Flöße & Abbruchkante

Alternative Lebensräume für Ufer- und Seeschwalben

Uferschwalbenkolonie – Foto: Michael Tetzlaff Uferschwalbenkolonie – Foto: Michael Tetzlaff
Heute findet sich in Deutschland kaum noch ein Fluss, der sich in seinem natürlichen Bett ausbreiten darf. Seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurden Flüsse überall in Deutschland begradigt, vor allem um besser für Schiffe passierbar zu sein. Und auch Moore sind selten geworden. Rund 95 Prozent der Moore wurden hierzulande entwässert und in landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt. Mit den naturnahen Feuchtgebieten an Flüssen und Mooren verschwand auch eine Vielzahl von Lebensräumen für Wildtiere, insbesondere für Vogelarten wie die Uferschwalbe, die Flusssee- oder die Trauerseeschwalbe. Diese sind nun auf alternative Lebensräume in unserer Kulturlandschaft angewiesen.

Uferschwalbe

Die Uferschwalbe (Riparia riparia) ist die kleinste Schwalbenart in Europa. Uferschwalben trinken und baden im Flug. Niedrig über dem Wasser fliegend jagen sie Insekten. Sie brüten in Kolonien in Sand-, Lehm- und Lösswänden – Abbruchkanten, wie man sie zum Beispiel in den Prallhängen an natürlichen Flüssen findet. Heute sind diese Biotope in der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen als „stark gefährdet“ bis „von vollständiger Vernichtung bedroht“ gelistet. Die Uferschwalbe ist darum vielerorts auf Alternativlebensräume in unserer Kulturlandschaft angewiesen. Im Sander, gelegen in der Friedländer Großen Wiese bei Klepelshagen, haben wir mithilfe eines Baggers eine große Abbruchkante für die Uferschwalbe geschaffen. Gleich im ersten Jahr hat sich hier eine Kolonie angesiedelt. Insgesamt 477 Brutröhren konnten wir bisher zählen – ein großer Erfolg für den Schutz der Art in der Region.

Flussseeschwalbe

Die Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) brütet unter anderem auf Sandbänken, die sich beispielsweise durch Kies- oder Sandablagerungen an Gleithängen, also dem Kurveninneren von mäandernden Flüssen, bilden. In unseren begradigten Flusssystemen finden diese Prozesse nicht mehr statt – auch vegetationsarme Kies- oder Sandflächen sind deshalb ein „stark gefährdeter“ bis „von vollständiger Vernichtung“ bedrohter Biotoptyp. Im Binnenland sind Flussseeschwalben deshalb auf Nisthilfen angewiesen. Wir haben daher insgesamt vier Nistflöße auf dem Hinterwiesenweiher und dem Moosbruchsee ausgebracht. Um eine Sandbank zu imitieren, wurde die Oberfläche der hölzernen Flöße mit Sand bedeckt. Die schwimmenden Inseln ragen circa 30 Zentimeter aus dem Wasser und sind durch Draht oder dünne Wände vor Fressfeinden wie Waschbär und Fischotter geschützt. Ein Unterschlupf aus Ziegeln bietet darüber hinaus genügend Schutz vor Feinden aus der Luft. Bisher haben sich bereits 20 Brutpaare auf unseren Nistflößen niedergelassen.

Trauerseeschwalbe

Die Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger) brütet natürlicherweise auf Wasserpflanzen wie der Krebsschere in Überschwemmungsgebieten entlang von Flüssen; aber auch aus Moorgebieten sind Brutnachweise bekannt. Nachdem die Remontenwiese in Gut Klepelshagen von uns relativ flach angestaut wurde, ist sie jetzt ein idealer Standort für eine Schwimmblatt- und Wasserpflanzenvegetation. Aber auch hier sind zusätzlich schwimmende Nisthilfen nötig. Daher haben wir kleine Schwimmflöße konzipiert, die sich dem Wellengang des Gewässers anpassen. 50 dieser schwimmenden Nester haben wir mit genügend Abstand auf dem Gewässer verteilt und mit natürlichem Pflanzenmaterial und Schlamm bestückt. 25 Brutpaare haben sich bereits auf den Nisthilfen eingefunden.
Auf Gut Klepelshagen schafft die Deutsche Wildtier Stiftung alternative Lebensräume für Wildtiere, denen ihr natürliches Habitat in unserer Kulturlandschaft abhandengekommen ist. Besser wäre es allerdings, wenn wir der Natur in Deutschland wieder mehr Raum für ihre natürliche Dynamik geben würden. Dann wäre diese Hilfestellung durch den Menschen gar nicht erst notwendig.

Förderer

Dieses Projekt wurde mit Hilfe der Deutschen Postcode Lotterie und eines uns zugedachten Nachlasses ermöglicht.

Austernfischer mit Küken / Foto: Mathias_Feldhoff

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