Igel

Beliebter Stachelritter liebt die Stadt

Steckbrief Igel

Population in Deutschland:

keine Angabe möglich

Aktueller Bestand:

Zunahme

Die Bestände nehmen zu.

Stabil

Die Bestände sind stabil.

Abnahme

Die Bestände nehmen ab.

Unbekannt

Keine Angabe zur Bestandsentwicklung möglich.

Einleitung

In Deutschland kommen zwei Arten von Igeln vor. Wobei der seltene Nördliche Weißbrustigel (Erinaceus roumanicus) laut Roter Liste 2020 als ausgestorben / verschollen gilt. Der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) ist fast im ganzen Land verbreitet. Er lebt als Einzelgänger und gehört wie Spitzmäuse und Maulwürfe zu den Insektenfressern. Früher lebten Igel in reich gegliederten Landschaften mit Hecken, Waldrändern und Gärten. Heutzutage sind Igel besonders in Siedlungsbereichen mit Gärten und Grünanlagen häufig. Igel ernähren sich von einer Vielzahl von bodenlebenden Wirbellosen, wie Regenwürmer, und Insekten, wie Ohrwürmer, Käfer oder Kellerasseln.

Fakten

Wissenschaftlicher Name

Erinaceus europaeus

Igel: Alter

bis zu 7 Jahren

Igel: Gewicht

350 - 1500 g

Stacheln

Charakteristisch für den Igel sind seine Stacheln, die der Verteidigung gegen Feinde dienen. Bei den Stacheln handelt es sich um verhornte Haare. Ein ausgewachsener Igel besitzt zwischen 6.000 und 8.000 Stacheln.

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Grunzen

Igel schnaufen, wenn sie ihre Umgebung erkunden, sie schmatzen laut beim Fressen und droht Gefahr, verteidigen sie sich mit lautem Fauchen. Während der Paarungszeit geben Igel laute Schnarch- oder Keckgeräusche von sich .

Nahrung

  • Insekten

  • Kleinvögel und Vogeleier

  • Wirbellose

  • Kleinsäuger

Feinde

Uhu Dachs Marder Fuchs

Größe

IgelMerkmale

Der Igel ist unverwechselbar. Kein anderes heimisches Tier hat einen Stachelpelz. Der Igel ist etwa kaninchengroß und hat eine gedrungene Körperform. Während die Unterseite braun und ohne Stacheln ist, haben die einzelnen Stacheln auf Kopf und Rückenpartie einen Farbverlauf von braun über weiß bis hin zu fast schwarz.

IgelStachelpelz

Zur Abwehr von Fressfeinden trägt der Igel ein robustes Stachelkleid auf der Oberseite und ist in der Lage, sich in Gefahrensituationen zu einer Kugel einzurollen. Durch die so aufgestellten Stacheln ist er fast unangreifbar. Die Farbe der Stacheln variieren von beige bis braun, dadurch ist der Igel im dichten Laub und auf dem Boden gut getarnt. Igel besitzen ihre Stacheln schon bei der Geburt, sie sind jedoch weich und noch nicht ausgehärtet. Ein erwachsener Igel trägt 6000 bis 8000 der kleinen Nadeln, die jeweils mit einem eigenen Muskel ausgestattet sind. So wird das Einrollen zu einem komplexen Zusammenspiel vieler Muskeln.

IgelGeräusche

Igel sind sehr geräuschvolle Tiere. Man hört sie durchs Unterholz rascheln, wo sie auf Nahrungssuche sind. Wenn Sie etwas zu fressen gefunden haben, schmatzen sie laut und knacken bisweilen Schneckenhäuser und Insektenpanzer. Am lautesten sind Igel jedoch, wenn die einzelgängerisch lebenden Tiere auf Artgenossen treffen und in Streit oder auch Paarungslaune geraten. Dann geben sie ein Keckern von sich und können sogar fauchen und kreischen.

