Hermelin
Flinker Jäger


Bestand in Deutschland:
Bestandstrend:
Zunahme
Die Bestände nehmen zu.
Stabil
Die Bestände sind stabil.
Abnahme
Die Bestände nehmen ab.
Unbekannt
Keine Angabe zum Bestandstrend möglich.
Großes Wiesel, kleiner Räuber
Das Hermelin (Mustela erminea) wird zwar auch Großes Wiesel genannt, ist aber nach dem Mauswiesel das zweitkleinste Raubtier in Deutschland. Der geschickte Jäger kann sehr gut klettern und schwimmen. Dank seiner großen Anpassungsfähigkeit besiedelt das Hermelin unterschiedliche Lebensräume von der Küste bis zu den Alpen. Am liebsten ist ihm aber eine abwechslungsreiche Feldflur mit ausreichend Nahrung und Deckung.
Fakten
Lateinischer Name
Mustela erminea
Hermelin: Alter
bis zu 6 Jahre
Hermelin: Gewicht
von 140 bis 350 Gramm
Guter Schwimmer
Hermeline können zwei Kilometer weit schwimmen – wenn Strömung und Gezeiten stimmen, sogar noch weiter. So erreichen sie auch Inseln. Beim Inselhopping nutzen sie kleinere Landflächen für die Durchreise und vergrößern so ihre Reichweite.

Teuflischer Tanz
Um ihre Beute zu verwirren, führen Hermeline bei der Annäherung einen wilden Tanz auf. Bei Kaninchen kann das so viel Angst auslösen, dass sie handlungsunfähig werden. Meist tötet das Hermelin das Langohr mit einem kräftigen Biss ins Genick. Um das Genick größerer Beutetiere direkt zu durchtrennen, sind die Hermelinzähne allerdings zu kurz.
Nahrung
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Reptilien
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Amphibien
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Wirbellose
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Fische
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Kleinvögel und Vogeleier
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Kleinsäuger (Mäuse)
Feinde
Größe in cm
HermelinMerkmale
Das Hermelin gehört zu den Mardern (Mustelidae), und das sieht man ihm an: Es hat den für diese Säugetierfamilie typischen langen, schmalen Körper mit kurzen Beinen. Dadurch ist es äußerst beweglich. Auffällig ist die schwarze Haarquaste am Ende des Schwanzes. Wenn das Hermelin aufgeregt ist, kann sie sich wie eine Flaschenbürste aufstellen.
HermelinMal schneeweiß, mal schokoladenbraun
Im Sommer ist das Fell des Hermelins an Kopf und Rücken meist kastanien- bis schokoladenbraun, an der Unterseite weiß oder cremefarben, manchmal auch gelblich. Das Winterfell ist dichter und in kühleren Breitengraden bzw. höheren Lagen häufig weiß oder zweifarbig. Der Fellwechsel wird durch die Veränderung der Tageslänge ausgelöst. Im Frühjahr beginnt er am Kopf und geht über den Rücken und die Seiten bis zum Bauch. Im Herbst läuft er in umgekehrter Richtung und schneller ab. Das weiße Hermelinfell galt früher als Symbol für Macht, Reinheit und königliche Würden. In Europa trugen Kaiser, Könige, Fürsten und auch Päpste Mäntel aus Hermelin, um ihren Status und ihren Reichtum zu unterstreichen.
HermelinKlein, aber oho
Hermelinweibchen sind erkennbar kleiner als Männchen und auch leichter. So kommen sie besser an kleine Beutetiere in engen Gängen heran. Bei der Jagd sind sie effizienter. Das kommt ihnen zugute, wenn sie Junge zu versorgen haben. Die Männchen dagegen müssen sich in der Paarungszeit gegen Konkurrenten durchsetzen, um ihre Fortpflanzungschancen zu erhöhen. Größere Männchen haben kleineren gegenüber daher einen Vorteil.
HermelinDufte Kommunikation
Junge Hermeline kommunizieren mit feinen Zwitscherlauten, ansonsten nutzen sie vor allem Duftmarken zur Verständigung. Durch sie können die Wiesel ihr Revier markieren und Informationen zur Rangordnung weitergeben. So können rangniedrigere Tiere Konflikte mit anderen Hermelinen vermeiden.
Zur Reviermarkierung nutzt das Hermelin ein moschusartiges, dickflüssiges gelbes Sekret, das es in seiner Analdrüse produziert. Zur Abwehr von Feinden leert es diese Drüse oft vollständig aus. Darüber hinaus gibt es über kleine Hautdrüsen Geruch ab, indem es seinen Körper zum Beispiel an verschiedenen Strukturen und Gegenständen im Revier reibt. Das ist meist eine Reaktion auf die Begegnung mit anderen Hermelinen oder deren Duftmarken. Dominante Hermeline markieren häufiger und überdecken fremde Marken, während rangniedere Hermeline Angst vor fremden Gerüchen zeigen.
HermelinLebensweise
Das Hermelin kann sich an unterschiedliche Lebensräume und klimatische Bedingungen anpassen. Es bewohnt weite Teile der Nordhalbkugel – vorzugsweise Gebiete mit einem reichen Nahrungsangebot, wie Wiesen, landwirtschaftliche Flächen und offene Wälder. Hermeline sind hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv, jagen aber auch tagsüber, wenn ihr Nahrungsbedarf besonders hoch ist, beispielsweise im Winter oder – bei den Weibchen – während der Jungenaufzucht. Hermeline sind vorwiegend Einzelgänger mit territorialem Verhalten und nutzen innerhalb ihres Reviers verlassene Baue anderer Tiere wie Kaninchen, Mäusen und – wo sie noch vorkommen – von Feldhamstern, um sich darin zu verstecken.
Fortpflanzung

