Spektakel in den Bergen - die Gamsbrunft beginnt

Blädert der Bock laut im Gebirge, weiß die Geiß sogleich: ER ist im Liebesrausch.

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Von Mitte November bis in den Dezember herrscht in den Bayerischen Alpen ein geschäftiges Treiben: Die Brunft der Gämsen ist in vollem Gange! Neben liebevollem Geschnaufe, dem Blädern, signalisiert der Platzbock mit seinem würzig-strengen Moschusduft den Herzdamen, dass er in Wallungen ist. Dieses unvergleichliche Aphrodisiakum entströmt einem angeschwollenen Organ - einer Duftdrüse am Hinterkopf unter den Hörnern.
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Wer ist am stärksten, wer am schnellsten und geschicktesten?

Voll gepumpt mit Testosteron liefern sich die Böcke in den Bergen jetzt einen Wettstreit: Wer legt die beste Performance vor den Damen hin? „Die Geißen sind vom Gerenne der Böcke ziemlich unbeeindruckt. Sie warten geduldig, bis sich die Rangfolge geklärt hat“, erklärt Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung. Zu lange wetteifern dürfen die Böcke allerdings nicht: Denn wie es in einer Mädchenclique oft üblich ist, bekommen die Geißen etwa zur selben Zeit ihren Eisprung. Wird die Rangfolge unter den Böcken nicht rechtzeitig geklärt, werden manche Geißen nicht befruchtet. „Das passiert, wenn nicht genügend ältere Gämsböcke an der Brunft teilnehmen“, so Kinser. Leider scheint gerade dies in vielen Regionen der Bayerischen Alpen mittlerweile der Fall zu sein.

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Häufig sind die Böcke fürs Nachwuchs zeugen noch zu jung

Gämsböcke beteiligen sich von Natur aus erst ab ihrem sechsten Lebensjahr am Brunftgeschehen. Um sich als Platzbock zu behaupten, sollten sie eher acht bis dreizehn Jahre alt sein. Folgerichtig sehen die Jagdgesetze in Bayern eine weitgehende Schonung der mittelalten Tiere vor. Um herauszubekommen, ob die Altersstruktur der Gämsen in den Bayerischen Alpen noch in Ordnung ist, hat die Deutsche Wildtier Stiftung ein Projekt gestartet, bei dem Alter und Geschlecht aller im Rahmen eines Jagdjahres erlegten Gämsen genau festgehalten werden. Die ersten Ergebnisse aus dem Jahr 2016 zeigen: In den Jagdrevieren, die dem Freistaat gehören, waren 95 Prozent der gejagten Gämsböcke jünger als acht Jahre. Die Abschussquote der mittelalten Tiere wurde damit weit überzogen. „Diese Zahlen weisen leider darauf hin, dass in der Population der Gämsen in den Bayerischen Alpen alte, erfahrene Individuen in ausreichender Zahl fehlen“, so Kinser. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert daher vom Freistaat Zurückhaltung bei der Jagd auf mittelalte Gämsen.