Im September erobern die jungen Igel unsere Grünflächen
Oft stellt sich die Frage: Wanderer oder Waisenkind?

Sollte Ihnen in den nächsten Wochen im Park oder im Garten ein Igeljunges begegnen, lassen Sie es weiterziehen. Meist ist es nur auf Wanderschaft – und benötigt keine Hilfe.
Im September werden Gärten und Stadtparks zur Kinderstube für Igeljunge. Ihre Stacheln sind noch weich, aber ihr Geruchssinn ist bereits gut ausgeprägt. Nach Ende einer sechswöchigen Säugezeit gehen die jungen Braunbrustigel ohne ihre Mutter auf Entdeckungsreise – und das auch gerne mitten in der Großstadt: In Kompost- und Laubhaufen wühlen sie nach Regenwürmern, Maden, Käfern und Kellerasseln, und neben Mülleimern finden sie oft leckere weggeworfene Nahrungsreste.
Ist ein Igeljunges zu übermütig, verliert es bei solchen Verlockungen schon mal den Überblick und findet den Weg zum Nest nicht mehr zurück. Meist kommt die Mutter dann schnaufend zu Hilfe und sammelt ihren verloren gegangenen Wanderer wieder ein. Manchmal sitzt ein verirrtes Igeljunges tagsüber auf dem Rasen. Doch in der Regel ist auch dieser Tagesgast kein Waisenkind.
Eingreifen oft nicht notwendig
Viele der aufgefundenen Igel brauchen unsere Hilfe nicht. Wer einen Igel sieht und sich Sorgen macht, sollte zunächst herausfinden, ob ihm wirklich etwas fehlt. Nur wenn das der Fall ist, darf das Tier aus der Natur entnommen werden. Verwaiste Igelsäuglinge erkennen Sie daran, dass die Mutter auch nach mehreren Stunden nicht auftaucht.
Kranke Igel sind häufig unsicher auf den Beinen, wirken teilweise apathisch, rollen sich bei Gefahr oft nicht mehr ein, bleiben an einem Fleck sitzen. Parasiten, Verletzungen, Viren oder Fieber können die Ursache für dieses Verhalten sein. Keinesfalls sollte man einem Igel Milch geben. Wer einen hilfebedürftigen Igel findet, sollte einen Tierarzt oder eine Igelstation aufsuchen, damit der Stachelträger versorgt wird. Und für den Finder gibt es dort wichtige Informationen zur richtigen Pflege und Handhabung.
Was Sie für Igel tun können
Unsere Tipps für Igelschützer in der Stadt und auf dem Land
Räumen Sie Ihren Garten nicht zu sehr auf. Lassen Sie wilde Ecken zu und verzichten Sie auf Laubbläser, Häcksler und Mähroboter. Laub darf im Herbst ruhig auf dem Rasen verrotten. Tiere wie Kellerasseln oder Regenwürmer, die die Blätter zersetzen, sind selbst wieder Nahrung für Igel, Rotkehlchen oder Amseln.
Stellen Sie in Kellerschächte, Brunnen und Teiche eine Kletterhilfe für Igel, zum Beispiel ein Vierkantholz.
Vorsicht mit Freischneidern und Motorsensen! Wenn Igel verletzt werden, dann häufig durch die Gartenarbeit von uns Menschen. Die Stachelträger kommen auch nah an menschliche Behausungen.
Leinen Sie Ihren Hund an. In Parks ist das in der Regel ohnehin Pflicht. Manche Hunde knabbern gern an Igeln.
Verzichten Sie auf Rattengift.
Kontrollieren Sie potenzielle Igelfallen wie Fußballnetze von Kindern. Die Tiere können sich dort leicht verheddern.
Igel in der Stadt
Der Igel, ein Stadtbewohner?
„Was er braucht, findet der Igel in der Stadt, nämlich abwechslungsreiche Nahrung und einen sicheren Platz für den Winterschlaf“, sagt Dr. Lisa Warnecke, Forschungspreisträgerin der Deutschen Wildtier Stiftung. Die Nahrungsversorgung ist in Metropolen sogar vielfältiger als auf dem Land. Schmatzend streunt das nachtaktive Tier durch die Großstadtparks – immer auf der Suche nach fetten Käfern und Regenwürmern. „Doch der Igel verschmäht auch Essensreste nicht, die die Menschen achtlos weggeworfen haben“, erklärt Lisa Warnecke.