IgelLebensweise

Der Igel lebt einzelgängerisch und ist vorwiegend nachtaktiv. Igel sind Einzelgänger und haben feste Territorien, die sich überlagern können. Sie zeigen in der Regel jedoch kein Territorialverhalten, sondern gehen Artgenossen aus dem Weg. Sie ernähren sich von bodenlebenden Wirbellosen und verschlafen den Tag in selbst gebauten Nestern, in denen sie auch Winterschlaf halten. Waren früher Igel in einer Reihe von reich strukturierten Lebensräumen häufig, so sind sie heutzutage vorwiegend in Siedlungsgebieten zu finden. Igel sind somit auch als Kulturfolger zu sehen.

Lebensraum

Igel im Laub

Typischer Kulturfolger

Igel stellen keine hohen Ansprüche an ihren Lebensraum. Einzige Voraussetzung ist, dass sie auf kleinem Raum ausreichend Futter und Versteckmöglichkeiten finden. Früher war eine kleinräumige und abwechslungsreiche Kulturlandschaft der natürliche Lebensraum für Igel. Doch Hecken und Gehölze sowie artenreiche Magerwiesen sind im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft mittlerweile verschwunden und damit auch die Lebensgrundlage des Igels. Im Siedlungsbereich fanden die Stachelritter jedoch einen neuen Lebensraum: In naturnahen Gärten und Parks finden sie auch die Strukturvielfalt, die sie brauchen. Der Igel ist damit ein typischer Kulturfolger. In der abwechslungsreichen Stadt sind die Reviere von Igeln oft recht klein und beschränken sich auf wenige Fußballfelder. Urbane Igel haben ihre Nester oft in direkter Nähe des Menschen, z.B. in Gebüschen an Hauswänden oder unter Abdeckungen. Die Menschen bemerken dies meist nicht.

Nahrung

Igel frisst Tomate

Was fressen Igel?

Igel sind keine Vegetarier und haben ein breites Nahrungsspektrum. Sie fressen Insekten, wie Laufkäfer, Nacht- oder Tagfalter, Wirbellose wie Regenwürmer und gelegentlich Schnecken, aber auch Spinnen, Vogeleier und kleine Säugetiere. Fallobst wird höchstens beiläufig von Igeln gefressen, denn sie haben es auf die darin befindlichen Würmer und Maden abgesehen. Bei der Futtersuche halten sie sich gerne auf extensiv bewirtschafteten, kurz geschnittenen Wiesen auf, die sie gut durchstreifen können und auf denen sie genügend Nahrung finden. Auch in Totholz befindliche Lebewesen bereichern ihren Speiseplan. Bis Mitte November sind Igel unterwegs auf Futtersuche, bevor sie in den Winterschlaf gehen.

Angepasster Winterschläfer

Igel im Holzhaufen

Igel im Winter

Igel halten einen langen Winterschlaf, denn in der kalten Jahreszeit finden sie zu wenig Nahrung. Bei Bodentemperaturen um den Gefrierpunkt und nachdem sie sich ein gutes Fettpolster angefressen haben, suchen sie sich etwa im November ein Winterquartier, z.B. einen Laubhaufen. Während des Winterschlafs fahren sie ihren Stoffwechsel bis auf ein Minimum herunter: Herztätigkeit, Atmung und Körpertemperatur werden drastisch reduziert. Igel sind für den Winterschlaf auf ein sicheres Versteck angewiesen, in dem es nicht zu kalt oder zu feucht wird. Aber auch zu warm darf es nicht sein, da die Tiere sonst aufwachen und sehr viel Energie verbrauchen. Auch die Stadtigel halten Winterschlaf, obwohl die Temperaturen in der Stadt höher sind als auf dem Land.

IgelBedrohungen

Igel sind besonders durch den Menschen gefährdet: Straßen und Siedlungen engen ihren Lebensraum ein, in aufgeräumten Gärten und Parks fehlt es ihnen an Unterschlupfmöglichkeiten und Nahrung.

