Wildkatze

mobile_fullscreen_wildkatze2 Gesicht Wildkatze

Population in Deutschland:

ca. 6.000 Exemplare

Aktueller Bestand:

Zunahme

Die Bestände nehmen zu.

Stabil

Die Bestände sind stabil.

Abnahme

Die Bestände nehmen ab.

Unbekannt

Keine Angabe zur Bestandsentwicklung möglich.

Helfen:

Einleitung

Naturnahe Wälder und Halboffenlandschaften – das sind die Lebensräume der Europäischen Wildkatze (Felis silvestris). Nachtaktiv und immer „in Deckung“ ist sie von uns Menschen nur selten zu beobachten. Als geschickter Mäusejäger verlässt sie meist nur bei Dunkelheit den Waldrand oder andere Versteckstrukturen. Mit unserer Hauskatze hat sie nur wenig gemein. Diese geht auf die afrikanische Falbkatze - einer Schwesterart der Europäischen Wildkatze - und andere Kleinkatzen des Orients zurück und kam einst mit den Römern über die Alpen.

Fakten

Wissenschaftlicher Name

Felis silvestris

Wildkatze: Alter

bis zu 12 Jahre

Wildkatze: Gewicht

2 - 7 kg

Pfotenabdruck

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Hörvermögen

Die Wildkatze kann sehr gut hören und so Beutetiere auch in dichter Vegetation oder in der Dunkelheit wahrnehmen. Durch die unabhängig voneinander in fast alle Richtungen beweglichen Ohren, kann das Beutetier schnell lokalisiert werden.

Nahrung

  • Reptilien

  • Amphibien

  • Kleinsäuger

  • Fische

Feinde für Jungtiere

Fuchs Baummarder Luchs Uhu

Größe

WildkatzeMerkmale

Das dichte und im Winter lange Fell ist grau mit gelblichem Unterton und einer eher verwaschenen, oftmals kaum sichtbaren Tigerzeichnung beim erwachsenen Tier. Junge Wildkatzen weisen dagegen eine sehr viel kontrastreichere Zeichnung auf. Markant ist der buschige Schwanz mit 2-3 dunklen Ringen und einem auffällig stumpfen, dunklen Ende. Von der Stirn ziehen sich dunkle Streifen zwischen den Ohren bis in den Nacken. In der Rückenmitte verläuft der Aalstrich, eine dunkle Linie.

WildkatzeStreifgebiete

Wildkatzen sind Einzelgänger, die im Vergleich zur Körpergröße sehr große Aktionsräume nutzen. Das in einem Jahresverlauf genutzte Streifgebiet der Kater ist mit 1.500 bis 3.000 Hektar in etwa so groß wie das unseres Rotwildes. Es umfasst das mehrerer weiblicher Katzen, die mit 300 bis 800 Hektar deutlich kleinere Räume nutzen. Während Katerstreifgebiete große Überlappungsbereiche aufweisen, nutzen Kätzinnen ihre Reviere exklusiver; sie grenzen sich strenger von anderen weiblichen Aktionsräumen ab. Große Teile des Streifgebietes werden von beiden Geschlechtern sehr regelmäßig kontrolliert.

WildkatzeUnterscheidung Wild- und Hauskatze

Wildkatzen sind kaum größer als Hauskatzen, durch ihr längeres Fell, besonders im Winter, wirken sie aber meist etwas kräftiger. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal zwischen Wildkatzen und wildfarbenen Hauskatzen ist der dickere Schwanz der Wildkatze, der weniger Ringe aufweist als der von Hauskatzen und auffällig stumpf endet. Außerdem endet der dunkle Aalstrich auf dem Rücken bei Wildkatzen bereits an der Schwanzwurzel - bei wildfarbenen Hauskatzen erstreckt er sich über den gesamten Schwanz. Aufgrund einer starken Zeichnung sind sehr junge, unselbstständige Wildkatzenwelpen häufig nicht sicher von wildfarbenen Hauskatzenwelpen zu unterscheiden. Im Freiland fällt aber auch das Verhalten der Wildkatze sofort auf: Sie ist sehr scheu und meidet die Nähe zum Menschen strikt.

WildkatzeLebensweise

Wildkatzen leben vor allem in strukturreichen Laub- und Mischwäldern mit Lichtungen und Waldwiesen, die es in vielen Mittelgebirgsregionen in Deutschland noch gibt. Von dort wandern die überwiegend nachtaktiven Tiere entlang versteckreicher Hecken, Wegränder und Ufer von Fließgewässern auch bis in die offene Kulturlandschaft. Hier werden Brachen und Grünlandflächen als ergiebige Jagdhabitate, aber auch benachbarte Waldlebensräume aufgesucht. Ausschlaggebend für die Nutzung offener Lebensräume ist ein ausreichendes Angebot deckungsbietender Strukturen. Auch artenreiche Halboffenlandschaften, die in unserer Kulturlandschaft leider kaum noch existieren, bieten Lebensräume für Wildkatzen.

