Wildtierland – Landschaften in guten Händen
Wir schützen und entwickeln Landschaften auf rund 7.750 Hektar

„Natur Natur sein lassen“ oder „Pflegen und Bewahren“? Die Deutsche Wildtier Stiftung verfolgt seit Beginn beide Ziele. Durch Flächenerwerb werden Lebensräume für Wildtiere und Wildpflanzen dauerhaft gesichert. Wir engagieren uns für eine wildtierfreundliche und ökologische Nutzung auf Wirtschaftsflächen, initiieren Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen und unterstützen ein wichtiges Ziel des Naturschutzes in Deutschland: das Schaffen von Wildnis. Vor allem auf den Flächen des Nationalen Naturerbes verfolgt die Stiftung langfristig diese Strategie. Seit Anfang 2022 gehört nun auch ein fast 500 Hektar großes Moorgebiet dazu, das mit Mitteln des Wildnisfonds, einem Förderprogramm des Bundesumweltministeriums, erworben wurde. Damit trägt sie auch aktiv zum Gelingen der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ der Bundesregierung bei.
Wildtierfreundliche Landnutzung heißt das Leitbild auf rund 3.500 Hektar des Stiftungseigentums. Auf den Flächen Alte Fahrt, Bredenfelde, Fintel und Klepelshagen werden ökologischer Landbau und nachhaltige Forstwirtschaft in Eigenregie praktiziert oder das Land an lokale Landwirte mit entsprechenden Auflagen verpachtet. Eine wildtierfreundliche Land- und Forstwirtschaft verzahnt Artenschutz und Nutzung zum Wohl einer artenreichen Kulturlandschaft.

Beispiele für wildtierfreundliche Landwirtschaft
- Zum Schutz bodenbrütender Vogelarten werden Grünlandflächen erst spät im Jahr gemäht und es wird eine Mindesthöhe von 10 cm eingehalten.
- Blühstreifen, in denen Rebhühner und Hasen aber auch viele Insekten Nahrung finden, unterbrechen unsere Ackerflächen.
- Auf Ackerflächen lassen wir zu Gewässern 10 m breite Schutzstreifen.
Beispiele für wildtierfreundliche Forstwirtschaft
- Wir fördern eine Erhöhung des Totholzanteils im Wald, der Vögeln, Käfern, Insekten und Fledermäusen zugutekommt.
- Generell ist der Holzeinschlag in unseren Wäldern niedrigerer als im herkömmlichen Wirtschaftswald.
- Eine gezielte Entnahme einzelner Bäume dient der Entwicklung alter Baumbestände und vielfältiger Aufwuchsstrukturen.
- Der Waldumbau von standortfremden Nadelgehölzen zu heimischen Baumarten erfolgt bei uns möglichst ohne den Bau von Wildschutz-Zäunen.

Ob und wie sich diese Bewirtschaftungsauflagen auswirken, wird durch regelmäßige Untersuchungen dokumentiert: Das Monitoring der Brutvögel und Schmetterlinge sowie die Erfassung von Orchideen sind Beispiele hierfür.
Hier hat die Natur absoluten Vorrang! Rund 164.000 Hektar Wald, Moor und Offenland im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland wurden nach der Wiedervereinigung von der Privatisierung ausgenommen, da sie für den Naturschutz von besonderer Bedeutung sind. Ein Großteil dieser Flächen wurde seit 1999 an Stiftungen und Verbände übertragen. Die Deutsche Wildtier Stiftung hat seit 2007 für rund 3.710 Hektar in 11 Gebieten in Mecklenburg-Vorpommern Verantwortung übernommen.
Auf rund der Hälfte der Flächen gilt seit der Übernahme das Motto „Natur Natur sein lassen“. Dies wird sich in den kommenden Jahren auf rund 80% erhöhen. Rund 480 Hektar Agrarflächen werden an regionale Betriebe mit naturschutzfachlichen Auflagen verpachtet, was zum Beispiel dem Schreiadler zu Gute kommt.

Die Stiftung hat sich vertraglich gegenüber dem Bundesumweltministerium zur Einhaltung naturschutzfachlicher Kriterien auf den Flächen des Nationalen Naturerbes verpflichtet:
- sofortiger Nutzungsverzicht des Waldes, wenn es sich um einen naturnahen Wald handelt; ansonsten wird in den kommenden 20 Jahren durch gezielte Maßnahmen z. B. eine Erhöhung der Strukturvielfalt, die Förderung heimischer Baumarten und die Gestaltung von Waldinnen- und Waldaußensäumen gefördert.
- Verbesserung des Wasserhaushaltes in Mooren und Auen sowie der Strukturgüte bzw. der Qualität von Gewässern.
- Erhalt und Pflege von wertvollen bzw. gefährdeten Offenlandlebensräumen wie z. B. Trockenrasen und Feuchtgrünland.
- Anpassung der forst-, fischerei- und landwirtschaftlichen Nutzungen an die naturschutzfachlichen Zielstellungen der jeweiligen Gebiete.
Welche Ziele in welchem Gebiet verfolgt werden, wie die Flächenkulisse aussieht, ob es noch Optimierungsbedarf gibt - all diese Informationen werden im Folgenden dargestellt.
„Wildnisgebiete sind ausreichend große, (weitgehend) unzerschnittene, nutzungsfreie Gebiete, die dazu dienen, einen vom Menschen unbeeinflussten Ablauf natürlicher Prozesse dauerhaft zu gewährleisten.“
Dies ist die Definition für Wildnisgebiete in Deutschland laut der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt (NBS). Das bedeutet konkret, dass die Gebiete möglichst kompakt und zusammenhängend sein und eine Mindestgröße von 1.000 Hektar, in Auwäldern, Mooren und an Küsten von mindestens 500 Hektar aufweisen müssen.
Wildnis laut dieser Definition existiert aktuell nur noch auf rund einem halben Prozent der Landesfläche Deutschlands. Damit wurde das politische Ziel, bis 2020 der Natur auf mindestens zwei Prozent der Fläche Raum für eine ungelenkte Entwicklung zu geben, bisher klar verfehlt.

