Elch

Europas größter Hirsch

Elch (Alces alces) in Schweden

Bestand in Deutschland:

10 bis 20 Exemplare

Bestandstrend:

Zunahme

Die Bestände nehmen zu.

Stabil

Die Bestände sind stabil.

Abnahme

Die Bestände nehmen ab.

Unbekannt

Keine Angabe zum Bestandstrend möglich.

Seltener Besucher aus dem Osten

Elche leben in unseren Nachbarländern Polen und Tschechien. Immer wieder wandern insbesondere junge Bullen nach Ostdeutschland und Bayern ein, wechseln aber in der Regel zurück zu ihren Artgenossen. Seit 2018 lebt ein aus Polen eingewanderter Elchbulle in Brandenburg. Das wahrscheinlich 2015 geborene Tier, das Bert genannt wird, trägt einen Halsbandsender, um seinen Aufenthaltsort zu überwachen. Da der Elchbestand in Europa zunimmt, werden auch Elchsichtungen in Deutschland wahrscheinlicher.

Fakten

Lateinischer Name

Alces alces

Elch: Alter

15 bis 20 Jahre, max. 20 Jahre

Elch: Gewicht

200 bis 550 kg, max. 650 kg

An Kälte angepasst

Elche kommen mit Kälte sehr gut zurecht. Der große Körper, die langen Beine, das dichte Fell und die vergrößerte Nase helfen, dass ihnen Schnee und Frost nicht viel anhaben können. Wird es im Sommer zu heiß, baden sie im kühlen Nass.

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Im Wasser unterwegs

Elche lieben Wasser. Sie können kilometerweit in Seen und Flüssen schwimmen. In Gewässern gehen sie auch auf Nahrungssuche. Beim Tauchen schließen sie ihre Nasenlöcher. Ihre langen Beine und die spreizbaren Hufe helfen aber auch im sumpfigen Gelände. 

Nahrung

  • Baumfrüchte

  • Rinde

  • Triebe, Knospen und Blätter

Feinde

Wolf Braunbär

Größe

Höhe: 170 bis 210 cm Schulterhöhe
Länge: 240 bis 290 cm

ElchAussehen

Elche sind die größten Hirsche Europas. Durch ihre langen, hellen Beine, den dunklen Körper, den Schulterbuckel und den langgestreckten Kopf mit der verlängerten Nase („Elchmuffel“) und dem Kehlbart („Wamme“) sind sie unverwechselbar. Männchen sind deutlich größer als Weibchen und tragen ein Geweih, das mit zunehmendem Alter auch in der Breite wachsen kann („Schaufeln“). Das Geweih ausgewachsener Elchbullen hat eine Weite von 95 bis 117 Zentimetern. Elche in Nordamerika sind in der Regel größer als ihre europäischen Artgenossen.

ElchKontraste in Schwarz-weiß

Elchkälber kommen mit einem rötlichen Fell auf die Welt, das nach ein paar Monaten zur typischen Elchfärbung übergeht. Der Rumpf ist dunkelbraun oder gar schwarz gefärbt, während die Beine hellgrau sind. Elchkühe haben im Gegensatz zu Elchbullen an der Innenseite der Hinterläufe helle Streifen, die von hinten betrachtet als sogenannter Vulvafleck gut sichtbar sind. Elche wechseln ihr Fell im späten Frühling und frühen Sommer. Bis zum Winter bietet es durch die dichte Unterwolle und die schützenden Deckhaare eine perfekte Isolation.

ElchJedes Jahr ein frisches Geweih

Wie bei allen Geweihträgern wird auch beim Elch das Geweih jedes Jahr neu gebildet. Es wächst zwischen April und September. Dann stirbt die für das Geweihwachstum wichtige Haut („Bast“) ab und wird an Bäumen und Sträuchern abgestreift („verfegt“). Zur Brunft, die bis Mitte Oktober geht, tragen Elchbullen daher ihr fertig entwickeltes Geweih, das zwischen Dezember und März abgeworfen wird. Der Zyklus beginnt von Neuem und mit zunehmendem Alter wird das Geweih größer. Sehr alte Elchbullen haben nicht mehr genug Kondition und bilden nur noch schwächere Geweihe aus.