Lebensraum

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Tagschläfer

Den Tag verschlafen Wildkatzen gerne in bodennahen Baumhöhlen oder in hohlen Baumstämmen, Reisighaufen, Wurzelhöhlungen und in Holzpoltern, die am Waldweg lagern. Häufig sind die Schlafplätze durch Totholz geprägt. Manchmal nutzen Wildkatzen aber auch Felsspalten und Erdbauten von Dachs und Fuchs zur Tagesruhe. Auch werden oberirdische Schlafplätze in verästelten Baumkronen oder alten Hochsitzen der Jäger aufgesucht, wenn diese leicht zu erklettern sind.

Nahrung

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Nachtjäger

Bei Sonnenuntergang beginnt die Jagd. Das Nahrungsspektrum der Wildkatze besteht vor allem aus Kleinsäugern. Daneben spielen gelegentlich Vögel und manchmal sogar Hasen eine Rolle. Je nach Angebot stehen aber auch Eidechsen, Frösche und große Insekten auf dem Speiseplan. Während im Wald überwiegend Rötel-, Gelbhals- und Waldmäuse erbeutet werden, stellen im Offenland typische Wühlmausarten des Grünlandes wie Feld- und Schermaus den Hauptbeuteanteil.

Fortpflanzung

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Ranzzeit und Gehecke

In der Paarungszeit (Ranz) zwischen Januar und März erweitern Kater auf der Suche nach paarungsbereiten Weibchen ihre Streifgebiete. Nach einer Tragzeit von etwa 68 Tagen werden zwei bis sechs, meist vier Junge geboren. Die meisten Würfe (Gehecke) erfolgen im April. Bei Verlust der Jungen, zum Beispiel durch Fressfeinde wie Baummarder und Fuchs, findet eine erneute Verpaarung statt. Die Geburten dieser Ersatzwürfe erstrecken sich bis in den September hinein. Mutterfamilien suchen immer wieder Totholzstrukturen und Höhlen als Verstecke auf.

WildkatzeBedrohungen

Die Wildkatze ist noch immer nur auf einen geringen Teil ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes zurückgedrängt. Dennoch gehörte sie in Deutschland in den vergangenen Jahren zu den Gewinnern unter den heimischen Wildtieren. Zwischenzeitlich fast ganz verschwunden, leben heute wieder einige Tausend Wildkatzen auch in der Peripherie der verbliebenen Kernlebensräume sowie in weiteren Mittelgebirgsregionen. Dieser positive Trend muss durch eine Minimierung von Beeinträchtigungen weiterhin unterstützt werden, so dass ehemalige Lebensräume dauerhaft wiederbesiedelt werden können. Zu beachten ist eine hohe Jungensterblichkeit, nur mit Glück erreicht einer von vier geborenen Welpen das Erwachsenenalter. Aufgrund dieser geringen Reproduktionsrate ist die Wildkatze weiterhin auf Artenschutzmaßnahmen angewiesen.

Unter den Rädern

Straßenverkehr

Die meisten Todesopfer unter Wildkatzen fordert unser dichtes und viel befahrenes Straßennetz. Als eine Art mit großen Aktionsräumen und weiten Wanderungen queren Wildkatzen häufig Autobahnen oder Bundesstraßen und werden dabei immer wieder überfahren! Die weitere Ausbreitung der Wildkatzen geschieht deshalb viel langsamer als es eigentlich möglich sein könnte, da neben Jungerwachsenen sehr häufig Individuen im „besten Alter“ verunfallen, die dann nicht mehr an der Reproduktion teilnehmen.

Mit sogenannten Querunghilfen können Wildunfall-Schwerpunkte entschärft werden. Der Beitrag Todesfalle Straßenverkehr beschäftigt sich ausführlich mit diesem Thema.

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Todesfalle Holzpolter

Intensivierung der Forstwirtschaft

Häufig werden im Wirtschaftsforst Holzpolter, also Stapel geernteter Baumstämme , als Platz für die Tagesruhe oder als Versteck für den Nachwuchs genutzt. Sie können beim Verladen der Stämme zur Todesfalle, insbesondere für wenig mobile Welpen werden. Auch das Häckseln sehr versteckreicher Energieholzmieten (Schwachholz, das zur Energiegewinnung genutzt wird) in den Frühjahrsmonaten kann ganze Würfe gefährden.