Wildnis ist neben dem pflegenden und erhaltenden Arten- und Naturschutz in unserer Kulturlandschaft wichtig, weil:
- sie mit ihrer Großflächigkeit und dem Zulassen der dynamischen Prozesse zum Erhalt der biologischen Vielfalt beiträgt
- sie Raum für Rückzug, Ausbreitung und Anpassung für Tier- und Pflanzenarten bietet
- sie als Referenzflächen dient, um zu verstehen, wie sich die Natur an Veränderungen anpasst; daraus lassen sich Erkenntnisse für Wirtschafts- und Kulturlandschaften ableiten
- sie einen elementaren Beitrag zur Erreichung des Zehn-Prozent-Ziels der EU-Biodiversitätsstrategie leistet
- sie zur Einhaltung der Klimaziele beitragen kann – so speichern intakte und naturnahe Moore und Wälder große Mengen Kohlenstoff und Auen tragen zum Hochwasserschutz bei
- sie nicht zuletzt Orte für Naturerlebnisse, der Naturerfahrungen und der Erholung bietet

DIE HERAUSFORDERUNG
Ein prioritäres und wichtiges Ziel der Stiftung ist es, zusammenhängende Gebiete für den Erhalt der biologischen Vielfalt zu sichern. Unzerschnittene, großflächige und nutzungsfreie Räumen sind wichtige Rückzugsorte für Tier- und Pflanzenarten. Aus den Detailkarten wird deutlich, dass die Flächenkulissen bei der Übertragung des Nationalen Naturerbes zum Teil sehr zersplittert waren. Im Laufe der Zeit ist der Stiftung eine Arrondierung der Flächen gelungen. Das heißt, eine Abrundung zur Verbesserung des Grenzverlaufes und damit ist eine Vereinheitlichung des Managements des Gebietes möglich. Diese Ergänzungskäufe oder Flächentäusche konnte die Stiftung in den vergangenen 10 Jahren unter anderem dank der Hilfe von Spendern vollziehen.

Neuigkeiten zum Projekt
DOKUMENTATION AUF DEN FLÄCHEN
Um die Entwicklung von Arten und Lebensräumen zu dokumentieren und Handlungsfelder für ihren Schutz zu identifizieren, werden unterschiedliche Monitoringverfahren auf dem Flächeneigentum umgesetzt. So werden Untersuchungen zu vorkommenden Brutvogel- und Fledermausarten, zu Feldhasen und zu Standorten von Greifvogelhorsten vorgenommen. Um die Veränderungen der Landschaft langfristig zu dokumentieren wird auf allen Flächen jährlich ein Fotomonitoring durchgeführt. An ausgewählten Standorten wird in jedem Jahr zwischen Mai und Juni dasselbe Motiv aus der immer gleichen Perspektive fotografiert.
Eine ausführliche Beschreibung unserer Naturschutzflächen finden Sie in unserer Broschüre Wildtierland – Landschaften in guten Händen.
Broschüre herunterladen
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Wildtierland - Landschaften in guten Händen
In unserer Broschüre haben wir ausführliche Beschreibungen unserer Naturschutzflächen für Sie zusammengestellt.
Autor: Deutsche Wildtier Stiftung
Jahr: 2021
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Faltblatt herunterladen
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Nationales Naturerbe
In diesem Faltblatt werden für Sie unsere 11 Nationalen Naturerbe Flächen in Mecklenburg-Vorpommern kurz vorgestellt.
Autor: Deutsche Wildtier Stiftung
Jahr: 2018
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Durch einen Klick auf den Flächennamen gelangt man zu den jeweiligen Detailansichten des Gebietes.
Mit den „Plus“- und „Minus“-Symbolen lässt sich der Kartenausschnitt selbst bestimmen. Mit dem Regler kann die Veränderung der Flächenbesitzkulisse nachvollzogen werden. Ganz nach links verschoben zeigt sich die Fläche, wie sie in unseren Besitz überging. Ganz nach rechts verschoben erscheint der aktuelle Flächenbesitz der Deutschen Wildtier Stiftung.
Unsere Wildtierland-Flächen im Überblick
Unsere Flächen im Detail
Naturerbe Abtshagen
Im Landkreis Vorpommern-Rügen nördlich von Grimmen liegt die bewaldete Naturerbe-Fläche Abtshagen. Das in sich geschlossene Gebiet fernab großer Verkehrswege befindet sich seit Juni 2018 in der Verantwortung unserer Stiftung. Auf insgesamt ca. 267 Hektar sorgt Lehm für feuchte bis staunasse Böden, die zu über 80 Prozent mit heimischen Laubbaumarten bestockt sind.