Tod auf der Straße

Straßenverkehr

Eine der größten Bedrohungen für den Igel ist die Zerschneidung seines Lebensraumes: Immer mehr Straßen werden gebaut, die ihm als unüberwindbare Barriere oft das Leben schwer machen. Aber auch kleinere Hindernisse wie Zäune oder Mauern schränken den Lebensraum von Igeln erheblich ein. Wenn die Tiere das benachbarte Gebiet nicht mehr erreichen können, entstehen kleine isolierte Populationen, in denen der genetische Austausch begrenzt ist und das Überleben der Art langfristig gefährdet wird. Jährlich fallen etwa eine halbe Million Igel dem Straßenverkehr zum Opfer.

Igel unter Autoreifen

Verlust naturnaher Gärten

Menschliche Infrastruktur

Der Igel leidet immer mehr unter dem zunehmenden Verschwinden naturbelassender Gärten und Grünflächen. Sein englischer Name „Hedgehog“ (Heckenschwein) ist bezeichnend für seinen Lebensraum, denn Hecken bieten ihm sowohl Nestplatz als auch Versteckmöglichkeit. Auch Sträucher, wildwuchernde Ranken und Laubhaufen sind ideal für ihn. Derartige Strukturen gibt es jedoch immer seltener in unseren Gärten, stattdessen findet man überall stark gepflegtes Einheitsgrün. Ebenso sind chemische Gifte gegen Schnecken und andere vermeintliche Schädlinge im Garten eine Gefahr für Igel – sowohl das Gift selbst als auch die vergifteten Tiere werden von ihnen gefressen.

Kind auf rasen

Monotone Kulturlandschaft

Intensivierung der Landwirtschaft

Der natürliche Lebensraum des Igels hat sich durch intensive Landbewirtschaftung und Bebauung stark verändert. Die Vielfalt der Landschaft geht immer mehr verloren und für Igel gibt es dadurch kaum noch Rückzugsorte oder Nahrung. Seit den letzten Jahrzehnten geht der Trend in der Landwirtschaft hin zu schweren Maschinen, die große zusammenhängende Ackerflächen bedingen. Das führte dazu, dass Hecken, Knicks und Feldgehölze immer mehr gerodet wurden, um Platz für die Bewirtschaftung zu schaffen. Diese Strukturen sind für Igel jedoch überlebenswichtig.
Dies ist ein Grund, weshalb Igel auf menschliche Siedlungsräume angewiesen sind: Dort finden sie in den Gärten meist bessere Lebensbedingungen vor als in der ausgeräumten Agrarlandschaft.

Monotone Kulturlandschaft

IgelWas wir tun

Die Deutsche Wildtier Stiftung fördert mit ihrem Forschungspreis intensive Forschungsvorhaben rund um die heimische Tierwelt. Dr. Lisa Warnecke beschäftigt sich in ihrem Projekt mit der Forschung an Großstadt-Igeln und geht insbesondere der Frage nach, wie sich die Tiere an den urbanen Lebensraum angepasst haben. In der Lernwerkstatt Natur wird Berliner Kindern die Natur vor ihrer Haustür näher gebracht. Sie lernen die Bedeutung von Natur in ihrem Leben kennen und wo sie in der Stadt Natur erfahren können.

