werden durch ein zusätzliches Augenlid geschützt. Während der Hör- und Geruchssinn sehr gut ausgebildet sind, können Biber nur sehr schwach Grauschattierungen im Nahbereich sehen. Mit Hilfe von Tasthaaren an der Schnauze können sich die Tiere im trüben Wasser und beim Eintauchen in die Biberburg orientieren.
BiberLebensweise
Der dämmerungs- und nachtaktive Biber gestaltet wie kaum eine andere Tierart seine Umwelt derartig umfangreich. Damit schafft er eine Vielfalt an Lebensräumen und Strukturen und trägt wesentlich zur Dynamik von Gewässerlandschaften bei. Die vom Biber gestalteten Flüsse bieten den besten Hochwasserschutz. Als ausgesprochenes Familientier lebt er in Biberbauen, die auf verschiedene Weise gebaut werden können, aber immer zwei Funktionen besitzen: einen sogenannten Wohnkessel in der Mitte des Baus und den Eingang unter Wasser.
Lebensraum

Landschaftsgestalter
Biber fällen Bäume, um an Nahrung zu gelangen und Dämme und Burgen zu bauen. Als Vegetarier fressen sie die schmackhaften jungen Zweige und Knospen hoch oben aus den Baumkronen sowie im Winter die Rinde. Sie bevorzugen Weichhölzer wie Weiden und Pappeln. Diese schnellwachsenden Pionierarten treiben nach kurzer Zeit wieder aus und auf den freien Flächen können sich durch den „Kahlschlag“ licht- und wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten ansiedeln. Aus den größeren Ästen bauen sich die Tiere ihre Biberburg. Zum Schutz vor Feinden liegt der Eingang immer unter Wasser. Wenn der Wasserstand nicht ausreicht oder zu stark schwankt, baut der Biber Dämme, um den Pegel zu erhöhen und konstant zu halten. Dadurch vergrößert sich die Wasseroberfläche und verringert sich die Fließgeschwindigkeit. Mit diesen „Biberteichen“ schafft der Biber wichtigen Lebensraum für viele Pflanzen, Fische, Amphibien, Insekten und Vögel. Nebenbei werden die Ufer befestigt, der Versandung von Flüssen wird vorgebeugt und Überschwemmungen werden abgemildert. Bäume und Stämme, die der Biber liegen lässt, erhöhen den Lebensraum Totholz im Gebiet.
Fortpflanzung

Gesellige Familienbande
Biber leben in Familienverbänden, die in der Regel aus den Elterntieren und den letzten zwei Jungtiergenerationen bestehen. Zwischen April und Juni bringt das Weibchen ein bis vier Junge zur Welt. Die ältesten geschlechtsreifen Biber müssen nun das elterliche Revier verlassen. Die Jungen bleiben den ersten Monat im sicheren Wohnkessel der Biberburg, der zentrale Mittelpunkt der Familie. Der Nachwuchs wird von Eltern und den älteren Geschwistern aufgezogen. Die Familie legt meist mehrere verschiedene Wohnbaue an: vom einfachen Erdbau bis zur vollständig von Wasser umgebenen Biberburg. Die Wohnkessel sind etwa 30-40 cm hoch und einen Meter breit im Durchmesser. Alte Baue können eine Breite von über zehn Metern erreichen und besitzen mehrere Eingänge und Kessel. Zusätzlich gräbt der Biber im Revier verteilt unterschiedliche Röhren. Sie dienen als Fluchtröhren, verbinden zwei nebeneinander liegende Gewässer oder bieten einen versteckten Ausstieg. Das Revier wird von allen Familienmitgliedern mit Bibergeil, einem öligen Sekret aus Drüsen am Hinterkörper, markiert und verteidigt.
Verhalten