Viele Orchideen finden auf den frischen Standorten ideale Lebensbedingungen und zu einem großen Teil ist das Gebiet Bestandteil des FFH-Gebietes Nordvorpommersche Waldlandschaft. Die Buche ist Hauptbaumart, sie kommt in unterschiedlichen Altersklassen vor. Neben Verjüngungsstrukturen sind auch 100-200 jährige Buchen- und Eichen-Bestände sowie einzelne markante Überhälter zu finden. Mit ihren ausladenden Kronen, Höhlen und Borkentaschen sowie einem bereits jetzt hohen Totholzvorkommen bilden sie ideale Lebensräume für störungsempfindliche Großvogelarten, Insekten und Fledermäuse. Zwei Kleingewässer, die als gesetzlich geschützte Biotope ausgewiesen sind, verleihen dem Gebiet zusätzliche Strukturvielfalt und sind Lebensraum für Amphibien und Insektenlarven. Sie wiederum sind wichtige Nahrungsgrundlage für eine Reihe von Arten, wie dem Kranich, der hier auch brütet. Sonstige Bestandteile des Laubmischwaldes sind Lärchen und Fichten. Nur wo diese standortfremden Nadelbaumarten flächig vorkommen, erfolgt in den nächsten Jahren eine Überführung in naturnahe Waldgesellschaften unter Ausnutzung der Naturverjüngung. Anschließend werden sie, wie die übrigen Laubwaldbestände des Gebietes von Beginn an, sich selbst bzw. der natürlichen Waldentwicklung überlassen.
Bereits seit 2011 sind insgesamt 16 Hektar dieses Waldgebietes als geschützter Landschaftsbestandteil „Naturwald Abtshagen“ ausgewiesen. Die ungestörte Waldentwicklung mit dem Nebeneinander von alten, teilweise bereits abgängigen Bäumen und jungen Sukzessionsstadien ist wertvolle Grundlage einer hohen Biodiversität. Schon jetzt zeichnet sich die Naturerbe-Fläche Abtshagen durch eine hohe Nähe zum Zustand einer Waldwildnis aus.
Wildnisgebiet Aschhorner Moor
Ende 2021 konnte die Deutsche Wildtier Stiftung mit Mitteln des Bundes 471 Hektar des Aschhorner Moors im Landkreis Stade, Niedersachsen, erwerben. Diese Flächen stellen einen Beitrag zur Umsetzung des Zwei-Prozent-Wildnisziels im Rahmen der Nationalen Biodiversitätsstrategie Deutschlands dar.

389 Hektar des neuen Stiftungsgebietes sind bereits renaturiert. Auf diesen Flächen ist der Torfabbau abgeschlossen, und diese Flächen wurden bereits seit den 80er-Jahren wiedervernässt. Das ist die Voraussetzung für die Neubildung eines Hochmoors. Auf rund 74 Hektar baut die bisherige Eigentümerin, von der die Deutsche Wildtier Stiftung das Gelände erworben hat, noch bis Ende 2024 Torf ab. Das ursprünglich bis Ende 2031 geplante und durch die Naturschutzbehörde genehmigte Abbauprogramm wurde damit als Folge des Erwerbs durch die Deutsche Wildtier Stiftung um sieben Jahre verkürzt. Damit verbleibt mehr Torfkörper im Boden als geplant, und die Renaturierung beginnt früher als die Genehmigungen dies bisher vorgesehen hatten.
Die in den vergangenen Jahrzehnten durchgeführte Renaturierung des größeren Teils des von der Stiftung erworbenen Areals zeigt bereits Wirkung: Es haben sich wieder hochmoortypische Lebensräume entwickelt, und moortypische Arten konnten sich wieder ansiedeln. Das Aschhorner Moor beheimatet schon heute eine Vielzahl dieser Arten wie Rundblättriger und Mittlerer Sonnentau, verschiedene Torfmoose, Wollgras, Moorfrosch, Hochmoor-Perlmuttfalter und Kreuzotter. Kraniche und Seeadler brüten im Gebiet, und verschiedene Entenarten, Kiebitze und Bekassinen sind hier auch wieder zu sehen.
Wer diese Tiere und Pflanzen selbst entdecken möchte, kann eine Fahrt mit der „Moorkieker-Bahn“ durch das Gebiet machen. Bereits seit 20 Jahren bietet der Verein zur Förderung von Naturerlebnissen e.V. auf dem jetzt von der Stiftung erworbenen Gelände geführte Fahrten mit einer Kleinbahn zum Thema Flora und Fauna, Lebensraum Moor und Torfabbau an. Die Deutsche Wildtier Stiftung ist in die hierzu bestehenden Vereinbarungen der bisherigen Eigentümerin mit dem Verein und dem Landkreis Stade eingetreten und plant, dieses Bildungsangebot zum Thema Wildnis in Zusammenarbeit mit ihren Partnern künftig zu erweitern.
Partner und Förderer
Das Projekt Wildnisgebiet Aschhorner Moor wird über den Wildnisfonds gefördert, ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Mit dem im Juli 2019 gestarteten Förderprogramm "Förderung der Wildnisentwicklung in Deutschland" (Wildnisfonds) unterstützt das Bundesumweltministerium gezielt Maßnahmen, um das Zwei-Prozent-Wildnisziel der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) zu erreichen. Das Ziel sieht vor, dass sich die Natur auf mindestens zwei Prozent der Fläche Deutschlands wieder nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickelt.
Mehr zum Wildnisfond
Naturerbe Birkholz
Mit nur 26 Hektar die kleinste unserer NNE-Flächen in Mecklenburg-Vorpommern. Sie wird nicht, wie der Name vermuten lässt, durch die Birke dominiert. Es ist der Berg-Ahorn, der immerhin 66 Prozent der Fläche prägt. Weitere 20 Prozent setzen sich aus Birken, Erlen und Eschen zusammen. Da über 90 Prozent der Gesamtfläche als naturnah bezeichnet werden können, wird hier der Gedanke der natürlichen Waldentwicklung seit 2011 umgesetzt.

