Alpenschneehase

Ein Eiszeitrelikt in Gefahr

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Population in Deutschland:

extrem selten

Aktueller Bestand:

Zunahme

Die Bestände nehmen zu.

Stabil

Die Bestände sind stabil.

Abnahme

Die Bestände nehmen ab.

Unbekannt

Keine Angabe zur Bestandsentwicklung möglich.

Einleitung

Wer ihn entdeckt, hat Glück gehabt. Denn der Alpenschneehase (Lepus timidus varronis) ist nur in einem kleinen Areal in Deutschland anzutreffen. Und wer ihm im Sommer begegnet, wird im Zweifel keinen Unterschied zum Feldhasen erkennen. Der an die winterlichen Bedingungen der Alpen und polaren Breiten sehr gut angepasste Schneehase ist ein sehr beeindruckendes Tier. Leider wird sein Vorkommen insbesondere durch den Klimawandel immer weiter eingeschränkt, und die extrem seltene Art verliert weiter an Boden.

Fakten

Wissenschaftlicher Name

Lepus timidus varronis

Alpenschneehase: Alter

bis zu 8 Jahre

Alpenschneehase: Gewicht

von 1,4 bis 3,2 kg

Fellwechsel

Schneehasen sind durch ihren Fellwechsel ideal an die Alpen angepasst. Vor dem Winter wird das braune Haarkleid durch ein weißes Fell ersetzt. Dieses dient nicht nur zur Tarnung, sondern verbessert auch die Isolierung, da die weißen Haare luftgefüllt sind.

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Der Iglubewohner

Bei hohen Schneelagen lässt sich der Schneehase gern einschneien oder gräbt sich kleine Höhlen in den Schnee. Auf diese Weise nutzt er die dämmenden Eigenschaften des Schnees, nur ein kleiner Luftschacht wird für die Sauerstoffversorgung offen gehalten.

Nahrung

  • Gräser und Kräuter

  • Triebe, Knospen und Blätter

Feinde

Greifvögel Fuchs Marder Rabenvögel

Größe

AlpenschneehaseMerkmale

Der Schneehase ist ein extrem seltenes Tier in Deutschland. Er kommt nur im Alpenraum ab einer Höhe von 1.300 Metern vor. Seine nahe Verwandtschaft mit dem Feldhasen (Lepus europaeus) ist unverkennbar. Im Vergleich zum Feldhasen ist der Schneehase jedoch kleiner und seine Ohren sind deutlich kürzer. Charakteristisch ist sein Fellwechsel, eine Anpassung an den alpinen Lebensraum. Die stark behaarten und breiten Pfoten ermöglichen ihm, auch auf Schnee sehr gut voranzukommen.

AlpenschneehaseDer Gestaltwandler unter den Hasen

Das Fell eines Tieres dient der Tarnung und der Isolierung. Der Schneehase hat beides optimiert. Im Sommer ist er graubraun gefärbt, ab dem Herbst verfärbt er sich schneeweiß.

Auf diese Weise ist er der Umgebung perfekt angepasst, nur in der Übergangszeit scheint gelegentlich die Fellfarbe nicht ganz zu passen. Das Winterhaar besteht aus einer feinen Unterwolle und den längeren Grannenhaaren, die hohl und mit Luft gefüllt sind. Somit isolieren sie perfekt und reduzieren im Vergleich zum Sommerhaar den Energieverlust um etwa 25 Prozent.

Ein eindeutiges Merkmal, um den Schneehasen auch im Sommer vom Feldhasen zu unterscheiden, ist die Blume (so wird der kleine Schwanz des Hasen genannt): Sie ist einheitlich weiß, während die des Feldhasen auf der Oberseite schwarz gefärbt ist.

AlpenschneehaseDer Energiesparer

Die Allensche Regel besagt, dass bei verwandten Säugetierarten exponierte Körperteile in kalten Gebieten in der Relation zum Körper kürzer ausgebildet sind als in wärmeren Gebieten. Entsprechend sind Beine und Ohren des Schneehasen kürzer als die des Feldhasen. Dies ist eine Anpassung an die tieferen Temperaturen, da dadurch das Verhältnis von Körperoberfläche zu -volumen günstiger wird. Einer weiteren Regel folgend werden nah verwandte Tiere mit zunehmender Entfernung vom Äquator größer (Bergmannsche Regel). Das Verbreitungsgebiet des Schneehasen ist das nördliche Eurasien. Die Alpen sind der südlichste Teil dieses Gebietes, daher ist der in den Alpen vorkommende Schneehase die kleinste Unterart, skandinavische Schneehasen sind deutlich größer.

