Warum Rehböcke jetzt im Wald fegen

Weil bald die Revierkämpfe beginnen, polieren die Tiere ihre kleine Geweihe

Rehbock im Bast (Foto: Herwig Winter  piclease)
Spaziergänger sollten sich nicht wundern, wenn sie jetzt im Wald an dem einen oder anderen Baum Überreste von Basthaut entdecken.

Im Wald findet jetzt das große „Fegen“ statt. Die Rehböcke treibt nicht etwa der "Frühjahrsputz" an, sondern die bevorstehenden Revierkämpfe. „Die Tiere reiben derzeit die Basthaut von ihren kleinen Geweihen, unter der im Laufe der vergangenen fünf Monate ein neuer Kopfschmuck gewachsen ist“, erklärt Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung. Dieser Vorgang, der sich Jahr für Jahr wiederholt, wird auch „Fegen“ genannt.

Basthaut ist die Haut, unter der sich das Geweih neu bildet

Für Waldspaziergänger mag es ein seltsamer Anblick sein, wenn sie jetzt samtartige Fetzen an kleinen Bäumchen und Sträuchern hängen sehen. Die abgestorbene Basthaut wird besonders gerne an den harzigen Stämmchen von Douglasien oder Kiefern abgescheuert. Die Pflanzensäfte färben dann das frisch verfegte Geweih in kürzester Zeit in ein tiefes Dunkelbraun. Der tierische „Frühjahrsputz“ der Böcke dauert noch bis Anfang Mai. „Junge Rehböcke fegen bis zu 600-mal am Tag, ältere seltener“, sagt Kinser.

Wer fegt wann?

  • Rothirsche fegen in der Regel im Juli und August
  • Rehböcke im April
  • Dam- und Sikahirsche je nach Alter im August und September

Duftmarken machen dem Rivalen klar: "Hier ist mein Revier"

Die Fege-Aktion hat obendrein eine sexuelle Komponente. „Mit dem Abstreifen der Basthaut hinterlassen die Rehböcke nämlich auch Duftmarken“, erläutert Kinser, „damit werden bereits jetzt die Reviere für die Brunft im Sommer abgesteckt.“ Am Kopf der Rehböcke befinden sich gleich mehrere Duftdrüsen: In der Stirnlocke zwischen den Geweihstangen, an den Wangen und am Hals wird das Duftsekret produziert. Rehe orientieren sich an diesen Gerüchen und kommunizieren über solche „Duft-Informationen“.

"Du kommst hier nicht rein ...."!

Wenn Rehböcke ihre Grenzen abstecken, soll der Rivale abgeschreckt werden. Zu diesem Zweck setzt männliches Rehwild ein ganz individuelles Bock-Parfüm ein. Mit dem Duft aus verschiedenen Drüsen markieren die Böcke ihr Territorium, in dem sie ein Sekret an Bäumen und Sträuchern oder auf dem Waldboden verteilen. So hinterlassen die Böcke vor allem beim Plätzen, also beim Aufschlagen des Waldbodens mit den Vorderläufen, eine eindrucksvolle Duftnote. Diese Plätzstellen sind zurzeit vor allem an Wegrändern zu finden. Junge Bäumchen mit verletzter Rinde dienen ebenfalls der Reviermarkierung. Sie wurden mit dem Gehörn intensiv bearbeitet. Man spricht von Fegestellen.