Die Fläche ist Teil der Großlandschaft des Oberen Tollensegebietes. Diese Einheit zeichnet sich durch eine große Strukturvielfalt mit kuppigem Gelände und verstreut liegenden Stillgewässern aus.
Die einzelnen Flächen des Eigentums sind nicht zusammenhängend. Ihre verstreute Lage erschwert es, die Lebensbedingungen für Kranich und Mittelspecht zu verbessern. Deshalb arbeiten wir an einer weiteren Zusammenlegung der Flächen. Hierfür kontaktieren wir Eigentümer der angrenzenden Flurstücke und versuchen, die Flächen durch Kauf oder Tausch miteinander zu verbinden.
BIOTOPKARTIERUNG
Die erste Biotopkartierung wurde 2014 als Grundlagendatenerfassung durchgeführt. Das Vorkommen von Wasser-Schwertlilie, Weichem Lungenkraut und Wald-Engelwurz zeigt an, dass es eine hohe Bodenfeuchte gibt, die es zu erhalten gilt. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass die Fläche nur wenig Totholz aufweist. Dies wird sich im Zuge der ausbleibenden Nutzung in den kommenden Jahren ändern, so dass hiervon viele Arten profitieren können.
Bei der letzten Brutvogelkartierung im Jahr 2018 wurden 34 Brutvogelarten auf der Fläche festgestellt, wovon Kranich, Baumpieper und Waldlaubsänger als Profilarten für diesen Lebensraum zu nennen sind.
Bredenfelde
Die knapp 60 Hektar Grünland und Ackerfläche in der Feldberger Seenlandschaft konnten Ende 2019 und 2020 durch Flächenkäufe auf 90 Hektar vergrößert werden.

An diesem Standort hat der Schreiadler eines seiner letzten Schwerpunktvorkommen und die Bewirtschaftung der Flächen steht vollständig in seinem Dienst: In Kooperation mit den Landwirten vor Ort soll durch eine extensive Nutzung die Zahl der Kleinsäuger wie z. B. der Mäuse als Beutetier für den Schreiadler erhöht werden. Das bedeutet, dass keine Düngung und keine Behandlung mit chemischen Pflanzenschutzmitteln erfolgen sowie nur ein bis zwei Schnitte pro Jahr durchgeführt werden.
58 Hektar wurden im Rahmen eines Projektes auch mit Fördermitteln des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) sowie des Landes Mecklenburg-Vorpommern gekauft.
Ausführliche Informationen über das Schreiadlerprojekt finden Sie hier.
Naturerbe Caselower Heide
Der zusammenhängende Mischwald liegt zwischen den Urstromtälern der Uecker und der Randow. Das komplette Gebiet der Caselower Heide ist als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet und Vogelschutzgebiet europarechtlich geschützt. 33 verschiedene Biotoptypen konnten auf der Naturerbefläche festgestellt werden. Im rund 100 Hektar großen Waldareal befinden sich diverse feuchte Senken, die der Rotbauchunke und dem Kammmolch gute Lebensgrundlagen bieten. Zukünftige Maßnahmen sollen die naturschutzfachliche Wertigkeit der Gewässer und Feuchtgebiete weiter fördern.

Auch wenn sich das Waldbild überwiegend als ein strukturierter und vielfältiger Laubwald aus Ahorn, Esche, Buche und Eiche präsentiert, sind verschiedene Parzellen aus Nadelhölzern vorhanden, die in den kommenden Jahren durch Waldumbau in einen naturnahen Zustand überführt werden sollen.
Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf einem höheren Totholzanteil, der Arten wie Schwarzstorch und Schwarzspecht zugutekommen soll. Auf den rund 15 Hektar Landwirtschaftsfläche, die direkt an das Waldeigentum angrenzen, wird in den kommenden Jahren eine Extensivierung der Nutzung angestrebt, um damit die Nahrungshabitate für Schreiadler und Rotmilan zu verbessern.
Während des letzten Brutvogelmonitorings im Jahr 2018 konnten Brutnachweise u.a. für Arten wie den Baumfalken, Mäusebussard, Kranich, Buntspecht und Eichelhäher erbracht werden. Weitere Arten wie Braunkehlchen, Kernbeißer und Mittelspecht sind mit Revieren auf der Fläche vertreten.
Die Bedeutung von Totholz
Totholz im Wald ist enorm wichtig, da es neben Lebensraum und Nahrungsquelle für zahlreiche Tiere (Insekten, Vögel, Säugetier, Amphibien und Reptilien), auch Grundlage für Pilze, Pflanzen und Flechten darstellt. Stehendes Totholz bietet Bruthöhlen für verschiedene Vogelarten und beherbergt die Wochenstuben der im Wald lebenden Fledermausarten. Außerdem ist liegendes Totholz ein hervorragender Wasserspeicher und Nährstofflieferant, so dass Prozesse der Naturverjüngung dort besonders gut ablaufen können.
Naturerbe Eichhorst
In diesem großartigen rund 500 Hektar Waldareal gehören der Stiftung 283 Hektar.