ElchLebensweise

Wer an Elche denkt, hat meist Bilder von skandinavischen Wäldern im Kopf. Doch wenn immer mehr Tiere aus Polen und Tschechien einwandern, könnte sich die Art dauerhaft in Deutschland ansiedeln – sofern die Lebensbedingungen stimmen. Elche sind in ihrer Lebensraumwahl flexibel, brauchen aber Gewässer in ihrer Nähe. Und sie müssen ausreichend Nahrung finden: Mit einem Gewicht bis zu einer halben Tonne sind sie echte Vielfraße – und dabei auch noch wählerisch.

Nahrung

Europäischer Elch (Alces alces) frisst Knospen und frische Blätter

Ein echter Feinschmecker

Elche fressen nur hochwertige pflanzliche Kost, also keine schwer verdaulichen Kohlenhydrate wie zum Beispiel Gras. Vielmehr nutzen sie junge Triebe, Knospen und Blätter von Zwergsträuchern, Büschen und Bäumen. Um ihren großen Körper mit Nährstoffen zu versorgen, benötigen sie viel Futter: bis zu 30 Kilogramm am Tag. Für die Nahrungsaufnahme verwenden sie täglich acht bis zehn Stunden, verteilt auf viele kleine Mahlzeiten. Ganz besonders lieben sie leicht verdauliche Wasserpflanzen, die sie schwimmend oder tauchend aufnehmen. Im Winter, wenn weniger Nahrung zur Verfügung steht, nehmen sie deutlich weniger Pflanzenmasse auf und nutzen ihre Fettreserven, die sie im Sommer aufgebaut haben. Elche sind wie alle Hirsche Wiederkäuer. Sie besitzen einen Magen mit vier Kammern, in denen Mikroorganismen die schwer verdaulichen Pflanzenteile vorverdauen, bevor der Nahrungsbrei hochgewürgt, erneut durchgekaut und dann wieder abgeschluckt wird.

Fortpflanzung

Elchkuh und Elchhirsch (Alces alces)

Langsames Wachstum

Elche sind zwar schon als Jährlinge geschlechtsreif, nehmen aber erst im dritten Lebensjahr an der Fortpflanzung teil. Die einzelgängerischen Elche sind zur Brunft auf der Suche nach Paarungspartnern. Treffen zwei Elchbullen auf eine Elchkuh, kann es zwischen den Männchen zu heftigen Kämpfen kommen, bei denen auch das mächtige Geweih zum Einsatz kommt. Trächtige Weibchen gebären nach durchschnittlich 231 Tagen ein bis zwei, selten auch drei Kälber. Diese werden für fünf Monate von der Mutter mit Milch versorgt und nehmen in dieser Zeit sehr schnell zu. Danach verlangsamt sich das Wachstum, insbesondere auch durch die kargen Wintermonate. Weibchen sind mit vier Jahren, Männchen mit sieben bis neun Jahren voll ausgewachsen.

Verhalten

Elchkuh (Alces alces) bei der Futtersuche im Schnee in einem Nadelwald mit Fichten im Winter, Schweden

Im Wald und im Wasser

In Europa kommen Elche in einer Vielzahl von Lebensräumen vor. Meistens besiedeln sie verschiedene Arten von Nadel- und Laubmischwäldern, aber auch Weiden- und Birkengebüsche in Flussauen und die Tundra- oder Strauchzone. Die Lebensraumwahl von Elchen wird durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst, die miteinander in Wechselwirkungen stehen. Dazu gehören Nahrungsverfügbarkeit, Prädationsrisiko, Jagddruck und Wetterbedingungen (Umgebungstemperatur, Schneebedeckung). Elche sind wärmeempfindlich, wobei die Bewegungsaktivität ab einer Umgebungstemperatur von über 14 °C abnimmt. Daher ist das Vorkommen in Mitteleuropa auch davon abhängig, ob genügend Gewässer vorhanden sind, in denen sich Elche abkühlen können.

