Neuer Lebensraum ein Stockwerk höher: Dachbegrünung für Insekten

In frischer Luft finden Wildbiene, Käfer und Co ein perfektes Plätzchen

Gründach der Deutschen Wildtier Stiftung im Botanischen Sondergarten Wandsbek
Grüne Dächer, die Platz und Vielfalt für Insekten und kleine Tiere aller Art bieten, liegen bundesweit im Trend. In einigen Städten und Gemeinden werden Teile der Kosten für den Gründach-Ausbau sogar öffentlich bezuschusst. Noch ein Grund mehr, schnell loszulegen.

Auf in grüne Dimensionen! Je mehr Gründächer desto mehr Artenvielfalt

Sie sehen nicht nur hübsch aus, sondern erfüllen handfeste ökologische Aufgaben: Dachbegrünungen vom Vogelhaus über den Carport bis hin zu Büro- und Wohngebäuden. „Neben einer guten Wärmedämmung halten begrünte Dächer auch Regen zurück, schlucken Großstadtlärm und bieten zahlreichen Lebewesen einen geschützten Lebensraum", erklärt Manuel Pützstück von der Deutschen Wildtier Stiftung. In einigen Bundesländern, beispielsweise in Hamburg, werden die Anlagen von Gründächern finanziell gefördert – Infos dazu geben die Umweltbehörden. Manuel Pützstück erklärt, warum es sich lohnt, über ein Stück Natur auf dem eigenen Hausdach nachzudenken.

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Gründächer können für uns Menschen wahre Oasen sein. Aber welche Wildtiere profitieren von einem grünen Dach?

Manuel Pützstück: "Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Käfer und Vögel erobern sich auf grünen Dächern vor allem in den Städten neue Rückzugsorte. Hier finden sie Nahrung und Schutz."

Haben auch bedrohte Tierarten etwas davon?

Manuel Pützstück: "Auf jeden Fall. Gründächer erweitern das Netz an Grünflächen in einer neuen Dimension – nämlich hoch oben – enorm. Im Verbund mit anderen Naturräumen leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Überleben gefährdeter Arten, wie etwa Hummeln und Wildbienen. Auf extensiver Dachbegrünung, also auf Flächen, die aufgrund anspruchsloser Pflanzen kaum Pflege brauchen, sind Pflanzen und Tiere fast vollständig auf sich allein gestellt. So bilden sie einen eigenen, weitgehend unberührten Kosmos – ein Stück eigene Wildnis, in der sich die Natur ganz von selbst reguliert."

Wie lege ich eine Dachbegrünung an? Geht das auch ohne Hilfe vom Profi?

Manuel Pützstück: "Kommt drauf an. Je größer die Fläche, desto mehr Ahnung von Statik muss man haben. Ein Vogelhaus oder Gartenhäuschen mit Flachdach zu begrünen ist da noch verhältnismäßig einfach. Hier kann das Dach mit Dachpappe und Vlies abgedeckt werden, Leisten an den Dachrändern mit Aussparungen, sodass Regenwasser abfließen kann, bilden den Abschluss. Aber: Ein Gründach kann auch sehr schwer werden, vor allem, wenn das Substrat ordentlich nass ist. Profis berechnen die Schichtdicke des Substrats nach Dachzustand und natürlich auch Dachneigungen."

Was kann auf Gründächern wachsen?

Manuel Pützstück: "Sonne, Wind und Trockenheit sorgen auf dem Dach für spezielle Standortbedingungen. Pflanzengesellschaften, die mit diesen speziellen Bedingungen gut zurechtkommen, wachsen in der Natur in Trocken- und Halbtrockenrasen. Infos über die Auswahl an geeigneten Pflanzen erhalten Sie bei der Deutschen Wildtier Stiftung."

Machen Gründächer die Luft sauberer?

Manuel Pützstück: "Ja, die neuen Grünflächen verbessern das Klima vor Ort. Sie kühlen die umgebende Luft ab und feuchten sie an. Dadurch reduzieren sich städtische Wärmeinseln. Die Pflanzen reinigen zudem die Luft von Staub und Schadstoffen und binden Kohlendioxid."

Welche wirtschaftlichen Vorteile haben sie?

Manuel Pützstück: "Begehbare Gründächer schaffen Möglichkeiten zum Erholen, Sport treiben, Gemüse anbauen oder Blumen pflanzen. Durch ihre Hitzeabschirmung und Wärmedämmung tragen sie zur Verbesserung der Energiebilanz von Gebäuden bei und reduzieren den Energieverbrauch. Das verbesserte Gebäudeklima ist besonders im Dachgeschoss, wo unter konventioneller Abdeckung oft große Temperaturschwankungen herrschen, wahrnehmbar. Begrünte Dächer verbessern das Wassermanagement, indem sie Regenwasser zurückhalten und es von den Dächern natürlich verdunstet. Durch diese Regenwasserrückhaltung profitieren Gründacheigentümer direkt von einer bis zu 50 % niedrigeren Niederschlagswassergebühr. Und die Lebensdauer eines Daches kann verlängert werden, da eine korrekt ausgeführte Dachbegrünung wie eine Schutzhaut für ein Dach wirkt. Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik schätzt die Lebensdauer eines Gründachs deshalb auf 40 Jahre, etwa doppelt so lange wie ein konventionelles Kiesdach!". Bis 2019 gibt es für Hamburg eine Gründachstrategie, in dessen Rahmen die Anlagen von Gründächern von der Stadt gefördert wird. Mehr Informationen erhalten Sie hier.

5 Wichtige Punkte für die Anlage eines Gründachs

  • Achten Sie bei der Planung darauf, dass das Dach gut besonnt liegt und nicht im Schatten eines Baumes oder Hauses.
  • Bevorzugen Sie bei der Planung auf ein hohes, vielfältiges und kontinuierliches Blütenangebot, wählen Sie die Pflanzen also sorgsam aus (Orientierungshilfe bietet Ihnen auch die Deutsche Wildtier Stiftung).
  • Generell ist feines erdig-sandiges Substrat dem klassischen Tonsplittergemisch zu bevorzugen. Ist dies aus Kostengründen bzw. aus statischen Gründen nicht machbar, sind zumindest Strukturelemente, wie Sandlinsen wünschenswert.
  • Die Substrattiefe sollte mindestens 10 – 15 cm betragen. Generell gilt, je tiefer das Substrat, desto besser. Aber: Das Substrat darf auch nicht zu schwer werden, wenn es beispielsweise mit Regenwasser vollgesogen ist.
  • Bieten Sie Nistmöglichkeiten für Insekten und Vögel an. Es eignen sich alte Baumstrünke oder Wurzelstöcke, die gut auf dem Dach befestigt werden können.

Bildquellen: Chad Ochs (Grafik), Sven Baumung (Fotos Gallerie)

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