Amsel, Drossel, Fink und Star: Welcher Nistkasten passt zu welchem Vogel?
Die Deutsche Wildtier Stiftung rät: Kunststoffhäuschen meiden, Nisthilfe am besten in Richtung Süd-Ost hängen

Ab Mitte März starten die meisten Singvögel mit ihrer Brut- und Aufzuchtphase. Viele Vogel-Eltern sind jetzt auf der Suche nach einem geeigneten Heim für ihren Nachwuchs. Wer ihnen helfen möchte, bringt einen Nistkasten im Garten oder auf dem Balkon an. Nur: Welcher Nistkasten ist der Richtige? Die Auswahl ist riesig! Worauf Vogelfreunde achten sollten und warum auch die Pflege einer Nisthilfe wichtig ist, erklärt die Deutsche Wildtier Stiftung hier.
Hamburg, 17. April 2018

Unterstützung ist gefragt: Denn immer mehr natürliche Nistplätze fehlen!
Warum brauchen Vögel beim Brüten und für die Aufzucht ihrer Jungen überhaupt unsere Hilfe? „In Städten und Siedlungsbereichen gibt es sehr oft einen Mangel an natürlichen Nistmöglichkeiten“, erklärt Peer Cyriacks, Ornithologe der Deutschen Wildtier Stiftung. Daran ist der Mensch nicht ganz unschuldig: Früher nisteten Vögel in alten Baumstämmen, unter Dachrinnen, Reetdächern oder in Mauerspalten. „Doch nicht nur der Bestand an alten Bäumen verringert sich immer mehr, auch durch die häufig glatte und energieeffiziente Bauweise oder Modernisierung von Häusern nehmen wir den Vögeln ihre Brutmöglichkeiten“, sagt der Ornithologe.
Finger weg von Plastikhäuschen
Von Menschen bereitgestellte, geeignete Ersatzbrutplätze werden von fast allen Vogelarten dankend angenommen. Dabei spielt das äußerliche Design keine Rolle; ob klassisch modern oder romantisch im Bauernlook – den Vögeln ist das egal. Nur die Qualität einer Nisthilfe muss stimmen! Wichtig sind naturbelassene Materialien ohne Chemie. Nistkästen aus Holz isolieren vor Hitze und Kälte und können – je nach Vogelart - von innen mit Gräsern, Moos oder Lehm in ein gemütliches Nest verwandelt werden. „Finger weg von Häuschen, die aus Kunststoff gefertigt sind“, rät Peer Cyriacks. Dieses Material hat klare Nachteile: „Es ist nicht atmungsaktiv! So kann sich Feuchtigkeit im Inneren bilden. Dann verschimmeln die Nester.“ Zudem isoliert Plastik kaum. „Diese Nistkästen kühlen nachts stark aus und an heißen Tagen staut sich die Hitze im Inneren.“ Neben Nistkästen aus Holz sind auch Modelle aus anderen Naturmaterialien wie Holzbeton oder Terrakotta empfehlenswert.

Häuser mit drei Zentimeter Lochgröße gefallen fast allen heimischen Singvögeln
Vögel sind unterschiedlich groß und haben bestimmte Vorlieben – aber viele heimische Singvögel fühlen sich in Nistkästen mit einem Einflugloch-Durchmesser um drei Zentimeter wohl. Spatzen – auch Haussperlinge genannt – sind zudem sehr gesellige Vögel. Sie ziehen gern in Nistkästen mit mehreren Einheiten ein – am liebsten in ein Spatzenreihenhaus. Halbhöhlenbrüter wie Hausrotschwanz, Zaunkönig, Amseln oder Grauschnäpper brüten natürlicherweise in Mauernischen und Spalten. Sie bevorzugen darum halboffene Nistkästen ohne Einflugloch. Ganz speziell gearbeitet sind die Nisthäuschen für Mauersegler: Sie haben ein auffälliges, ovales Einflugloch mit etwas über 33 x 65 Zentimetern Durchmesser. Für alle Bruthilfen gilt: Sie sollten stabil und dickwandig gearbeitet und leicht, aber sicher aufzuhängen sein. Cyriacks: „Ideal für Familien mit Kindern sind auch Nistkästen-Bausätze. Mit nur wenig Werkzeug kann gemeinsam an der Bruthilfe gewerkelt werden – Kinder und Vögel werden begeistert sein.“
Nisthilfe am besten in Richtung Süd-Ost hängen
„Um die Kästen optimal anzubringen, sollte man sie etwas wettergeschützt aufhängen und die Himmelsrichtung berücksichtigen“, rät Cyriacks. „Im Idealfall wird die Nisthilfe Richtung Süd-Osten ausgerichtet. Richtung Norden wird es zu schattig für die kleinen Bewohner und in südlicher Richtung darf die Nisthilfe nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden.“ Alle Nisthilfen werden ab einer Höhe von 2,5 Metern angebracht. In ihrer Nähe sollten keine Klettermöglichkeiten für Fressfeinde vorhanden sein. Gut geeignet sind darum – statt Bäumen - Wände oder Mauern. Übrigens: Neben Katzen, Waschbären oder Mardern sind auch Eichhörnchen geschickte Nesträuber! Eine Sitzstange für die Vögel am Einflugloch oder Schlitz ist eher gefährlich als sinnvoll. An ihr können sich Nesträuber gut festhalten – um dann noch leichter in den Kasten hineinzugreifen und an die begehrte Beute zu kommen.
Wie reinigt man einen Nistkasten?
Es gilt: Bei Vogelarten, die mehrmals im Jahr brüten, etwa Meisen und Spatzen, den Kasten erst säubern, wenn die letzte Brutphase abgeschlossen ist. Spätestens im September ist das der Fall. „Ist im Nistkasten seit längerer Zeit Ruhe, am Nistkasten anklopfen, ihn öffnen und eine feste Bürste bereithalten. Den Inhalt herausholen und im Laubhaufen oder Müll entsorgen“, sagt Cyriacks. Gesundheitliche Bedenken brauchen Sie dabei nicht zu haben! Restliche Grashalme, Mooskrümel oder Zweige ausbürsten. Ein feuchtes Auswischen der Kästen ist in der Regel nicht nötig. Scharfe Reiniger und Desinfektionsmittel bleiben im Schrank. Nester von Schwalben werden nicht entfernt – die Vögel nutzen sie auch im nächsten Jahr noch.
Sie möchten sich einen Überblick über die unterschiedlichen Typen an Nisthilfen verschaffen? Hier geht es zum Shop der Deutschen Wildtier Stiftung.