ElchBedrohungen

Als natürliche Feinde der Elche kommen nur Wölfe und Braunbären infrage. In wolfsfreien Gebieten ist die Dichte der Elche höher. Daher finden sich auch häufig Elche in der Kulturlandschaft, die von Menschen geprägt ist. Hier kommt es regelmäßig zu Kollisionen mit Kraftfahrzeugen oder Zügen. In Finnland und Skandinavien stellt die Jagd die Haupttodesursache dar. Ein Drittel der Elchpopulation wird jährlich entnommen. In Polen und Tschechien werden Elche dagegen nicht bejagt.

Natürliche Prädation und Jagd

Prädatoren

Braunbären können einen erwachsenen Elch töten, jedoch nur, wenn dieser in einem schlechten Zustand ist, beispielsweise am Ende des Winters. Wölfe sind im Vergleich zu Bären erfolgreicher bei der Tötung von Elchen, auch von ausgewachsenen Exemplaren. Wolf und Bär zusammengenommen können das Überleben der Kälber erheblich beeinflussen. Die durch Braunbären und Wölfe verursachte Sterblichkeit übersteigt in der Regel aber nicht 44 Prozent. In den meisten europäischen Ländern mit Elchvorkommen sind große Raubtiere funktional ausgestorben, räumlich eingeschränkt und/oder in ihrer Wirkung auf das Ökosystem begrenzt, sodass durch Prädation die Elchpopulation nicht reguliert wird. Daher stellt die Jagd durch Menschen die Hauptursache für die Sterblichkeit der Elche dar. Da sich diese aber am Zuwachs der Population orientiert, bleibt die Elchpopulation in Europa stabil beziehungsweise wächst sogar leicht.

Tod auf Straßen und Schienen

Straßenverkehr

Dort, wo Elche in Europa häufig sind, kommen auch Tausende auf Straßen und Schienen zu Tode. In Schweden zum Beispiel verunfallen jährlich ungefähr 5.000 Elche. Die Ursache dafür liegt auch darin, dass sich Elche gerne entlang von Straßen aufhalten, da sie dort im Sommer durch die Waldrandvegetation gute Nahrungsbedingungen vorfinden und im Winter wegen der Schneeräumung auch leichter vorankommen. Da Elche hochbeinig und schwer sind, wird der Körper eines angefahrenen Tieres oft auf die Motorhaube geschleudert und dann in die Windschutzscheibe. So sterben in Schweden auch jedes Jahr 10 bis 15 Menschen durch Elchkollisionen im Straßenverkehr. In Deutschland ist Ende der 1990er-Jahre der sogenannte Elchtest berühmt geworden, bei dem Autos auf ihr Verhalten bei Ausweichmanövern zum Beispiel wegen eines plötzlich auf die Straße tretenden Elchs geprüft werden.

Elch, der eine Straße überquert, in Norwegen

Klimawandel

Klimawandel

Wie andere kälteangepasste Arten wird eine höhere Umgebungstemperatur infolge des Klimawandels diesen großgewachsenen Pflanzenfresser wahrscheinlich physiologisch und ökologisch vor Herausforderungen stellen. Die zukünftige geografische Verbreitung des europäischen Elchs wird daher wahrscheinlich mit steigender Umgebungstemperatur zurückgehen, wodurch sich seine südliche Verbreitungsgrenze nach Norden verschieben wird. Ausnahmen stellen ungestörte Waldbestände dar, in denen zur Abkühlung genügend Gewässer zur Verfügung stehen.

ElchWas wir tun

Trotz globaler Erwärmung sind die Elchbestände im Süden des Verbreitungsgebiets noch stabil beziehungsweise nehmen sogar leicht zu. Daher werden Elchsichtungen in Deutschland künftig weiterhin auftreten oder sogar häufiger werden. In vom Menschen dünn besiedelten Gebieten mit hohem Waldanteil und genügend Gewässern ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Elche sich etablieren – auch in Deutschland. Auch wenn Elche ein hohes Konfliktpotential in der Forstwirtschaft und in der Verkehrssicherheit mit sich bringen, dürfen die positiven Aspekte nicht außer Acht gelassen werden. Diese bestehen darin, dass Elche naturnahe Wälder offen halten und damit die Artenvielfalt dieser Wälder durch die Bereitstellung von wertvollen Habitatstrukturen erhöhen.

