Wer hilft noch einmal mit, den bunten Nager zu schützen?

Das Projekt Feldhamsterland in Sachsen-Anhalt geht in die letzte Runde

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Die Frühlingssonne strahlt mit Kraft und wärmt Luft und Boden: Da hält es den Feldhamster nicht mehr lange in seinem Bau. Der kleine Winterschläfer wird langsam wieder munter und die ersten Hamster krabbeln nun an die Erdoberfläche. Ihr Ziel: Futtern und Fortpflanzung. Für die Artenschützer des Projekts Feldhamsterland heißt das wiederum: Die Kartiersaison ist eröffnet. Weitere Helferinnen und Helfer für den bedrohten Nager sind dabei wieder willkommen.

Vermutlich ist es das letzte Mal, dass die Freiwilligen unter Leitung der Artenschützer die Ackerschläge in der Magdeburger Börde nach den kleinen, runden Hamsterbau-Eingängen absuchen dürfen. Denn das Projekt Feldhamsterland läuft im nächsten Jahr aus. „Wie es dann mit den Hamsterschutzmaßnahmen weitergeht, ist derzeit offen“, sagt Dr. Saskia Jerosch, Regionalkoordinatorin des Projekts. Dabei ist der fruchtbare Bördeboden westlich von Magdeburg ein bedeutendes Feldhamstergebiet. „Sachsen-Anhalt beheimatet noch eines der letzten großen Bestände des bedrohten Nagers und trägt somit eine besondere Verantwortung für dessen Schutz“, berichtet Saskia Jerosch.

Dass man überhaupt weiß, wie viele Feldhamster schätzungsweise in der Börde noch zu finden sind, ist der Verdienst des Feldhamsterland-Projekts und seiner vielen ehrenamtlichen Helfer. „Durch das Absuchen von Ackerflächen konnten wir in den letzten drei Jahren immerhin rund 1.500 Hektar kartieren und gemeinsam mit Landwirten Schutzmaßnahmen einleiten“, sagt Jerosch. Eile ist geboten, denn dem Feldhamster geht es sehr schlecht: „Von zwanzig Betrieben, auf deren Teilflächen wir kartiert haben, wiesen nur knapp die Hälfte noch Feldhamsterbestände auf.“

Landwirte, die auf ihren Flächen Maßnahmen für den Feldhamster umsetzen wollen, erhalten durch den Landschaftspflegeverband Grüne Umwelt, dem Umsetzungspartner des Projekts Feldhamsterland, eine individuelle und kostenlose Beratung. Jerosch erklärt: „Wir passen die Maßnahmen den aktuellen Kulturen und Betriebsabläufen an. So werden beispielsweise eine Ährenernte, das Anlegen von Blühstreifen oder begrünte Streifen im Mais empfohlen und vereinbart.“ Alle Schutzmaßnahmen werden später hinsichtlich ihrer Effizienz überprüft. Die Sorge, wie es um das Überleben des Feldhamsters bestellt ist, wenn das Schutzprojekt beendet ist, treibt Saskia Jerosch um: „Im Juni 2023 ist alles vorbei. Wir haben dem Land Vorschläge unterbreitet, wie der Feldhamsterschutz in Sachsen-Anhalt künftig aussehen kann. Bislang warten wir auf eine Antwort. Wir hoffen sehr, dass die zuständigen Behörden unsere Vorschläge ernst nehmen."

Wer Lust hat, in den kommenden Wochen noch bei den Kartierungsarbeiten zu helfen, kann sich unter der E-Mail-Adresse S.Jerosch@DeutscheWildtierStiftung.de melden.

Infobox

In unserer modernen Landwirtschaft hat es der Feldhamster schwer: Auf den üblichen riesigen Ackerschlägen findet er oft nur einseitiges Futter. Ihm fehlt das tierische Eiweiß, also die Insekten. Während der Ernte wird es gefährlich für ihn: Denn dann rollen die riesigen Landwirtschaftsmaschinen über den rund 30 Zentimeter großen Hamster hinweg. Die oft sehr frühen Erntezeitpunkte machen es den Hamsterweibchen schwer, ihre Jungen großzuziehen. Das von der Deutschen Wildtier Stiftung initiierte Projekt Feldhamsterland ist ein bndeslandübergreifendes Artenschutzprojekt, das das Ziel verfolgt, die letzten wilden Feldhamster zu finden, passende Schutzmaßnahmen zu entwickeln und diese in enger Abstimmung mit Landwirten umzusetzen.

Feldhamster

Feldhamster – Schutz auf dem Acker

Vom Schädling zum Sorgenkind: Früher wurde der Feldhamster als Nahrungskonkurrent verfolgt. Heute ist er eines der am stärksten bedrohten Säugetiere Westeuropas.

Zum Projekt
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Frühjahrskartierungen im Feldhamsterland – Freiwillige gesucht!

Für diese Kartierungen sind wir, wie in jedem Frühjahr, auf Unterstützung angewiesen. Wer Lust und Zeit hat einige (hoffentlich) sonnige Tage in der Natur auf Feldhamstersuche zu verbringen, kann sich hier über die Termine, Regionen und Ansprechpartner*innen informieren.

Zur Anmeldung
Feldhamster Foto: Kerstin Hinze

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