Verzögerte Geburt
Wird ein Hermelinweibchen befruchtet, nisten sich die Embryonen nicht sofort in seiner Gebärmutter ein. Sie entwickeln sich nach der Paarung im Sommer zwei Wochen lang und ruhen dann als kleine Zellbälle etwa neun bis zehn Monate in der Gebärmutter. Dieses Phänomen wird als Keimruhe bezeichnet. Die Einnistung wird im darauffolgenden Frühling ausgelöst, und die Embryonen wachsen weiter. Rund 28 Tage später, meist im Mai oder April, werden vier bis neun Junge geboren. Sie wiegen drei bis vier Gramm und sind bei der Geburt blind, taub und zahnlos. Dank der Keimruhe kommen die Jungen in einer Zeit auf die Welt, in der reichlich Nahrung zur Verfügung steht. Im Alter von 12 bis 14 Wochen verlassen sie die Mutter. Junge Männchen sind im späten Winter mit zehn Monaten geschlechtsreif, während junge Weibchen bereits mit drei bis fünf Wochen geschlechtsreif sind und befruchtet werden können.
Nahrung

Geschickte Jäger
Auf dem Speiseplan der Hermeline stehen vor allem mittelgroße und kleine Säugetiere, insbesondere Mäuse. Bei der Jagd durchstreifen die Wiesel Hecken und Gräben, klettern auf Bäume und Felsen und kriechen in Löcher und Baue möglicher Beutetiere. Um sich einen Überblick zu verschaffen, stellen sie sich oft auf die Hinterbeine. Ihr guter Gehör- und Geruchssinn hilft ihnen dabei, Beute aufzuspüren. Das Hermelin tötet seinen Fang mit einem schnellen Biss in den Nacken, die Eckzähne durchtrennen dabei das Genick. Hermeline fressen gerne Küken, nehmen aber auch mit Eiern vorlieb, die sie mit ihrer Nase aus den Nestern rollen. Während Männchen größere Tiere wie Kaninchen erbeuten können, jagen Weibchen eher kleinere Nagetiere. In kalten Regionen mit schwankender Nahrungsverfügbarkeit töten Hermeline oft mehr Beute, als sie sofort brauchen, und legen sie als Vorrat an.
Lebensraum