Eine weitere Anpassung an den Winter sind die Pfoten des Schneehasen: Sie sind deutlich verbreitert und stark behaart. Durch die vergrößerte Auftrittsfläche sinkt der Schneehase weniger tief in den Schnee ein. Entsprechend leichter fällt es ihm, sich fortzubewegen oder vor Feinden, wie etwa dem Fuchs, zu flüchten.

AlpenschneehaseLebensweise

Die Lebensweise des Schneehasen wird insbesondere durch die extremen Witterungen in seinem Lebensraum geprägt. Neben vielen physiologischen Anpassungen haben sich einige Verhaltensweisen etabliert, die es ihm ermöglichen, auch bei Eiseskälte und hohen Schneelagen zu überleben. Er ist ein vorwiegend nacht- und dämmerungsaktives Tier. Dies ist eine Anpassung an die zahlreichen Beutegreifer, wie etwa den Steinadler, die dem Schneehasen am Tage gefährlich werden können.

Grenzgänger im alpinen Gelände

Fotoquelle: imagebroker.com

Die Gletscher der letzten Eiszeit zwangen typische Vertreter der Taiga- und Tundra-Lebensräume, in den Mittelmeerraum auszuweichen. Nach dem Rückzug der Eismassen wanderten diese Tierarten wieder zurück gen Norden. Einige, darunter der Schneehase, blieben in den Alpen hängen. Diese Population ist nun von den anderen Schneehasenbeständen getrennt. In den Alpen bewohnt die Art Höhenlagen ab 1300 Metern. Je nach Jahreszeit bevorzugt der Schneehase unterschiedliche Gebiete, entscheidend für seine Standortwahl sind aber die Nahrungsverfügbarkeit und die vorhandene Deckung. Im Bereich der Baumgrenze fühlt er sich besonders wohl, da er hier zwischen alpinen Weiden und Schutz bietenden Latschen und Bäumen wechseln kann.

Nahrung

Fotoquelle: imagebroker.com

Schneehasen ernähren sich in den Alpen von Gräsern und Kräutern. Ihr Speiseplan wird im Winter durch Knospen, Rinde und junge Triebe ergänzt. Wie alle Hasenartigen können auch Schneehasen selbst schwer verdauliche Pflanzenteile mithilfe von Mikroorganismen im Blinddarm aufschließen. Sie produzieren zwei verschiedene Typen von Kot. Einmal die harten Kotpillen, die man im alpinen Gelände finden kann und die hauptsächlich aus Grasstücken bestehen. Zum anderen scheiden sie den sehr weichen Blinddarmkot aus, der direkt aus dem Anus wieder aufgenommen und abgeschleckt wird. Durch diese sogenannte Caecotrophie können Schneehasen jene Nährstoffe erlangen, die ihnen die Mikroorganismen im Blinddarm bereitgestellt haben. So können sie auch bei Nahrungsknappheit das Maximum aus der pflanzlichen Nahrung herausholen.

Früh auf sich gestellt

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Wie bei allen Hasen sind die Anzahl und das Überleben der Jungtiere im Wesentlichen von den Witterungsbedingungen abhängig. Entsprechend der Höhenlage unterscheiden sich Anzahl und Größe der Würfe. Hoch gelegen: zwei Würfe mit drei Junghasen, tiefer gelegen: drei Würfe mit zwei Junghasen. Die Anzahl der insgesamt in einem Jahr pro Häsin geborenen Junghasen ist damit in allen Lebensräumen identisch.

Schneehasen gebären Laufjunge, das heißt der Nachwuchs kommt sehend und behaart auf die Welt, meist geschützt in Felsnischen oder unter Bäumen. Nur einmal in der Nacht sucht die Häsin die Jungen auf, um diese zu säugen. Dieses Verhalten soll die Jungtiere vor der Aufmerksamkeit der Beutegreifer schützen. Die Säugezeit beträgt bis zu sechs Wochen, wobei die jungen Hasen bereits nach neun Tagen erste pflanzliche Nahrung fressen. Nach der Entwöhnung sind die Junghasen auf sich selbst gestellt. Bis zum folgenden Jahr überlebt aber nur ein geringer Anteil.

