Erfolgreich ackern für den Rotmilan
Mit Naturschutzberatung und passgenauen Förderprogrammen
Rund 150 Teilnehmende aus Politik, Verbänden und Naturschutz kamen am 22. Oktober 2019 zur Abschlussveranstaltung in Berlin zusammen, um die Ergebnisse aus sechs Jahren Projektlaufzeit zu erfahren. Die Parlamentarische Staatssekretärin aus dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Rita Schwarzelühr-Sutter, zeichnete sechs Land- und Forstwirtschaftsbetriebe für ihre besonders rotmilanfreundliche Wirtschaftsweise aus.
„Da mehr als die Hälfte der gesamten Weltpopulation des Rotmilans in Deutschland brütet, ist unsere Verantwortung für den Schutz der Art besonders groß. Deshalb fördert das Bundesumweltministerium das Projekt Rotmilan – Land zum Leben mit insgesamt 5,6 Mio. Euro aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Mit Erfolg: Das Projekt hat gezeigt, dass eine für den Rotmilan förderliche landwirtschaftliche Flächenbewirtschaftung gemeinsam mit den Landwirten und Landwirtinnen machbar ist“, so die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter in ihrem Grußwort.
In dem großen Verbundprojekt haben sich der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL), der Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA), die Deutsche Wildtier Stiftung und neun regionale Partner zum Schutz des Rotmilans zusammengeschlossen, um die Nahrungsverfügbarkeit auf landwirtschaftlichen Flächen und die Brutbedingungen in Wäldern zu verbessern. Die naturschutzfachliche Beratung und intensive Zusammenarbeit mit den Landnutzenden sind dabei der Schlüssel zum Erfolg.
„Um Rotmilanen in intensiv genutzten Agrarlandschaften ein stabiles Nahrungsangebot und eine gute Nahrungsverfügbarkeit zu gewährleisten, ist eine Vielfalt aus unterschiedlichen Kulturen, der Anbau von mehrjährigem Feldfutter und die extensive Bewirtschaftung von Grünland essenziell“, erklärt Dr. Jürgen Metzner, Geschäftsführer des DVL, der das Projekt koordiniert. Unterschiedliche Erntezeitpunkte sorgen dafür, dass den Greifvögeln zur Brutzeit nicht nur mehr Nahrung zur Verfügung steht, sondern diese auf den abgeernteten Flächen auch gut erreicht werden kann. „Aber auch die Anlage von mehrjährigen Brachen, Hecken und Blühstreifen als Refugien für Kleinsäuger und Feldvögel, die Beutetiere des Rotmilans, sind von wesentlicher Bedeutung und bieten vielen weiteren Arten Lebensraum“, ergänzt Metzner.
In neun Modellregionen in sieben Bundesländern wurden Land- und Forstwirtschaftsbetriebe, Kommunen und Fachbehörden in rund 4.000 Gesprächen zu zielführenden Agrarumweltmaßnahmen beraten. Die persönliche Beratung sowie eine vertrauensvolle und langfristige Zusammenarbeit zwischen Beratenden und Landnutzenden sind ein wichtiges Instrument für die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen in der Agrarlandschaft. Das hat auch die Evaluation des Thünen-Instituts ergeben. Mithilfe von geeigneten Agrarumwelt-, Klima- und Greening-Maßnahmen wurden im Projekt durchschnittlich 13.000 Hektar Nahrungsflächen pro Jahr rotmilanfreundlich bewirtschaftet. Zum Schutz der Nestbäume und Bruthabitate wurden rund 1.300 Maßnahmen umgesetzt.
Entscheidend ist, dass passgenaue Förderprogramme zur Umsetzung dieser Maßnahmen zur Verfügung stehen, die in den Betriebsablauf integriert werden können und den oft damit verbundenen Mehraufwand für die Landbewirtschaftenden honorieren. Dass es gelingen kann, mit geeigneten Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen den Rotmilan in intensiv genutzten Agrarlandschaften zu fördern, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DDA mit modernsten Techniken der Feldforschung evaluiert und nachgewiesen. Die Maßnahmenflächen (Mahdflächen, mehrjährige Brachen, Blühflächen und Randstrukturen) werden von den Rotmilanen zur Nahrungssuche ganz klar bevorzugt. Um den Bruterfolg sowie die Anzahl flügger Jungvögel zu erhöhen, müssen die Maßnahmen allerdings großflächig umgesetzt werden.
Für die Gestaltung der Agrarumweltmaßnahmen sind die Bundesländer zuständig, doch trotz der großen Verantwortung bieten nicht alle Bundesländer geeignete Programme zum Schutz des Rotmilans an. „Da besteht noch großer Handlungsbedarf, aber mit unseren Ergebnissen aus sechs Jahren Projektlaufzeit geben wir den Ländern konkrete Empfehlungen an die Hand“, so Metzner. Die nächste Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik muss genutzt werden, um das gewaltige Agrarbudget deutlich mehr in Richtung des Natur- und Artenschutzes auf Grünland- und Ackerstandorten zu bewegen. Nur dann können passgenaue Förderprogramme finanziert werden, mit deren Hilfe Schutzmaßnahmen für den Rotmilan großflächig umgesetzt werden können und von denen auch viele weitere Arten der Agrarlandschaft profitieren.
Mehr über Rotmilan – Land zum Leben, die Ergebnisse und agrarpolitischen Empfehlungen erfahren Sie auf der Projekt-Website www.rotmilan.org.