Goldschakal

Ein heimlicher Neuankömmling

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Bestand in Deutschland:

unbekannt

Bestandstrend:

Zunahme

Die Bestände nehmen zu.

Stabil

Die Bestände sind stabil.

Abnahme

Die Bestände nehmen ab.

Unbekannt

Keine Angabe zum Bestandstrend möglich.

Auf dem Weg nach Westen

Weitgehend unbemerkt breitet sich der dämmerungs- und nachtaktive Goldschakal (Canis aureus) in Deutschland aus. Bislang erstreckte sich sein Verbreitungsgebiet von Südostasien bis nach Ost- und Südeuropa. Jetzt erweitert es sich auf natürliche Weise Richtung Norden und Westen. Der Goldschakal ist etwas größer als ein Fuchs und lebt meist in kleinen Familienverbänden. Als sehr anpassungsfähiges Raubtier mit einem breiten Nahrungsspektrum kommt er in vielen unterschiedlichen Lebensräumen zurecht. In Deutschland wurde der erste Goldschakal 1997 in Brandenburg nachgewiesen. 2021 zeigte sich in Baden-Württemberg, dass sich Goldschakale hierzulande fortpflanzen, und ein Jahr später wurden Jungtiere auch in der Lüneburger Heide in Niedersachsen gesichtet.

Fakten

Wissenschaftlicher Name

Canis aureus

Goldschakal: Alter

8 bis 9 Jahre

Goldschakal: Gewicht

Weibchen 10 kg, Männchen 11 kg, manche Exemplare bis zu 15 kg

Pfotenabdruck

Goldschakal - Illustratorin: Laura Fuchs

Ruf des Goldschakals

Nahrung

  • Amphibien

  • Reptilien

  • Insekten

  • Feldfrüchte

  • Aas

  • Kleinvögel und Vogeleier

  • Kleinsäuger

  • Paarhufer

Feinde

Wolf Luchs Steinadler (Welpen) Seeadler (Welpen)

Größe

GoldschakalMerkmale

Der Goldschakal gehört zu den mittelgroßen Raubtieren. Er ist etwas größer als ein Fuchs, aber deutlich kleiner als ein Wolf. Seine Beine sind etwas länger als die des Fuchses, sein Schwanz im Verhältnis zum Körper viel kürzer. Die Spur des Goldschakals ähnelt der eines großen Fuchses. Die beiden Mittelballen sind aber im unteren Teil miteinander verwachsen – eine Besonderheit unter den Hundeartigen, die man besonders gut an den breiten vorderen Pfotenabdrücken erkennt. Die Ohren des Goldschakals laufen spitz zu und liegen weit auseinander. Sein Kopf wirkt auffällig klein im Verhältnis zum Körper.

GoldschakalGoldenes Fell

Das Fell des Goldschakals ist gelblich-grau, manchmal auch rötlich und am Rücken sowie an der Schwanzspitze dunkel gefärbt. An den Seiten und den Beinen ist es gelb oder goldfarben. Unterhalb der braunen Gesichtsmaske trägt der Goldschakal eine weiße Zeichnung, die um die Schnauze und entlang des Kinns und der Halsunterseite verläuft. Die Nackenhaare sind etwas länger und können eine auffällige Mähne bilden, im Kampf stellt der Goldschakal sie manchmal auf. Im Winter ist das Fell länger und üppiger, und die Farbkontraste treten deutlicher hervor.

GoldschakalUngeliebte Verwandtschaft

Der Goldschakal jagt ähnlich wie ein Fuchs: Er lauert seiner Beute auf und springt überraschend auf sie los. Neben kleineren Tieren frisst er auch pflanzliche Kost und sogar Abfälle von Menschen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Dank des breiten Nahrungsspektrums kann er sich an viele unterschiedliche Lebensräume anpassen – auch darin ähnelt er seinem Verwandten. Wo beide Arten parallel vorkommen und sich die Beutetiere teilen müssen, nimmt die Dichte der Füchse ab. Die Rotpelze meiden offenbar die Gesellschaft von Goldschakalen. Gefährlich wird es für Goldschakale, wenn sie auf Wölfe treffen. Mitunter werden sie von den größeren Raubtieren getötet. Es kommt vor, dass lokale Goldschakalbestände abwandern oder ausgelöscht werden, wenn Wölfe auftauchen.

GoldschakalDie Duftmarke zählt

Wie alle Hundeartigen verständigen sich Goldschakale vor allem durch Geruchssignale. Kot- oder Urinmarkierungen an markant platzierten Steinen oder auf Erhebungen geben aber nicht nur Artgenossen und Familienmitgliedern, sondern auch anderen Tierarten Auskunft. Neben Füchsen reagieren vor allem Wölfe darauf. Innerhalb einer Familie oder zwischen Familienverbänden verständigen sich Goldschakale auch mit Lautäußerungen wie Rufen, Heulen oder heiserem Bellen.