Das eben bis kuppige Gelände weist eine Vielzahl von Lebensräumen auf: Sölle, Erlenbrüche, Eschenwälder, Eichen, Buchen, Moorflächen und Feuchtsenken geben dem Gebiet einen sehr abwechslungsreichen Charakter. Dies hat bereits 1981 dazu geführt, dass ein Teil der Fläche als Naturschutzgebiet mit den Zielen „die Lebensräume für die Großvogelarten zu erhalten, den Wasserhaushalt zu sichern und die Mittelwaldstrukturen zu pflegen“ ausgewiesen wurde. Mittlerweile ist das Gebiet auch als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet unter Schutz gestellt.
DOKUMENTATION
Auf mehr als der Hälfte der Naturerbe-Fläche Eichhorst wächst bereits ein naturnaher Laubwald. Im Jahr 2014 konnten dort insgesamt 136 verschiedene Pflanzenarten kartiert werden. Highlights in diesem Flächenareal sind die bis zu 200 Jahre alten Buchen und mächtige Eichen, die früher bei der Waldweide als Hutebäume gedient haben. In den 100-jährigen Fichtenbeständen auf der Fläche verjüngt sich die Stiel-Eiche und leitet auch hier eine Waldentwicklung hin zu naturnahen Laubwäldern ein. Auch die vielen Vogelarten lassen erahnen, dass hier eine naturschutzfachlich wertvolle Fläche die Gebietskulisse der Stiftung bereichert. So konnten bei den letzten Brutvogelkartierungen in 2015 und 2018 besondere Arten wie Baumpieper, Waldlaubsänger, Bluthänfling, Waldwasserläufer, Schwarzspecht, sowie das winzige Sommergoldhähnchen auf der Fläche angetroffen werden.
Eine 2016 in Auftrag gegebene Fledermauskartierung rundet das Bild ab. Neun von 17 in Mecklenburg-Vorpommern vorkommenden Fledermausarten konnten nachgewiesen werden. Besonders erfreulich waren die Funde des Mausohrs als FFH-Anhang II Art (Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen) sowie der Großen Bartfledermaus. Diese Waldfledermausart hat nachweislich 2016 im Gebiet reproduziert. Mehr Informationen zu heimischen Fledermäusen Sie hier.
Im Rahmen der Erarbeitung des FFH-Managementplanes wurde 2017 auch eine Kartierung von Rotbauchunke und Fischotter im Eichhorster Wald im Auftrag des Landes vorgenommen. Die Rotbauchunke konnte an 10 Gewässern im FFH-Gebiet nachgewiesen werden und auch vom Fischotter konnten Spuren im Gebiet festgestellt werden.
Der im Jahr 2016 erbrachte Nachweis per Fotofallen eines Wolfes im Eichhorster Wald konnte bisher nicht wiederholt werden. Der Status des Tieres, ob es sich um ein Einzeltier, einen Durchwanderer oder ein Paar handelt, ist derzeit noch unklar. Interessante Fakten über den Wolf finden Sie in unserem Steckbrief.
Fintel
Fintel ist der Ursprung der Deutschen Wildtier Stiftung. 276 Hektar erwarb der Stifter Haymo G. Rethwisch bereits seit den 1960er Jahren in der niedersächsischen Nordheide. Rund 110 Hektar Acker- und Grünlandfläche werden heute ökologisch bewirtschaftet. Der Rest sind Waldflächen, Moore und Heiden. Insgesamt handelt es sich um eine reich strukturierte und abwechslungsreiche Landschaft mit wenig Beunruhigung entlang der Fintau.

Der Finteler Wald wird nach den Grundsätzen der nachhaltigen Forstwirtschaft unter besonderer Berücksichtigung von Naturschutz bewirtschaftet. In Anlehnung an das LÖWE Programm (Langfristige Ökologische WaldEntwickung) werden die Nadelholzbestände, welche seinerzeit als Erstaufforstung auf Acker- und Ödlandflächen angelegt wurden, in standortgerechte Laubholzbaumarten der potentiell natürlichen Vegetation umgewandelt. So schaffen wir in Fintel eine naturnahe Flora, um einer artenreichen Tierwelt den bestmöglichen Lebensraum zu bieten. Unter anderem konnte im vergangenen Jahr mehrfach der Wolf gesichtet werden. Der Status des Tieres ist noch unklar.
Neben dem Wacholder als charakteristische Pflanze für die Heide wächst als Besonderheit aus der Pflanzenwelt in Fintel der Gagelstrauch mit seinem würzigen Geruch. Vogelarten, die typisch für eine kleinteilige Agrarlandschaft mit einem Wechsel von Feld- und Waldgehölzen sind, finden auf der Fläche noch ihren Lebensraum. Dazu zählen zum Beispiel Feldlerche, Heidelerche, Kuckuck, Neuntöter, Pirol und Kiebitz. Die stark gefährdeten Vogelarten Großer Brachvogel und Rotmilan konnte bei der letzten Kartierung im Jahr 2018 zwar nicht als Brutvogel nachgewiesen werden, nutzen die strukturreichen Flächen aber zur Nahrungssuche. Dieser Strukturvielfalt wird die Stiftung in den kommenden Jahren noch mehr Aufmerksamkeit schenken.
Naturerbe Hornshagen
Dieser 46 Hektar umfassende naturnahe Buchenwald mit Moorwaldparzellen ist eine Wildnisinsel in einer intensiv genutzten Agrarlandschaft im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.