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WildkatzeWas wir tun

Seit 2016 engagiert sich die Deutsche Wildtier Stiftung mit Forschungsprojekten zur Wildkatze. Denn auch wenn sich der scheue Waldbewohner bereits seit einigen Jahren einen Teil seiner ehemaligen Lebensräume langsam zurückerobert, ist die Wildkatze nach wie vor bedroht. In der Roten Liste des Bundes wird sie noch immer als „gefährdet“, in einigen Bundesländern sogar als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Nur durch umfangreiche Kenntnisse über ihre Ökologie, ihre Anforderungen an unterschiedliche Lebensräume und ihre Gefährdung können Schutzmaßnahmen für die Wildkatze gezielt entwickelt werden und wirken.

Wildkatzen im Norddeutschen Tiefland

Forschung

In einer Telemetriestudie in Sachsen-Anhalt untersuchen wir die Lebensraumansprüche von Wildkatzen fernab bewaldeter Mittelgebirgsregionen, auf die ihr Vorkommen lange Zeit beschränkt war. Immer häufiger werden Wildkatzen weit entfernt vom Harz nachgewiesen, wo sie in der Altmark, im Fläming und im Elbtal verbliebene Lebensräume wiederbesiedeln. Welche Habitate spielen hier im Flachland eine wichtige Rolle für die Wildkatze und welchen Gefährdungen ist sie in dieser Kulturlandschaft ausgesetzt? Welche Strukturen dienen als Versteck für die Jungenaufzucht und was kennzeichnet die räumliche Organisation der Streifgebiete hier an der Verbreitungsgrenze? Diese Fragestellungen stehen im Mittelpunkt des Forschungsprojektes in den Lebensräumen Heide und Flußaue.

Eine besenderte Wildkatze nutzt einen hohlen Baumstamm am Boden als Versteck für ihre vier Jungen. Serienfotos von Wildkameras dokumentieren erstmals, wie die Mutterkatze ihren Nachwuchs mit gestäubtem Fell und „Katzenbuckel“ erfolgreich gegen einen Wolf verteidigt. Über 20 Minuten lang stellt sie sich dem Angreifer, der immer wieder versucht, über einen der beiden Eingänge der Baumhöhle an die Jungen zu gelangen. Die Aufnahmen entstanden im Telemetrie-Projekt „Wildkatzen im Norddeutschen Tiefland“. (Aufnahmen: Malte Götz)

Auswirkungen menschlicher Störungen in Lebensräumen der Wildkatze

Wie sich eine zunehmende Nutzung in Wäldern, den wichtigsten Rückzugsgebieten der Wildkatze, auswirkt, untersuchen wir in einem Telemetrieprojekt in Rheinland-Pfalz. In drei Untersuchungsgebieten, die zu einem Teil von Wirkfaktoren wie Windenergieanlagen betroffen sind, wurden insgesamt 36 Wildkatzen besendert. Über Monate hinweg wurden ihre Streifgebiete und Wanderungen erfasst, Ruhestätten sowie Orte der Jungenaufzucht anhand von GPS-Lokalisationen und Aktivitätsdaten ermittelt. Die Daten zur Raum-Nutzung der Wildkatzen werden im Kontext menschlicher Wirkfaktoren analysiert, um mögliche Einflüsse auf die Lebensraumfunktionen zu erkennen. Erstmals werden in diesem Projekt auch Stresshormon-Analysen an Haaren von Wildkatzen durchgeführt.

Haare, die Wildkatzen beim Reiben am Lockstock hinterlassen, werden abgesammelt und für Genetik- und Stresshormon-Analysen verwendet (Foto: Malte Götz)

Reduktion des Verkehrstodes bei Wildkatzen durch Querungshilfen

Artenschutzprojekte

Die mit Abstand größte Gefahr für die Wildkatze geht heute vom Straßenverkehr aus. Häufig sind es immer wieder dieselben Straßenabschnitte, an denen Wildkatzen von Fahrzeugen tödlich erfasst werden. Wo es möglich ist, können Schutzmaßnahmen die Verkehrsopfer an solchen Unfallschwerpunkten reduzieren oder sogar verhindern. Mit Hilfe von Wildkameras dokumentieren wir über Monate hinweg, wie gut eine Wildkatzen-Querungshilfe im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt) angenommen wird. Das aus zwei Tunneln und einem speziellen Zaun bestehende Bauwerk wird auch von anderen Arten, wie Luchs und Baummarder häufig zum Wechsel der Straßenseite genutzt.

Wildkatze nutzt die Querungshilfe zum Wechsel der Straßenseite (Aufnahme einer automatischen Wildkamera).

Projekte

Hier erfahren Sie mehr über die Projekte, mit denen wir die Wildkatze unterstützen.

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