Schutzprojekt "Rotmilan - Land zum Leben" ausgezeichnet

Projektträger erhalten begehrte Ehrung der UN-Dekade Biologische Vielfalt

Jungvögel Rotmilan (Foto: G. Gelpke)
Der Rotmilan braucht Land zum Leben. Und zu fressen braucht er auch. Damit sich die beiden Hauptprobleme des eleganten Greifs mit dem gelben Krummschnabel in den nächsten Jahren bis Jahrzehnten in Deutschland lösen lassen, braucht er auch noch Verbündete. Die findet er in den Artenschützern der Deutschen Wildtier Stiftung und in ihren Mitstreitern bundesweit. Das große Verbundprojekt "Land zum Leben für den Rotmilan" wurde jetzt von der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Eine Ehrung, die nicht nur die Deutsche Wildtier Stiftung freut, sondern alle Beteiligten im Artenschutz und in der Landwirtschaft ermutigt, weiterzumachen!

"Die Auszeichnung motiviert uns, beim Schutz für den Rotmilan weiterzugehen und alle Anstrengungen zu unternehmen, dass es Deutschlands Wappenvogel in Zukunft leichter fällt ein sicheres Zuhause zu finden", sagt Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung. Das von Dr. Christiane Paulus, Unterabteilungsleiterin im Bundesumweltministerium (BMUB), geehrte Schutzprojekt greift dem eleganten Greifvogel unter die Flügel. "Deutschland trägt für den Rotmilan eine besondere Verantwortung. Denn noch brüten mehr als die Hälfte aller Rotmilane weltweit allein in der Bundesrepublik", erklärt Peer Cyriacks, Projektleiter bei der Deutschen Wildttier Stiftung.

Dr. Christiane Paulus vom Bundesumweltministerium verleiht Auszeichnung der UN Dekade Biologische Vielfalt an Projektträger. Dr. Jürgen Metzner (Deutscher Verband für Landschaftspflege), Hilmar Freiherr von Münchhausen (Deutsche Wildtier Stiftung), Dr. Christiane Paulus, Bundesumweltministerium), Dr. Christoph Sudfeldt (Dachverband Deutscher Avifaunisten). (Foto A.Bauer)

Das Futter wird immer knapper

Die Greifvogel-Art bereitet Naturschützern in Deutschland große Sorgen. Seit den frühen 1990er Jahren verzeichnen sie einen Rückgang der Rotmilan-Bestände. Das große Verbundprojekt setzt sich aus dem Deutschen Verband für Landschaftspflege, dem Dachverband Deutscher Avifaunisten, der Deutschen Wildtier Stiftung sowie neun Praxispartnern vor Ort in sieben Bundesländern zusammen. Gemeinsam werden Maßnahmen ergriffen, die dem Rotmilan Lebensraum - "mehr Land zum Leben" - schenken.
"Das Hauptproblem für den Rotmilan ist die unzureichende Fortpflanzung", erklärt Peer Cyriacks. Vermutlich führt Nahrungsmangel dazu, dass jährlich weniger Jungvögel ausfliegen, so dass die Population langfristig schrumpft. Das Nahrungsangebot wird infolge landwirtschaftlicher Intensivierung eingeschränkt. Die Erreichbarkeit der Nahrung verschlechtert sich durch den Anbau relativ weniger Kulturen - Raps, Mais - die schnell und sehr dicht aufwachsen und damit den Blick auf die Beute versperren.

Was frisst der Rotmilan?

Der Rotmilan ist ein Greifvogel, der seine Nahrung eher einsammelt als aktiv jagt. Dabei ist er ein absoluter Opportunist. Kurz: "Er frisst fast alles, was er kriegen kann", so Ornithologe Cyriacks. Auf der Speisekarte stehen (unter anderem):

  • Kleinsäugerwie Mäuse, Maulwürfe, Feldhamster, Junghasen (diese vor allem als Mahdopfer)
  • Aas und Abfälle (sogar ganze Knochen)
  • Kleinvögel
  • andere Tiere wie Fische, Amphibien, Regenwürmer

So elegant ist der Rotmilan

Der Rotmilan ist ein großer, eindrucksvoller Greifvogel. Sein rostrot gefärbtes Federkleid ist namensgebend und mit bis zu 1,70 m Spannweite ist er größer als der Mäusebussard. Sein Kopf ist hellgrau und er besitzt schwarze und weiße Federn auf der Unterseite. Einzigartig ist aber der tief gegabelte Schwanz, der ihn von allen anderen Greifvögeln unterscheidet. Daher wird der Rotmilan auch Gabelweihe genannt.

