Gamslebensräume in den Bayerischen Alpen

Veröffentlichung eines Abschlussberichts zur Lebensraumanalyse und Identifikation geeigneter Ruhegebiete.

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Gämsen stehen auf der Vorwarnliste der Roten Liste des Bundesamts für Naturschutz. Eine Studie der Deutschen Wildtier Stiftung analysiert das Symboltier der Alpen.

Wie keine zweite Huftierart in Deutschland sind Gämsen an sehr konkrete Lebensraumbedingungen gebunden. Ihr Lebensraum unterliegt aber auch einem meist strengen Jagdregime sowie einem manchmal zügellosen Tourismus. Die Deutsche Wildtier Stiftung hat in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien und Trainees der GIS-Akademie Dortmund die Gamslebensräume in den Bayerischen Alpen analysiert. Es wurde ein GIS-Tool zur Identifikation geeigneter Ruhebereiche für Gämsen entwickelt. "GIS" steht für Geoinformationssystem; mit seiner Hilfe können digitale Landkarten erarbeitet werden. Gefördert wurde das Projekt durch den Orden „Der Silberne Bruch“.

Den Gämsen bleiben kaum noch Rückzugebiete

Gämsen sind typische Bewohner alpiner und subalpiner Lagen, die im Sommer Felsbereiche, Latschen- und Geröllfelder und Almmatten besiedeln und im Winter sonnige und damit wärmebegünstigte Lagen mit geringer Schneedecke. Gleichzeitig ist der Lebensraum der Gämsen Erholungsraum für unzähligen Touristen sowie Schauplatz der sogenannten Schutzwaldsanierung. Zu ihrem Zweck wurde in vielen Gebieten der Bayerischen Alpen die Schonzeit für Gämsen aufgehoben. Durch den anhaltend hohen Jagddruck in Verbindung mit dem Tourismus gibt es vor allem im Regierungsbezirk Oberbayern nur noch sehr wenige, für das Gamswild ganzjährig gut geeignete und nutzbare Rückzugsgebiete. Die Aufnahme der Gämsen auf die Vorwarnliste der Roten Liste der Tiere Deutschlands ist ein Alarmsignal, das Konsequenzen im Umgang mit dieser Charakterart der Bayerischen Alpen erfordert.
Neben grundsätzlichen Fragen zur Bejagung und zum Monitoring von Gamswild wäre die Etablierung von Wildruhe- bzw. Jagdschongebieten ein wichtiger Baustein, um den günstigen Erhaltungszustand des Gamswildes in den Bayerischen Alpen nachhaltig zu sichern.

Neue Studie und GIS-Tool verschaffen Überblick

Die Deutsche Wildtier Stiftung hat in ihrer Studie „Gamslebensräume in den Bayerischen Alpen“ die potentiellen Winter- und Sommerlebensräume der Gämse in den Bayerischen Alpen mit Hilfe einer Lebensraumanalyse bewertet und auf dieser Grundlage ein GIS-Tool zur Identifikation geeigneter Wildruhe- bzw. Jagdschongebiete entwickelt. In vielen Alpenländern, wie beispielsweise Frankreich, Italien oder der Schweiz, existieren bereits Wildruhezonen, in denen Gämsen nicht gejagt werden dürfen, und die möglichst frei von menschlichen Störungen gehalten werden. Solche Wildruhe- bzw. Jagdschongebiete wären auch in den Bayerischen Alpen ein wichtiges Instrument, um den günstigen Erhaltungszustand des Gamswildes nachhaltig zu sichern. In solchen Gebieten könnte die Art zumindest lokal natürliche Alters- und Sozialstrukturen sowie Verhaltensweisen ausbilden oder ungestörte Rückzugsorte finden.

Studie zum Download

Mit den Ergebnissen der Studie „Gamslebensräume in den Bayerischen Alpen“ können nun gezielt Gebiete identifiziert werden, in denen solche Maßnahmen besonders wirkungsvoll wären. Der Bericht steht zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Hier geht es zum Abschlussbericht

Die Rasterdaten zur Bewertung der Sommer- und Winterlebensräume sowie das entwickelte GIS-Tool zur Identifikation geeigneter Ruhe- bzw. Jagdzeitaufhebungsgebiete stellen wir auf Nachfrage an A.Kinser@DeWiSt.de gerne zur Verfügung.

Foto: Gämsen sind wahre Klettermeister in den Bergen. Foto: imagebroker / Christoph Ruisz

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Bei uns in Deutschland finden Gämsen vor allem in Bayern einen geeigneten Lebensraum: felsige Regionen für den Sommer und Wälder für den Winter. Doch sie werden im südlichsten Bundesland gerade in öffentlichen Wäldern sehr intensiv gejagt.

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Fotoquelle: Piclease / Manfred Nieveler

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