Für Schwanzmeisenweibchen ist im Mai jeder Tag Muttertag

Denn die große Familie hilft mit

Schwanzmeisen (Aegithalos caudatus), Foto: © imageBROKER.com / FLPA / Bill Baston Schwanzmeisen (Aegithalos caudatus), Foto: © imageBROKER.com / FLPA / Bill Baston
Wenn die Kinder an einem Sonntag im Mai den Frühstückstisch decken und abends der Babysitter kommt, damit Mama sich nicht ums Kochen kümmern muss, sondern im Restaurant entspannen kann: dann ist Muttertag. Dieses Jahr ist es der 8. Mai, den es zu feiern gilt. Aber das, was wir Menschen am Muttertag zelebrieren, ist in der Wildtierwelt bei einigen Arten gang und gäbe: zum Beispiel bei der kleinen Schwanzmeise. Nepotismus (lat. für Verwandtenunterstützung) heißt das Fachwort dafür, dass man sich gegenseitig unter die Arme – oder Flügel – greift.

Die Schwanzmeise ist ein verwandtschaftlich besonders vernetzter Vogel. Davon profitieren die Weibchen während der Brut- und Aufzuchtphase im Mai. Rund 14 Tage lang sitzt die Vogelmutter auf den Eiern, während das Männchen Nest und Revier bewacht und das Weibchen liebevoll füttert. „Aber ist der Nachwuchs erst aus dem Ei geschlüpft, hocken da plötzlich acht bis zwölf hungrige Küken im Nest, die höchst energisch nach Futter verlangen“, so Lea-Carina Mendel, Ornithologin bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Nahezu sekündlich reißen die Kleinen die Schnäbel weit auf und fordern Insekten, Larven oder andere tierische Kost ein. Sie nur zu zweit zu versorgen ist viel Arbeit. Daher fliegen die Elternvögel im Akkord, um Nahrung zu beschaffen – und glücklicherweise fliegen sie nicht allein.

Denn es gibt reichlich Hilfe aus der großen Schwanzmeisenfamilie. Andere füttern gern mit und erledigen noch mehr: Schwanzmeisen, die sich bei der Aufzucht anderer Jungvögel engagieren, kommen meist aus dem Umkreis des Brutpaares und sind an allen Versorgungsaktivitäten wie Füttern, Wegtragen von Kotballen und der Nestverteidigung beteiligt. Bei den Unterstützern handelt es sich oft um Meisen, die keine eigene Brut versorgen, beispielsweise weil sie noch zu jung sind. „Oft sind es die Jungtiere aus dem letzten Jahr, die ihre frisch geschlüpften Geschwister mit Futter versorgen und somit ihre Eltern unterstützen“, berichtet Mendel.

Und so ist während der Brut- und Jungenaufzuchtzeit im Mai bei den Schwanzmeisenweibchen nahezu täglich Muttertag. Super: Die Vogelmütter müssen sich selten allein um anfallende Arbeiten kümmern. Innerhalb der Gruppe wachsen die Küken heran, die sich nach dem Flüggewerden einem immer größer werdenden Schwarm anschließen. Schwanzmeisen sind meist in Gruppen mit bis zu 30 Vögeln unterwegs. Schwärme ohne feste Reviere können auch 50 bis 300 Tiere zählen. So sieht man die kleinen weiß-rosa Federbälle mit den langen Schwanzfedern jetzt in waldähnlich strukturierten Parks oder Grünanlagen oder auch in ländlichen Regionen blitzschnell und geschickt im Geäst herumturnen. Nach dem Ausfliegen aus dem Nest finden sich die jungen Schwanzmeisen noch für ein paar Wochen in einer Sitzreihe im Unterholz zusammen. Dicht aneinandergekuschelt genießen sie einen wahrhaft tierischen Familienzusammenhalt.

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