Zur Haselmauswanderung auf die Sophienhöhe

Der winzige Schlafbilch findet auf der Rekultivierungsfläche Sophienhöhe neuen Lebensraum

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Im Rahmen einer Naturbildungsaktion mit der Forschungsstelle Rekultivierung im rheinischen Braunkohlerevier haben wir im September an zwei Tagen Haselmausexkursionen für Schulklassen angeboten, um den Kindern das Tier des Jahres 2017 näher zu bringen. RWE Power ist durch den Braunkohleabbau gesetzlich verpflichtet, die im Tagebauvorfeld Garzweiler und Hambach lebenden Haselmäuse umzusiedeln. Die seltene Art findet auf der Rekultivierungsfläche Sophienhöhe ideale Lebensbedingungen. Seit 2011 werden jährlich etwa 300 Haselmäuse dorthin umgesiedelt, die sich erfolgreich vermehren. Mittlerweile leben dort an die tausend Exemplare.

Der winzige Schlafbilch findet auf der Rekultivierungsfläche Sophienhöhe neuen Lebensraum

Svenja Ganteför, Biologin der Deutschen Wildtier Stiftung und Gregor Eßer, Leiter der Forschungsstelle Rekultivierung, untersuchten mit drei Schulklassen den neuen Lebensraum der Haselmäuse. Während der Wanderungen auf der Sophienhöhe wurden insgesamt 70 Kindern aus zwei umliegenden Grundschulen der typische Lebensraum der Haselmaus gezeigt und Wissenswertes über diese spezielle Tierart vermittelt. „Haselmäuse gehören zur Familie der Bilche, zählen also biologisch gesehen nicht zu den Mäusen“, lernten die Schüler - unter anderem - von Svenja Ganteför. Auch wie Haselmäuse den Winter überstehen, erklärte sie den Schülern: „Während des Winterschlafs sind der Herzschlag und die Atemzüge des Wildtieres so stark verlangsamt, dass zwischen zwei Atemzügen bis zu elf Minuten liegen können. Und indem das scheue, nachtaktive Tier im Winter eingerollt im Nest liegt und tief schläft, kann es über Monate hinweg von seinen Fettreserven zehren.

Auf den Spuren der Haselmaus ...

Picknick für die Haselmaus. Foto: Deutsche Wildtier Stiftung

Während der Wanderung wurden Nahrungspflanzen der Haselmaus sowie Haselnüsse mit den typischen Fraßspuren eingesammelt und gemeinsam mit den Kindern bestimmt. "Brombeeren, Himbeeren, Hagebutten, Haselnüsse und Eicheln fressen die Bilche mit am liebsten", erklärt die Biologin. Typisch für Haselmäuse sind die Fraßspuren, die sie an Nüssen hinterlassen. In die noch nicht verholzte Schale wird ein kreisrundes Loch genagt, wobei die Zahnspuren parallel zum Rand des Loches verlaufen. Svenja Ganteför: "Diese typisch angenagten Nussschalen lassen sich unter Haselsträuchern finden und sind für uns Biologen ein deutlicher Nachweis für das Vorkommen von Haselmäusen. Im Rahmen von herbstlichen ,Nussjagden' kann jeder mithelfen unter Haselsträuchern nach Haselnüssen der Haselmaus zu suchen."

Energiesparmodus für Winterschläfer: der Torpor

ENERGIESPARMODUS TORPOR

Fast die Hälfte eines Jahres verbringt die Haselmaus im Winterschlaf. Dafür baut sie sich in der Regel ein Nest am Boden. Hier rollt sie sich wie eine kleine Kugel ein und zehrt bei stark eingeschränkter Körperfunktion über Monate von den Fettreserven, die sie sich im Sommer angefressen hat. Dabei verlangsamen sich Herzschlag und Atmung stark. Zwischen zwei Atemzügen können bis zu elf Minuten liegen! Liegen die Temperaturen im Winter weit unter null Grad, schafft die Haselmaus es trotzdem, ihre Körpertemperatur über dem Gefrierpunkt zu halten. Das nennen Biologen Torpor.

Haselmäuse nutzen gern Baumkästen zum Schlafen

Während ihrer Aktivitätsperiode, die von April/Mai bis etwa Oktober andauert, nutzen Haselmäuse gerne an Bäumen angebrachte Kästen, in die sie ihre kugeligen Nester zum Schlafen einbauen können. Diese Behausungen werden bevorzugt an Buchen gehängt und haben eine zum Baumstamm gerichtete Öffnung. Sie dienen dazu, die kleinen Bilche ausfindig zu machen, denn diese klettern am Baumstamm hoch und gelangen so von unten, bzw. hinten, in den Kasten hinein. Um zu schauen, ob eine Haselmaus im Kasten schläft, wird das Eingangsloch verschlossen und der Kasten in einen großen Behälter gestellt und geöffnet. Nicht immer sind es Haselmäuse, die die Kästen nutzen - oft finden Biologen bei ihren Kontrollgängen auch Sieben-, Baum- oder Gartenschläfer oder Waldmäuse in den Verstecken. Die Kästen werden in regelmäßigen Abständen, ein oder zwei Mal pro Monat, kontrolliert.
Auf der Sophienhöhe hängen hunderter solcher Haselmauskästen, mit denen die Tiere umgesiedelt wurden. Zusammen mit den Kindern wurden die Kästen auf Haselmäuse untersucht, mit Erfolg! Den Kindern konnten einige Tiere gezeigt werden, was große Begeisterung hervor rief. In einigen Haselmauskästen fand man nur Spuren, die kunstvoll gewebten Nester aus Gräsern und Laub.

Haselmausnest / Foto: Deutsche Wildtier Stiftung

Jedes Kind bekam am Ende der Haselmauswanderung das Poster „Das Jahr der Haselmaus“ ausgehändigt, das den Lebensraum und die Nahrungsansprüche der Haselmaus im Jahresverlauf darstellt, die auf der Rückseite mit Texten erklärt werden. Haselmaus-Fans können das Haselmausposter der Deutschen Wildtier Stiftung hier bestellen.

Die Haselmaus im Herbst

Auf zur Nussjagd! Der Haselmaus auf der Spur

Im Herbst müssen Haselmäuse sich ordentlich Speck für den Winterschlaf anfressen – energiereiche Samen und Nüsse stehen daher auf dem Speiseplan, vor allem Haselnüsse. Aber auch die reifen Früchte z.B. von Schlehe, Brombeere oder Faulbaum werden gern gefressen. Haselmäuse hinterlassen typische Fraßspuren an den Nüssen: In die noch nicht verholzte Schale wird ein kreisrundes Loch genagt, wobei die Zahnspuren parallel zum Rand des Loches verlaufen. Svenja Ganteför: "Diese typisch angenagten Nussschalen lassen sich unter Haselsträuchern finden und sind ein Nachweis für das Vorkommen von Haselmäusen." Im Rahmen von herbstlichen „Nussjagden“ kann jeder mithelfen, unter Haselsträuchern nach Haselnüssen der Haselmaus zu suchen.

Haselmaus im Sprung

Haselmaus

Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) ist keine Maus im eigentlichen Sinne sondern der kleinste Vertreter europäischer Bilche.

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Eine Haselmaus in einem Laubnest

Haselmaus – versteckt im Großstadt-Dickicht

Wir suchen die Haselmaus in Hamburg. Der Nachweis ist Voraussetzung für geplante Schutzmaßnahmen zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein.

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