Das Gebiet befindet sich in einer Senke der eiszeitlich geprägten Grundmoränenlandschaft mit grundfeuchten Böden. Bereits seit langem wird hier nicht mehr gewirtschaftet, so dass bis zu 300 Jahre alte Bäume und ein hoher Totholzanteil zu finden sind.
BEEINDRUCKENDE ANZAHL AN BRUTVOGELARTEN
Hornshagen ist ein naturschutzfachliches Kleinod und potenziell sehr wertvolles Bruthabitat des europäischen Vogelschutzgebietes „Feldberger Seenlandschaft und Teile des Woldegker Hügellands“, auch wenn die Brutnachweise jährlichen Schwankungen unterliegen. So wurden während der Brutvogelkartierung im Jahr 2015 insgesamt 45 Vogelarten erfasst – mit Brutnachweisen für den Schreiadler und Schwarzstorch. Im Jahr 2018 konnten hingegen „nur“ 31 Arten nachgewiesen werden, wobei in Mecklenburg-Vorpommern gefährdete Arten wie der Baumpieper, der Waldlaubsänger, und der Zwerg- und Trauerschnäpper nach wie vor Reviere in dem Gebiet besetzen. Die hohe Anzahl von Singvögeln und Spechten (Bunt-, Schwarz-, Grün- und Mittelspecht) spricht für das reichhaltige Totholzangebot des Gebietes.
Klepelshagen
Die hügelige Endmoränenlandschaft um das Gut Klepelshagen im Südosten von Mecklenburg-Vorpommern besticht mit seinen vielfältigen Waldbildern und den ökologisch bewirtschafteten Flächen. Rund 2.620 Hektar sind heute im Eigentum der Stiftung. Die Flächen werden durch Mitarbeiter unseres Gutes Klepelshagen bewirtschaftet und unter Artenschutzaspekten betreut.

Auf den Flächen hat sich, im Vergleich zu konventionellen Bewirtschaftungsformen, eine einzigartige Artenvielfalt entwickelt:
- Über 110 Brutvogelarten z. B. Trauerseeschwalbe, Kranich, Wespenbussard, Zwergschnäpper und Braunkehlchen
- 120 verschiedene Tag-und Nachtfalterarten
- 100 teils seltene Arten von Wildbienen
- 10 Fledemausarten und –artgruppen, wie z.B. der gefährdete Großen Abendsegler und das Große Mausohr
Der Verzicht von Pestiziden auf den Flächen fördert das Vorkommen der zahlreichen Insektenarten.
Die eiszeitlich geprägte Landschaft besticht durch hohe Strukturvielfalt und zahlreiche Sölle. Diese Resteislöcher beherbergen eine artenreiche Amphibienfauna. Rotbauchunke, Laubfrosch und Knoblauchkröte sind hier hervorzuheben. Bei den Säugetieren sticht der Siebenschläfer heraus – er hat hier seine nördlichste Verbreitungsgrenze. Weiterhin sind noch Dachs, Feldhase und, vor allem im Herbst zur Brunft, der Rothirsch zu nennen.
Naturerbe Leopoldshagen
Als diese Fläche in der Nähe des Stettiner Haffs im Landkreis Vorpommern-Greifswald 2011 an die Deutsche Wildtier Stiftung übertragen wurde, bestand sie aus unzähligen kleinen Parzellen, die weit verstreut voneinander lagen. Mit einem umfangreichen Flächentausch wurden die Flurstücke zusammengeführt und bilden jetzt eine nahezu geschlossene Einheit von 235 Hektar.

Jetzt beginnt der zweite Schritt der Naturschutzarbeit: Der Umbau eines von der Kiefer dominierten Waldbildes zu einem strukturreichen Mischwald. Naturräumlich gehört die Fläche zur Ueckermünder Heide und ist durch arme Böden gekennzeichnet. Trotz der armen Böden weist die Fläche mit 37 verschiedenen Biotoptypen eine gewisse Vielfalt auf. Zum jetzigen Zeitpunkt sind aber noch über 75 Prozent der Fläche mit Nadelwald bestockt. Hier gilt es in den kommenden 15 Jahren durch eine angepasste Forstwirtschaft Initiale für naturnahe Waldgesellschaften zu schaffen. Kleine Laubwaldinseln mit Eichen und Buchen sowie Feuchtsenken lassen das Potenzial der Fläche schon heute erkennen. Das spiegelt auch die 2018 durchgeführte Brutvogelkartierung wider, bei der immerhin 43 Brutvogelarten kartiert werden konnten. Darunter waren Vogelarten wie der Pirol, Schwarzspecht und Kuckuck, sowie typische Arten der Nadelwälder wie Tannenmeise, Erlenzeisig, Sommer- und Wintergoldhähnchen und Turteltaube.
Müritz (Alte Fahrt / NNE Rechlin)
Im Jahr 2017 übernahm die Deutsche Wildtier Stiftung die 578 Hektar Wald- und Agrarflächen nördlich von Granzow an der Müritz. Schon zu diesem Zeitpunkt verhandelte die Stiftung auf Bundesebene bezüglich des direkt anschließenden Waldareals im Rahmen des Bundesprojektes Nationales Naturerbe. Zu Ende 2017 konnten die ersten Verträge übernommen werden und seit dem 01.04.2018 gehört das 1.613 ha große Nationale Naturerbe „Rechlin“ zu den Stiftungsflächen. Damit verwaltet und entwickelt die Stiftung in dieser Region zusammenhängende 2.200 Hektar Fläche mit unterschiedlichen Zielsetzungen wie im Folgenden dargestellt.