Preisgekrönte Igelforschung

Artenschutzprojekte

Mit dem Forschungspreis fördern wir Forschung an heimischen Wildtieren:
Das Forschungsprojekt von Lisa T. Warnecke untersucht die ökophysiologischen Anpassungen von Kleinsäugern wie dem Igel in urbanen Habitaten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Frage, warum bestimmte Arten so erfolgreich sind in städtischen Siedlungsgebieten, während andere auf ungestörte Lebensräume angewiesen sind. In stark vom Menschen beeinflussten Lebensräumen müssen bestimmte biologische Merkmale eine schnelle Anpassung an Veränderung erlauben, um das Überleben der Art zu sichern. Neueste Ergebnisse aus diesem Projekt gibt es zum Winterschlaf der urbanen Igel: Dr. Lisa Warnecke hat im Rahmen ihrer Forschungsarbeit an völlig unerwarteten Ecken „Igel-Schlafzimmer“ gefunden. Zum Beispiel gleich neben einem Müllcontainer mitten in der City, an einem Spielplatz neben der Sandkiste und in der Nähe einer Ampelanlage an einer Hauptverkehrsstraße. Das liegt keinesfalls daran, dass die Tiere den Trubel lieben – Störungsgrad und Lautstärke scheinen bei der Nestwahl eine untergeordnete Rolle zu spielen. Stadt-Igel leben noch immer denselben Jahresrhythmus wie ihre Verwandten auf dem Land – ab November ist die „innere Uhr“ im Einschlafmodus. Mit störendem Straßenlärm und grellem Licht hat das anpassungsfähige Wildtier kein Problem. Dies verdeutlicht, wie wichtig der Zugang zu guten Überwinterungsmöglichkeiten für die Stadt-Igel ist, zumal sie während des Winterschlafs bis zu drei Nester nutzen. Sie brauchen Gärten mit natürlicher Vegetation und öffentliche Parks, die nicht makellos gepflegt werden und buschige Bereiche besitzen.

Kinder für die heimischen Tiere begeistern

Lernwerkstatt Natur

Natur und Stadt scheinen ein Gegensatz zu sein. In Städten ist jedoch mehr Natur als man gemeinhin denkt. Wildschwein, Spatz oder Igel zeigen, dass Deutschlands wilde Tiere auch in der Stadt zu finden sind. Der Igel hat leichtes Spiel, (Stadt-)Kinder für sich und seine Lebensweise zu begeistern. In unserem Projekt „Lernwerkstatt Natur“ können Kinder interdisziplinär mit der Natur auf Tuchfühlung gehen, sie kennen lernen und interessantes Naturwissen für ihren Alltag mitnehmen. In sechs Lernwerkstätten (Musik, Physik, Kunst, Literatur, Natur und Neue Medien) nähern sich die Kinder in zweistündigen Workshops den Naturthemen von unterschiedlichen Seiten. Der Igel war Mittelpunkt eines Workshops in den Neuen Medien. Auf spielerische Weise lernen die Kinder Wissenswertes zum Aussehen, Lebensraum oder Sozialverhalten der Tiere und setzen diese Informationen in einem selbstgebastelten Schattentheater um. Wussten Sie beispielsweise, dass der Igel zu den ältesten Säugetieren der Erde gehört und seine Vorfahren bereits lebten, noch bevor die Dinosaurier ausstarben?

Projekte

In unseren Naturbildungsprojekten lernen Kinder und Jugendlichen die Natur mit ihrer Artenvielfalt kennen. Mit dem Forschungspreis unterstützt die Deutsche Wildtier Stiftung Forschung an heimischen Wildtieren, unter anderem zum Igel. In Kürze erfahren Sie an dieser Stelle mehr zu unserem aktuellen Forschungspreis, der dieses Jahr zum 15. Mal vergeben wird.

Kind hält Eicheln und Eichenblatt in den Händen

Lernwerkstatt Natur

Großstadt und Natur – viele Menschen empfinden das als Gegensatz. Schwieriges Terrain also für die Naturbildung? Ganz und gar nicht! Auch in den Metropolen gibt es Pflanzen und Tiere zu entdecken. Sie leben in Grünanlagen, Parks und Hinterhöfen.

Zum Projekt
Forschungspreis 2023

Forschungspreis

Wir vergeben alle 2 Jahre einen mit 50.000 Euro dotiertes Stipendium für die Forschung an heimischen Wildtieren.

Zum Projekt

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