Flinke Einzelgänger
Hermeline bewegen sich in einer Art Trab mit gestrecktem Körper flach und elegant über den Boden. Auf der Flucht oder im Angriff machen sie schnelle Galoppsprünge mit einem leicht buckelartig gebogenen Körper. Außer zur Paarung sind Hermeline Einzelgänger mit eigenen Streifgebieten, die mehrere Hundert Hektar groß sein können. Männchen vergrößern ihre Reviere in der Fortpflanzungszeit stark und wandern auch als Jungtiere oft weit ab, während Weibchen standorttreu sind und meist in ihrem Geburtsgebiet bleiben. Jedes Hermelin hat ein eigenes Kerngebiet, das sich nie mit dem Kerngebiet eines Artgenossen überschneidet. Die Streifgebiete von Männchen und Weibchen können sich hingegen überlappen. Wie groß ein Streifgebiet ist und wie lange ein Hermlin darin verweilt, hängt stark vom Nahrungsangebot ab. Wo es besonders groß ist, haben Hermeline sehr kleine Reviere und bleiben ihnen lange treu.
HermelinBedrohungen
Für Deutschland liegen keine großräumigen Monitoringdaten zum Hermelin vor. Aufgrund dieser unzureichenden Datenlage wird es in der Roten Liste der Säugetiere nicht bewertet. Mutmaßlich kommt es hier häufig vor und besiedelt alle geeigneten Lebensräume, solange es ausreichend Nahrung und Deckung findet. Das Hermelin unterliegt dem Jagdrecht und hat in den meisten Bundesländern eine Jagdzeit. In der Berner Konvention von 1979 zum Schutz von wildlebenden Tieren und Pflanzen sowie ihrer natürlichen Lebensräume wird das Hermelin im Anhang III geführt. Somit zählt es zu den geschützten Arten, die nur dann bejagt werden dürfen, sofern ihr Bestand nicht gefährdet wird.
Weniger Nahrung auf dem Acker
Wie vielen anderen Arten macht die immer intensivere Landwirtschaft auch dem Hermelin zu schaffen. Seine Lebensraumqualität nimmt ab, weil strukturreiche Wiesen, Hecken und Feldgehölze im Rahmen der Flurbereinig schwinden. Verstecke und Nahrungsgründe gehen verloren. Da die Nahrungsverfügbarkeit – zum Beispiel in Form von Mäusen – durch die Intensivierung landwirtschaftlicher Produktionsmethoden stark zurückgegangen ist, könnten auch die Hermelin-Bestände schrumpfen. In Südostbayern nahm die Zahl der bei Autounfällen getöteten Hermeline von 1980 bis 1994 um etwa 20 Prozent ab, von 1980 bis 2015 um über 80 Prozent.

HermelinWas wir tun
Ob Naturerbe-Gebiet oder nachhaltige Land- und Forstwirtschaft – auf unseren eigenen Stiftungsflächen in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen schaffen wir Lebensraum für viele Arten. Auch das Hermelin ist hier fester Bestandteil der Artenvielfalt.
Lebensräume schaffen
Hermeline brauchen strukturreiche Lebensräume mit Hecken, Feldgehölzen, Wiesen und dichter Vegetation. Um solche Lebensräume zu schaffen, verfolgt die Deutsche Wildtier Stiftung zwei Ansätze: Auf einigen unserer Stiftungsflächen lassen wir die Natur einfach Natur sein und erhalten so dauerhaft Lebensräume für Wildtiere und -pflanzen. In einem anderen Ansatz zeigen wir, dass auch eine Bewirtschaftung im Einklang mit Wildtieren möglich ist. Auf unserem Gut Klepelshagen in Mecklenburg-Vorpommern und auf anderen Liegenschaften der Stiftung bewirtschaften wir alle landwirtschaftlichen Flächen naturnah und fördern Strukturen wie Hecken und Blühflächen.
Projekte
Da es nicht bedroht ist, hat die Deutsche Wildtier Stiftung kein eigenes Artenschutzprojekt zum Hermelin. Auf unseren naturnah bewirtschafteten Flächen bieten wir aber nicht zuletzt auch dem Hermelin einen geeigneten Lebensraum. Im Folgenden erfahren Sie mehr über unsere Stiftungsflächen.
HermelinHelfen
Schutz von Lebensräumen, das heißt auch Schutz der Hermeline. Mit der Unterstützung unserer Projekte helfen Sie uns, Lebensräume auch für das Hermelin zu sichern.