Naturerbe Rechlin
Direkt am südlichen Rand des Müritz-Nationalparks im Landkreis Mecklenburger-Seenplatte befindet sich unsere größte Naturerbe-Fläche: Rechlin. Von Wäldern, Gewässern und Mooren geprägt, erstreckt sie sich über insgesamt 1.613 Hektar. Neben einem großen, zentralen Waldareal umfasst das Gebiet auch kleinere Seen und eine Halbinsel, die in den größten, vollständig in Deutschland liegenden See, die Müritz, hineinragt. Im Westen grenzt die Naturerbefläche an ein Waldgebiet der Deutschen Wildtier Stiftung, die „Alte Fahrt“. Der Name leitet sich von der ehemaligen Wasserstraße zwischen Mirow und dem Bolter Kanal am Ostufer der Müritz ab. Diese Fläche umfasst neben rund 80 Hektar Offenland rund 500 Hektar Wald, die im Einklang mit dem Natur- und Artenschutz nachhaltig bewirtschaftet werden. Die unmittelbare Nachbarschaft zum Nationalpark und zum stiftungseigenen Wald bietet für die Entwicklung der Naturerbefläche große Chancen.

Die Region rund um den Ort Rechlin hat eine lange militärische Geschichte, die bereits im 1. Weltkrieg begann. Als Erprobungsstelle der Luftwaffe wurden Flugzeuge und Bombenabwürfe getestet. Das heutige Naturerbegebiet diente in seinem zentralen Teil zwischen 1934 und 1945 mit einer Größe von etwa 1.450 Hektar als Bombentestgebiet. Auf den durch in der Nachkriegszeit Munition stark belasteten Flächen wurde in der Nachkriegszeit überwiegend mit Nadelwald aufgeforstet.
Etwa 185 Hektar gewässernahe Waldstandorte sind auf der Naturerbe-Fläche bereits als gesetzlich geschützte Biotope ausgewiesen. Die Wälder dienen gleich mehreren Seeadlerpaaren als Brutgebiet und auch Fischotter, Iltis und Fischadler profitieren von der Nähe zu vielen Gewässern. Die direkt auf der Fläche liegenden Brüche und Seen, wie der Hofsee und Retzsee, aber auch die Uferbereiche von angrenzenden Seen wie dem Leppinsee bieten Kranichen und vielen anderen Wasservögeln und Amphibienarten wertvolle Lebensräume. Als große Pflanzenfresser kommen Rot- und Damhirsch, Reh und Wildschwein vor. Vereinzelt wurde auch schon der Wolf beobachtet, der auf wildreiche Lebensräume angewiesen ist.
Ziel auf der Naturerbe-Fläche Rechlin ist langfristig die Entwicklung von Waldwildnis und die Erhaltung typischer Feuchtlebensräume wie Moore und Brüche. Die bereits vorhandenen naturnahen Laub- oder Laubmischwälder, Erlenbrüche und Moorwälder werden ab sofort sich selbst überlassen und unterliegen einer natürlichen Waldentwicklung. Naturferne Wälder, wie Fichten und Kiefer Monokulturen, werden im Laufe der kommenden 20 Jahre in natürliche Waldgesellschaften überführt und dann sich selbst überlassen. Diese Überführung erfolgt, indem die enge Bestockung durch eine Nutzung des Nadelholzes aufgelichtet wird. Ohne Lichteinfall haben Keimlinge heimischer Laubbaumarten, wie der Buche, keine Chance in einem Kiefernbestand. Langfristig soll die aufkommende Naturverjüngung so die Nadelholz-Monokultur ablösen. Die zeitlich begrenzten Managementmaßnahmen, für die auch die Entmunitionierung von Teilflächen Voraussetzung ist, dienen der Erhöhung der Strukturvielfalt und der Förderung von heimischen, standorttypischen Baumarten. Auch die Erhöhung des Totholzanteils sowie die Förderung von Horst- und Biotopbäumen werden sich positiv auf die Artenvielfalt auswirken, gerade bei Fledermäusen und ihren Beutetieren, den Insekten. Bei der akustischen Fledermauserfassung aus dem Jahr 2020 konnten 13 Fledermausarten nachgewiesen werden, darunter die stark gefährdete Mops- und Teichfledermaus. Der Zustand von Kleingewässern, Feuchtgebieten und Mooren soll, wo nötig, durch eine Optimierung des Wasserrückhaltes verbessert werden. Neben Unke, Adler und Fischotter könnten sie so vielleicht auch der seltenen Sumpfschildkröte wieder als Lebensraum dienen.
Alte Fahrt
Im Jahr 2016 beschloss der niedersächsische Unternehmer Horst Lieberwirth die von ihm errichtete Stiftung „Alte Fahrt / Leppiner Heide“ aufzulösen und das Vermögen – im Wesentlichen Wald- und Agrarflächen - auf die Deutsche Wildtier Stiftung zu übertragen. Seit Januar 2017 gehört nun die Stiftungsfläche Alte Fahrt zum Stiftungseigentum. Namensgebend für die Fläche ist die ehemalige Wasserstraße zwischen Mirow und dem Bolter Kanal am Ostufer der Müritz. Im Norden schließt der Müritz-Nationalpark an.
Die Fläche besteht aus 500 Hektar Wald und 78 Hektar Agrarflächen, die an ortsansässige Landwirte verpachtet sind.

