Der Igel ist ein Städter

Neueste Forschungsergebnisse zeigen: In den kalten und dunklen Wintermonaten nutzen Igel Schlupflöcher, die sogar an Schnellstraßen liegen

Igel-im-Gras
Zum Tiefschlaf an die Hauptstraße? Dr. Lisa Warnecke, Forschungspreisträgerin der Deutschen Wildtier Stiftung, präsentiert neue Ergebnisse zum Schlafverhalten der Igel. Neben einer regelmäßigen Aufwachphase, die der Igel zeigt, gibt es noch ein weiteres überraschendes Bild: Inzwischen leben neunmal mehr Igel in der Stadt als auf dem Land. Der Igel ist ein Städter!

Wenn Großstadt-Igel von Immobilien träumen, gehören ein ruhiger Garten mit Obstbäumen oder eine weitläufige Parkanlage dazu. Doch in Hamburg, München, Frankfurt, Köln und Berlin sieht der Wohnungsmarkt für stachelige Städter weniger romantisch aus: Vierspurige Schnellstraßen mit ungepflegten Randstreifen, risikoreiche Verkehrsinseln und starkfrequentierte Discounter-Parkplätze mit Gebüsch dienen als Winterschlafquartier. Das zeigen die neuesten Forschungsergebnisse von Dr. Lisa Warnecke, der Forschungspreisträgerin der Deutschen Wildtier Stiftung. „Hier bauen Igel ihre Nester und bereiten sich auf den Winter vor.“

Igel im Winterschlaf in der Stadt

Von wegen Landlust – der moderne Igel ist ein Städter

Urbanität ist angesagt! Die Arbeit der Biologin zeigt ein völlig überraschendes Bild des beliebten Wildtieres. Der Igel, ein Stadtkind? „Ja! Was er braucht, findet er in der Stadt: nämlich abwechslungsreiche Nahrung und einen sicheren Platz für den Winterschlaf.“ Was das Fressen angeht, ist die Versorgung in Metropolen sogar vielfältiger als auf dem Land. Schmatzend streunt das nachtaktive Tier durch die Großstadtparks - immer auf der Suche nach fetten Käfern und Regenwürmern. „Doch er verschmäht auch Essensreste nicht, die die Menschen überall achtlos weggeworfen haben“, erklärt Lisa Warnecke. So kann sich der stachelige Stadtbewohner ganz bequem ein Speckpolster für den Winterschlaf anfressen.

Igel Unterschlupf

Im November geht es ab ins Igel-Schlafzimmer

Stadt-Igel leben denselben Jahresrhythmus wie ihre Verwandten auf dem Land; ab November ist die „innere Uhr“ im Einschlafmodus. Mit störendem Straßenlärm und grellem Licht hat das anpassungsfähige Wildtier kein Problem. Dr. Lisa Warnecke hat im Rahmen ihrer Forschungsarbeit an völlig unerwarteten Ecken „Igel-Schlafzimmer“ gefunden. Zum Beispiel gleich neben einem Müllcontainer mitten in der City, an einem Spielplatz neben der Sandkiste und in der Nähe einer Ampelanlage an einer Hauptverkehrsstraße. „Das liegt keinesfalls daran, dass die Tiere den Trubel lieben – Störungsgrad und Lautstärke scheinen bei der Nestwahl eine untergeordnete Rolle zu spielen.“
Inzwischen leben neunmal mehr Igel in der Stadt als auf dem Land. „67 Prozent der Nester befinden sich in Gärten, 70 Prozent der nächtlichen Igel-Aktivitäten finden in Parks statt“, erklärt Warnecke. Es gibt eine weitere Besonderheit, die ihre Igelforschung jetzt aufgedeckt hat: „Während des Winterschlafs, der nicht mit dem tiefen Winterschlaf anderer Tiere zu vergleichen ist, nutzen die Tiere bis zu drei Nester. Dabei legen die Schläfer auf ihren kurzen Beinen rund 100 Meter pro Stunde zurück.“ Noch gibt der Igel Rätsel auf. Alle zehn Tage beginnt während des Winterschlafes eine lebensnotwendige Aufwärmphase. „Warum, weiß man bisher noch nicht so genau“, sagt Warnecke. Der Igel fährt dafür seinen Energiehaushalt hoch – und das ist für den kleinen Körper ein wahrer Kraftakt!

Kind schaut hinter Baum hervor

StadtNatur

Im Rahmen des Projektes „StadtNatur“ unterstützt die Deutsche Wildtier Stiftung das Patenförsterprogramm „Schule im Wald“.

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