Naturnahe Wälder mit Wasser

Lebensraum schaffen

Auf unseren Stiftungsflächen befinden sich viele Waldgebiete, die vom Menschen nicht genutzt werden. Insbesondere auf unseren Flächen des Nationalen Naturerbes steht dem Elch ein künftiger Lebensraum zur Verfügung. Die dort herrschende Ruhe und die durch den Waldumbau erfolgte Zunahme der Laubholzanteile bieten dem Elch ideale Lebensraumbedingungen. Schließlich halten wir durch Wiedervernässungen auch das Wasser im Wald und ermöglichen damit die lebensnotwendige Abkühlung an heißen Tagen. Im Verbund mit dem Netzwerk Nationales Naturerbe ermöglichen wir auch viele Trittsteine für den Austausch der Elche über große Strecken hinweg.

Unsere Projekte

Da der Elch noch nicht dauerhaft in Deutschland angekommen ist, hat die Deutsche Wildtier Stiftung kein Schutzprojekt für die Art. Von unserem Engagement für andere Wildtiere kann aber auch der Elch profitieren. Wir setzen uns unter anderem dafür ein, dass in der dicht besiedelten Kulturlandschaft Lebensräume erhalten bleiben und stärker miteinander vernetzt werden.

Hirschkuh Detail

Rothirsch – im Kreuzfeuer des Menschen

Das Rotwild ist in Deutschland nicht bedroht. Jedoch wird es vielfach daran gehindert, seinen natürlichen Lebensweisen nachzugehen.

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Unser Flächeneigentum

Wir schützen und entwickeln Landschaften auf über 8.100 Hektar.

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ElchHelfen

Wir setzen uns dafür ein, dass der Elch auch in Deutschland seiner natürlichen Lebensweise nachgehen kann. Mit Ihrer Spende können Sie uns dabei unterstützen.

Offenland

Lebensraum Offenland

Von winzigen Insekten über Bodenbrüter wie den Großen Brachvogel und die Feldlerche bis hin zu großen Säugetieren wie dem Rothirsch finden hier viele Arten Nahrung, Verstecke und Brutplätze. Doch unter anderem durch immer intensivere Landwirtschaft und Flächenversiegelung verschwinden abwechslungsreiche Wiesen, Weiden und Feldraine zusehends. Die Folge: Immer mehr Wildtiere verlieren ihre Lebensgrundlage. Sie brauchen jetzt unsere Unterstützung.

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Wild im Straßenverkehr

Die Gefahr, mit einem Wildtier zu kollidieren, ist hoch: Rein rechnerisch ereignet sich auf Deutschlands Straßen alle zwei Minuten mindestens ein Wildunfall. Bisherige Methoden zur Unfallvermeidung, wie Tiere abzuschrecken oder Menschen mit Schildern zu warnen, reichen nicht aus. Die Deutsche Wildtier Stiftung setzt sich deswegen für neue Techniken ein, die helfen sollen, Wildunfälle zu vermeiden. Wir fördern die Forschung zu einem Lösungsansatz, der auf unmittelbar bevorstehenden Wildwechsel hinweist.

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Wertvolle Lebensräume schützen

Seit 1999 überträgt die Bundesregierung Naturflächen an Stiftungen und Verbände im Naturschutz. Die Deutsche Wildtier Stiftung hat bis jetzt die Verantwortung für 3.712 Hektar Nationales Naturerbe (NNE) übernommen. Diese Flächen aus natürlicher Waldwildnis, Feuchtgebieten und Offenlandschaften sind wichtige Rückzugsorte für unsere Wildtiere – sie haben dort Vorrang. Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie den Erwerb von Land und unterstützen Maßnahmen, die zum Beispiel die Entwicklung zukünftiger Urwälder fördern.

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