Wir brauchen eine rotmilan-freundlichere Landwirtschaft!

Artenschutz ohne Landwirte geht nicht

Damit die Rettung des Rotmilans in Deutschland gelingen kann, müssen Artenschutz und Landwirtschaft Hand in Hand arbeiten. Peer Cyriacks: "Die Landnutzer sind der Schlüssel zum Erhalt des Rotmilans. Mit Naturschutz-Beratung können wir sie dafür gewinnen, vielfältigere Kulturen anzubauen und die Felder rotmilanfreundlicher zu bewirtschaften." Insbesondere zur Brutzeit in den Monaten Mai und Juni, wenn die Elterntiere zwei bis drei Jungvögel großziehen müssen, ist das Futter knapp!
"Der Anbau kleinkörniger Hülsenfrüchtler - den Leguminosen - wie Klee und Luzerne sowie die Anlage von Dauerbrachen sind gute Maßnahmen zur Verbesserung des Nahrungsangebotes und der Nahrungsverfügbarkeit für den Rotmilan“, bekräftigt auch Uwe Lerch, fachlicher Koordinator, das Ziel aller Projektträger.

Mehr Beute für den Milan

Die Rotmilanschützer beraten in Modellregionen Landwirte, Waldbesitzer, Kommunen und Landkreise zu rotmilanfreundlicher Landnutzung. "Die Nachfrage wächst", sagt Peer Cyriacks." Seit Projektbeginn im Jahr 2013 wurden bereits über 1500 Beratungen durchgeführt und 224.000 Hektar kartiert, um brütende Rotmilane und deren Nachwuchs zu dokumentieren." Wie genau die Rotmilane die für sie verbesserten Flächen nutzen, wird mit winzigen Datenloggern herausgefunden, die die eleganten Vielflieger als Rucksack tragen. Weitere Informationen zum Rotmilan und dem Projekt Land zum Leben finden Sie hier.

Viele Maßnahmen werden gefördert!

Die meisten dieser genannten Maßnahmen können über Agrarumweltprogramme der Bundesländer gefördert werden und / oder sind für das Greening, die verpflichtende Bereitstellung naturnaher Kulturen durch den Landwirt, anrechenbar. Rotmilanfreundliche Landwirtschaft bedeutet also keinen Einkommensverlust für Landwirtinnen und Landwirte!

Nagergifte führen zum Tod, Windkraft ist ein Riesen Problem

Der Einsatz von Nagergiften kann für die Vögel den Tod bedeuten. In der Landwirtschaft sind leider Nagergifte erlaubt: Fressen die Milane zu viele der vergifteten Mäuse, können sie selbst daran sterben. "Hinzu kommen eine Reihe weiterer Probleme, bei denen offensichtlich Störungen während der Brutzeit sowie Kollisionen im Straßenverkehr, an Leitungen der Energieversorgung und mit Windenergieanlagen eine wesentliche Rolle spielen", sagt Ornithologe Cyriacks.

Ein treuer Vogel und kreativer Nestbauer

Rotmilane sind ihrem Partner in der Regel über Jahre treu. Auch wenn sie den Winter nicht gemeinsam verbracht haben, treffen sich Weibchen und Männchen am Ende des Winters im Revier wieder. Zur Brut benötigen die Paare Bäume ausreichender Höhe zum Nestbau. Brutplatzwechsel sind häufig, weswegen mehrere Nester angelegt und sogar im Wechsel mit anderen Arten genutzt werden. Rotmilane lieben es, ihr Nest mit allerlei Fundstücken auszustatten! Vogelkundler fanden neben Plastiktüten, Unterwäsche, Arbeitshandschuhen und Tennisbällen sogar Plüschtiere, die ins Nest eingebaut wurden.

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