Feldhamster – Schutz auf dem Acker
Früher als Plage in der Landwirtschaft bekämpft, ist der Feldhamster heute vom Aussterben bedroht.

Vom Schädling zum Sorgenkind: Früher wurde der Feldhamster als Nahrungskonkurrent verfolgt. Heute ist er eines der am stärksten bedrohten Säugetiere Westeuropas.
Die Deutsche Wildtier Stiftung schützt den Architekten unter dem Acker einerseits dort, wo er noch vorkommt. In Zusammenarbeit mit Landwirten wird dem Feldhamster zu mehr Lebensraum verholfen. Hierfür koordiniert die Deutsche Wildtier Stiftung in fünf Bundesländern ein im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt vom BfN gefördertes Verbundprojekt. Zusammen mit lokalen Akteuren soll mit dem Projekt „Feldhamsterland“ ein Aussterben der Art in Deutschland verhindert werden. Die Website zum Projekt „Feldhamsterland" finden Sie hier.
Der Feldhamster hat in wenigen Jahrzehnten einen steilen Abstieg hingelegt: Früher als Nahrungskonkurrent verfolgt, ist er heute eines der am stärksten bedrohten Säugetiere Europas und ein Sorgenkind des Artenschutzes. Heute wird er teilweise einzeln eingefangen und sogar umgesiedelt, wenn er z. B. dem Bau von Möbelhäusern, Autobahnen oder Bahnstrecken im Weg ist. In Westeuropa ist die Situation in den letzten Jahrzehnten für den Feldhamster so bedrohlich geworden, dass er in Belgien, den Niederlanden und Frankreich kurz vor dem Aussterben steht und nur durch Schutzprojekte überlebt. In Deutschland ist die Deutsche Wildtier Stiftung seit langem die einzige Organisation, die sich bundesweit überhaupt großflächig mit der Art beschäftigt. Die letzten größeren Refugien des Feldhamsters sind Sachsen-Anhalt und Thüringen, ehemals wahre Feldhamster-Hochburgen.
Aktuelles
Intensive Landwirtschaft bedroht den Feldhamster
Nagetiere im Allgemeinen stehen für gute Reproduktionsfähigkeiten. Auch Feldhamster haben sich früher rasend schnell vermehrt. Wie konnte es also in relativ kurzer Zeit zu dem dramatischen Verlust der Tiere kommen?
Mit der Intensivierung der Landwirtschaft kam die Umstellung von Sommer- auf Wintergetreide. Wintergetreide kann im Sommer einige Wochen früher geerntet werden, denn es wird bereits im Vorjahr gesät und bleibt den Winter über im Boden. Feldhamster müssen, wie alle Nagetiere, viel Nachwuchs produzieren, denn sie haben viele Fressfeinde (z. B. Füchse, Katzen, Wiesel oder den Uhu). In der kurzen Aktivitätszeit des Feldhamsters zwischen April/Mai und Oktober ziehen die Weibchen in der Regel drei Würfe groß. Momentan fällt die Getreideernte genau in die Zeit des zweiten Wurfs. Das Problem: Nach der Ernte wird der Boden meist sofort umgepflügt, um ihn für die nächste Saat vorzubereiten. Für den Feldhamster ist das eine Katastrophe. Innerhalb von wenigen Minuten verlieren Elterntiere wie Nachwuchs ihre Deckung und werden ihrer Nahrung beraubt. Für einen Populationsanstieg wäre auch ein dritter Wurf dringend nötig. Unter den jetzigen landwirtschaftlichen Bedingungen eine Unmöglichkeit: Ab Ende Juli sind unsere Felder für die meisten Tiere nur noch Wüsten, sie finden weder Nahrung noch Deckung.

Gemeinsam mit Landwirtschaft und Ehrenamt für die Zukunft des bedrohten Feldhamsters
Feldhamster leben fast ausschließlich auf bewirtschafteten Äckern. Dort wollen Landwirte ihr Geld verdienen. Sind Landwirte deshalb Naturfeinde? Nein, sind sie nicht. Wir glauben nicht, dass Landwirte etwas gegen Feldhamster haben — im Gegenteil: Im Gespräch mit ihnen stellen wir oft fest, dass diese gern bereit sind, etwas für Artenvielfalt zu tun! Es darf sie nur nicht von ihrer Arbeit abhalten, denn das Selbstverständnis eines Landwirts ist es, den Ertrag auf seinen Flächen möglichst zu optimieren. Um mit den Landwirten effektiv am Feldhamsterschutz arbeiten zu können, müssen zunächst die Vorkommen genau kartiert werden. Hierfür arbeiten wir mit ehrenamtlichen Helfern zusammen und erfassen die Baue des Nagers.

Unsere Projektregionen
Niedersachsen
Einst in großen Teilen Südniedersachsens verbreitet, besiedelt der Feldhamster heute nur noch die fruchtbaren Böden der Braunschweiger, Hildesheimer und Calenberger Börde. Doch auch in diesen letzten Rückzugsgebieten schwanken die Feldhamsterbestände stark.
Eine unserer Aufgaben in Niedersachsen ist die Förderung der Akzeptanz für diese sympathische Tierart. Mit einem Umweltbildungsangebot in Form einer „Feldhamsterkiste“ werden wir über das Netzwerk der Regionalen Umweltbildungszentren schon bei Kindern im Grundschulalter ansetzen.
Durch die Einbindung von Freiwilligen in die Erfassung der Feldhamsterbestände wird zudem breit gestreute Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt, die letztendlich auch die Landwirtschaft von der Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen überzeugt.
Die Umsetzung des Projektes Feldhamsterland erfolgt in Niedersachsen durch die Deutsche Wildtier Stiftung.
Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt ist die Situation des Feldhamsters etwas weniger dramatisch als in den meisten anderen Bundesländern. Trotzdem engagieren wir uns, bevor es auch hier zu spät ist!
Die guten Böden machen Sachsen-Anhalt zu einer wahren „Kornkammer“ und damit zu einem idealen Lebensraum für den Feldhamster. Noch in den
1970er-Jahren war diese Region eine der Feldhamster-Hochburgen. Mit der intensiven Landwirtschaft hat sich das geändert. Da Sachsen-Anhalt ein stark von der Landwirtschaft geprägtes Land ist, funktioniert Feldhamsterschutz hier nur in Kooperation mit den Landnutzern. Die Deutsche Wildtier Stiftung hat Vereinbarungen mit landwirtschaftlichen Betrieben getroffen, die auf großen Flächen weniger intensiv wirtschaften als allgemein üblich, um die Feldhamster-Bestände zu schonen. So wird hier beispielsweise der Boden nach der Getreideernte nicht sofort umgebrochen. Die Feldhamster können so noch Körner hamstern, die bei der Ernte übrig geblieben sind. Auch Getreideinseln, die ungeerntet bleiben und Nahrung und Deckung bieten, haben wir im Programm. Unsere Strategie lautet hier, wo Feldhamster noch keine absolute Seltenheit sind: Umfassende und höchstmögliche Schutzmaßnahmen auf sehr großer Fläche anbieten!