Im Biberrevier
Biber leben bevorzugt in langsam fließenden und stehenden Gewässern mit weichen Gehölzarten in Ufernähe. Ihre Ausbreitung in viele Gebiete zeigt jedoch, dass sie in ihrer Lebensraumwahl sehr flexibel sind, da sie die Landschaft einfach nach ihren Ansprüchen umgestalten können. Es sind nur wenige Voraussetzungen, die der Biber an ein Gewässer stellt. Es muss ausreichend tief zum Schwimmen und Tauchen sein und damit das Wasser im Winter nicht bis auf den Grund zufriert. Das Ufer muss zum Graben geeignet sein, damit Baue und Röhren angelegt werden können. Die wichtigste Voraussetzung sind jedoch die Bäume als Nahrungsquelle.
Da Biber auf das Wasser angewiesen sind, nutzen sie die Ufer nur bis zu 50 Meter ins Landinnere, die Reviergröße ist abhängig von der Menge an vorhandenen Bäumen. Die Nähe von Menschen macht dem Biber nichts aus. Für die dauerhafte Besiedelung ist es nur wichtig, dass die Menge an gefällten Bäumen im Jahr wieder nachwachsen kann.
Foto: Gerhard Schenk, Naturkundliches Bildungszentrum Ulm
BiberBedrohungen
Früher wurde der Biber aufgrund seines Pelzes von Menschen gejagt. Mittlerweile ist er vor allem durch die Zerstörung seines Lebensraumes sowie durch Verkehrsunfälle gefährdet. Die Hauptgefahr besteht jedoch für Jungtiere durch Greifvögel oder Raubfische. In Deutschland steht der Biber daher auf der Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Arten.
Hohe Jungtiersterblichkeit
Etwa 60-75 % der Jungtiere überleben die ersten zwei bis drei Lebensjahre nicht. Die meisten Jungen ertrinken. Gerade im Frühjahr, wenn durch Starkregen oder Schneeschmelze Hochwasser und starke Strömungen herrschen, sind die Jungen meist noch zu schwach, um den Bau tauchend verlassen zu können und werden dabei weggespült. Auch natürliche Feinde wie Greifvögel, Raubfische oder Füchse sind fast ausschließlich für die jungen Biber gefährlich.

Lebensraumverlust durch menschliche Landnutzung
Der Biber ist besonders durch menschliche Eingriffe in seinen Lebensraum gefährdet.
Die landwirtschaftliche Bewirtschaftung reicht oft bis an die Gewässerufer, wodurch ursprüngliche Auenlandschaften fehlen und damit die typischen schnell wachsenden Auengehölze wie Weiden und Pappeln – die bevorzugte Nahrung des Bibers.
Da der Biber in der Lage ist, sich in einem gewissen Rahmen anzupassen und den für ihn ungenügenden Lebensraum nach seinen Bedürfnissen umzugestalten, kollidieren seine Nutzungsansprüche mit denen des Menschen. Konflikte sind dann vorprogrammiert. Wenn seine bevorzugte Nahrung fehlt, vergreift der Biber sich auch mal an Obstbäumen und Feldfrüchten wie Zuckerrüben oder Mais an den Feldrändern. Sein unterirdisches Tunnelsystem kann eine Gefahr für die Landmaschinen sein, wenn durch das Gewicht die Röhren einbrechen. Das durch die Dämme aufgestaute Wasser kann die Felder stark vernässen oder überfluten, was zu Ernteeinbußen führen kann. Ein Management ist in Biber-Siedlungsgebieten unumgänglich, zum Beispiel durch Beratung und finanzielle Entschädigung.

Tod auf der Straße
Die Zerschneidung der Reviere und hohe Siedlungsdichten zwingen die Tiere immer häufiger, Straßen zu überqueren – gerade zu Zeiten der Reviersuche bei Jungbibern. Der Straßenverkehr ist für 40-50 % der Todesursachen verantwortlich.
BiberWas wir tun
Wir schaffen Lebensraum für Biber auf der stiftungseigenen Naturerbefläche Schwichtenberg in Mecklenburg-Vorpommern. Der menschliche Einfluss ist dort sehr gering, die Natur soll im Wesentlichen vollkommen sich selbst überlassen werden.
Lebensraum auf Nationalen Naturerbeflächen
In den großen Feuchtgebieten und angrenzenden Wasserflächen in Schwichtenberg, der größten Naturerbefläche der Deutschen Wildtier Stiftung, wird das Vorkommen von Fischotter und Biber gefördert. Der überwiegende Teil der Agrarflächen wurde bereits auf eine ökologische Bewirtschaftung umgestellt. Es werden die Renaturierung von Bachläufen sowie die extensive Bewirtschaftung der Gewässerrandbereiche und der angrenzenden Nutzungsflächen gefördert. Zudem setzt sich die Deutsche Wildtier Stiftung für die Anpflanzung von Weichhölzern nahe der Gewässerränder ein.
Projekte
Die Deutsche Wildtier Stiftung hat kein eigenes Schutzprojekt zum Biber. Der Biber profitiert jedoch von vielen Projekten, die die Deutsche Wildtier Stiftung zu anderen Tierarten durchführt und durch die natürlicher Lebensraum geschaffen wird.
BiberHelfen
Auf unseren Naturerbeflächen schaffen wir Lebensräume für den Biber. Unterstützen Sie uns dabei mit einer Spende!