AlpenschneehaseBedrohungen

Anders als beim Feldhasen spielt die intensive Landwirtschaft im hochalpinen Raum eine untergeordnete Rolle. Dem Schneehasen machen vielmehr der Klimawandel und Störungen im Winter zu schaffen.

Wenn die Tarnung zum Verhängnis wird

Klimawandel

Schneehasen sind perfekt an das alpine Klima angepasst. Mit zunehmender Erwärmung und veränderten Schneebedingungen wird es für sie aber eng. Fellwechsel und Schneefälle passen gerade in niederen Lagen nicht mehr zusammen. Die Hasen sind schon weiß, wenn noch gar kein Schnee gefallen ist, bzw. sie sind noch weiß, wenn der Schnee bereits wieder geschmolzen ist. Durch das weiße Winterfell präsentiert sich der Schneehase daher in schneearmen Zeiten für Prädatoren wie auf dem Präsentierteller. Fuchs und Adler haben leichteres Spiel.

Schlechte Tarnung des Alpenschneehasen
Fotoquelle: imageBROKER.com / Stefan Huwiler

Wenn Feldhasen Schneehasen bedrohen

Hybridisierung

Bedingt durch den Klimawandel müssen Schneehasen immer häufiger in höhere Lagen ausweichen. Aber es gibt noch einen anderen Treiber, nämlich den Feldhasen. Dieser strebt von den Tallagen auch in immer höhere Lagen, sodass sich die Verbreitungsgebiete zunehmend überlappen. Feldhasen sind aufgrund ihrer Größe nicht nur Konkurrenten, die Schneehasen in ungeeignetere Nahrungsplätze verdrängen, sondern sie verpaaren sich auch mit ihren weißen Verwandten. Diese Hybride werden im Alpenraum immer häufiger. Für den Schneehasen wird es also eng.

Stress in Skigebieten

Tourismus

Mit dem Ausbau der Skigebiete und dem Trendsport Tourenski werden beruhigte alpine Bereiche, die der Schneehase bevorzugt, immer kleiner. Schneehasen meiden Skigebiete und zeigen in unmittelbarer Nähe zu diesen eine erhöhte Ausschüttung von Stresshormonen. Diese wiederum können langfristig auf Kosten des Immunsystems oder der Kondition gehen und somit die Überlebenschancen verringern. Skifahrer, die abseits der Pisten unterwegs sind, stellen einen besonders großen Störfaktor dar. Nicht nur für Schneehasen, sondern auch für andere Wildtiere der Alpen.

AlpenschneehaseWas wir tun

Die Deutsche Wildtier Stiftung begeistert Menschen für den Alpenschneehasen, gibt ihm eine Stimme und macht auf die vorhandenen Bedrohungen aufmerksam. Denn erst mit dem Wissen über Biologie und Bedrohung der Arten werden wir Menschen uns den großen und kleineren Herausforderungen wie dem Klimawandel oder naturverträglicheren Wintersportkonzepten erfolgreich stellen können.

Lebensraum schützen

Lebensraum schützen

Durch die Nutzung der alpinen Hochlagen für Naturtourismus und Wintersport wird der Lebensraum des Alpenschneehasen immer kleiner. Dies gilt auch für einen anderen Bewohner seines Lebensraumes – die Gams. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert daher seit Jahren, Wildschongebiete nach Vorbild der europäischen Nachbarländer auszuweisen, in denen sich neben der Jagd auch der Wintersport und der Naturtourismus zurücknehmen müssen. Von solchen Gebieten würde auch der Alpenschneehase profitieren.

AlpenschneehaseHelfen

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Die Landschaft der Alpen ist so faszinierend wie spektakulär, aber auch unwirtlich. Die Tierarten, die hier leben, haben sich daran angepasst und kommen mit Wind, Kälte, Schnee und kargen Böden gut zurecht. Doch auch für diese Spezialisten wird es zunehmend schwierig. Denn die Lebensbedingungen im Gebirge ändern sich – schneller, als die Wildtiere sich darauf einstellen können.

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