GoldschakalLebensweise

Goldschakale sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Sie leben in einem flexiblen Sozialsystem: während der Jungenaufzucht im Frühjahr und Sommer im kleinen Familienverband, den Rest des Jahres als Paar. Männchen und Weibchen bleiben ein Leben lang zusammen. Sie markieren ihr fünf bis fünfzehn Quadratkilometer großes Territorium gemeinsam und gehen auch zusammen auf die Jagd.

Lebensraum

imagebroker.com Bernd-Lamm;

Vielerorts zu Hause

Goldschakale kommen in vielen Lebensräumen zurecht und können sich an verschiedene Gegebenheiten anpassen. Wichtig ist, dass sie ausreichend Deckung haben: Wälder, Gehölze oder Riedgebiete bieten ihnen Ruheplätze und Verstecke für die Jungtiere. Gute Bedingungen und genügend Nahrung finden Goldschakale in Feuchtgebieten, in vielfältigem Halboffenland, aber auch in einer abwechslungsreichen Agrarlandschaft mit Hecken und Feldgehölzen. Gehölzfreie Landschaften ohne Versteckmöglichkeiten meiden sie eher. Gelegentlich suchen die Tiere Siedlungsräume auf, wenn sie dort Zugang zu Futterquellen haben.

Nahrung

imago images/BIA

Tierischer Flexitarier

Ihre Ernährung passen Goldschakale flexibel an die Saison und den Lebensraum an. Dabei sind kleinere Tiere ihre Hauptnahrung. Nachts und in der Dämmerung gehen sie allein oder in kleinen Gruppen auf die Jagd nach Langschwanzmäusen, Wühlmäusen oder Hasenartigen, fressen aber auch Gelege und Jungvögel von Bodenbrütern sowie Amphibien, Reptilien, größere Insekten und Aas. Selten erbeuten sie Paarhufer wie Rehe oder Hausschafe – dann vor allem Jungtiere. Für Raubtiere eher ungewöhnlich, fressen Goldschakale auch viel pflanzliche Kost, je nach Saison gerne Beeren, Fallobst, Weintrauben oder Maiskörner. In Siedlungen können Abfälle, Komposthaufen, Haustierfütterungen oder Schlachtabfälle ergiebige Nahrungsquellen für sie sein.

Fortpflanzung

Goldschakal Weibchen mit vier Jungen beim Fressen
imageBROKER.com / G&M Therin-Weise

Der Nachwuchs hilft mit

Im Alter von ein bis zwei Jahren werden Goldschakale geschlechtsreif, Paarungszeit ist im Januar und Februar. Nach einer Tragzeit von 60 bis 63 Tagen bringt das Weibchen zwischen Ende April und Anfang Mai drei bis fünf, selten mehr Welpen zur Welt. Für die Geburt zieht sich die Mutter in verlassene Fuchs- oder Dachsbaue zurück, die ersten Wochen verbringen die Jungen in gut abgeschirmten Bereichen wie Schilf oder Dickicht. Die kleinen Goldschakale werden acht Wochen lang gesäugt und bleiben bis zum nächsten Frühjahr bei den Eltern. Einzelne Jungtiere wandern nicht mit der Geburt ihrer jüngeren Geschwister ab, sondern bleiben noch länger im elterlichen Rudel. Ähnlich wie bei den Wölfen, unterstützen sie die Elterntiere bei der Aufzucht der nächsten Generation.

GoldschakalBedrohungen

Der Goldschakal ist in Anhang V der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) aufgeführt. Die EU-Länder haben sich dazu verpflichtet, bei allen dort genannten Arten den sogenannten günstigen Erhaltungszustand zu sichern und ein Monitoring durchzuführen. In Deutschland und Mitteleuropa breitet sich der Goldschakal gerade erst aus und ist daher nicht bedroht. Er ist in Deutschland kein jagdbares Wild nach dem Bundesjagdgesetz. In Niedersachsen steht er zwar auf der Liste jagdbarer Arten, genießt aber eine ganzjährige Schonzeit.

GoldschakalWas wir tun

Die Deutsche Wildtier Stiftung setzt sich dafür ein, dass natürliche Lebensräume für Wildtiere geschaffen und erhalten werden. Wir engagieren uns zum Beispiel für eine wildtierfreundliche Landwirtschaft mit vielfältigen Agrarflächen und den Erhalt und die Wiedervernässung von Feuchtgebieten. Damit schützen wir auch die Lebensräume, die der Goldschakal gerne besiedelt.

Wo Natur Natur sein darf

Lebensraum schützen

Unsere Flächen des Nationalen Naturerbes mit ihren großen, zusammenhängenden Waldgebieten und Offenlandflächen sind wichtige Rückzugsräume für den Goldschakal und viele andere Wildtiere. Hier darf sich die Natur frei entfalten und Wildnis entstehen. Schon jetzt gibt es kaum menschliche Eingriffe, langfristig überlassen wir die Gebiete komplett sich selbst.

GoldschakalHelfen

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Spenden für NNE Foto: B. Lasdin

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