MONOTONEN KIEFERNWALD IN STRUKTURREICHEN NADELMISCHWALD UMWANDELN
Die Waldfläche ist überwiegend geprägt durch monotone Kiefernwälder mit versprengt liegenden Feldern und Wiesen. Reine Nadelwaldkulturen, in der alle Bäume derselben Altersklasse angehören, sind anfällig für Sturmereignisse und Schadinsekten. Wegen des geringen Lichteinfalls kann sich keine natürliche Bodenvegetation entwickeln, in der viele Tierarten geeignete Lebensbedingungen vorfinden.
Dieses Waldbild soll in einen naturnahen, strukturreichen Nadelmischwald überführt werden. Durch Pflanzungen von Laubhölzern wie Buche, Elsbeere, Traubeneiche und Linde wollen wir erreichen, dass langfristig die Kiefer nur noch als Begleitbaumart eine Rolle spielt. Das Konzept wird bereits seit 2012 umgesetzt und wissenschaftlich begleitet.
Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf der Gestaltung und Schaffung des Lebensraums Waldrand. In diesen vielfältigen Strukturen kann sich eine artenreiche Flora und Fauna entwickeln: Wärmeliebende Eidechsen und Schlangen nutzen offene Stellen zum Sonnenbaden, für Dachs, andere Marder und den Siebenschläfer stellen die Beeren- und fruchtreichen Sträucher eine hervorragende Futterquelle dar. Zahlreiche Vogelarten nisten und brüten in diesem Lebensraum. Im Rahmen einer Nachtkartierung konnte die Waldohreule und der Waldkauz nachgewiesen werden.
Naturerbe Schwichtenberg
Mit 475 Hektar ist diese in Vorpommern liegende Fläche mit eine der größten Naturerbe-Gebiete der Stiftung. Es erstreckt sich über die beiden Landkreise Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Greifswald. Das Stiftungseigentum liegt in drei Schutzgebieten: dem europäischen Vogelschutzgebiet „Großes Landgrabental, Galenbecker und Putzarer See“ und den beiden Flora-Fauna-Habitat Gebieten „Demnitzer Bruch, Schafhorst und Lübkowsee“ und „Putzarer See“.
Rund 180 Hektar der Fläche sind abwechslungsreicher Wald mit urwüchsigem Eichen-Ahorn-Eschenbestand, Hallenbuchenwald und vereinzelten Ulmen, die man dort bestaunen kann. Hier hat die Natur Vorrang und es finden seit 2011 keine forstwirtschaftlichen Maßnahmen mehr statt. Die Feuchtgebiete und angrenzenden Wasserflächen fördern das Vorkommen von Fischotter und Biber.
Der überwiegende Teil der rund 300 Hektar Agrarflächen wurde bereits auf eine ökologische Bewirtschaftung umgestellt. Die initiierten Pflanzungen von Weichhölzern und Etablierung von Altgrasstreifen kommen im Offenland auch dem Feldhasen zu Gute. Als offizielles Zählgebiet des „Wildtier-Informationssystems der Länder Deutschlands (WILD)“ werden im Frühjahr und Herbst festgelegte Zählstrecken erfasst.

Auch eine Kartierung von Biotoptypen 2018 zeigte, dass sich ein Großteil der 29 verschiedenen Biotoptypen bereits in einem naturnahen Zustand befinden, den es zu erhalten bzw. noch zu verbessern gilt. Eine Brutvogelkartierung zeigte, dass die Großvogelarten Kolkrabe, Mäusebussard und Rotmilan das Gebiet bereits als Brut- und Nahrungshabitat nutzen. Aber auch das Vorkommen der Profilarten Braun- und Schwarzkehlchen, Mittel- und Schwarzspecht, sowie des Baumpiepers unterstreichen die Bedeutung des Gebietes für den Naturschutz. Bei der ersten Fledermauskartierung 2017 konnten sieben von 17 in Mecklenburg-Vorpommern vorkommenden Fledermausarten festgestellt werden. Darunter auch bemerkenswerterweise der Kleine Abendsegler.
Im Rahmen eines Tagfaltermonitoring in 2020 konnten 28 verschiedene Tagfalterarten und neun Nachtfalterarten festgestellt werden. Die Begehungen fanden in Feucht- und Trockenwiesen, entlang von Gräben und Heckenstrukturen statt. Erfreulicherweise konnten zwei gefährdete Tagfalter gefunden werden: der Wegerich-Scheckenfalter und der Große Feuerfalter.
Naturerbe Steinhagen
Im Landkreis Nordwestmecklenburg liegt diese rund 73 Hektar große Niedermoorfläche mit einem Erlenbruch. Die stark von Wasser geprägte Fläche weist eine hohe Strukturvielfalt aus. Bei einer Biotopkartierung 2015 wurden auf der verhältnismäßig kleinen Fläche 23 unterschiedliche Biotoptypen festgestellt. Rund 1/3 der Fläche sind ein zusammenhängender Erlenbruch, ergänzt um ein ausgedehntes Großseggenried. Die Hanglagen der Senken sind mit Buchenwald bewachsen.

Steinhagen zeichnet sich bereits heute durch eine hohe Naturnähe und viele wertvolle Habitatstrukturen, wie z.B. Totholz, aus. Auch das Artenspektrum mit den besonderen Pflanzenarten Wasserfeder und Gelb-Segge oder den beiden Lurcharten Kammmolch und Rotbauchunke spiegelt den naturschutzfachlichen Wert der Fläche wieder. Von den 2018 kartierten Brutvogelarten sind hier als Charakterarten der Kranich, Seeadler und der Schwarzspecht zu nennen. Aber auch kleinere Vögel wie der in Mecklenburg-Vorpommern gefährdete Baumpieper konnten auf der Fläche mit mehreren Revieren nachgewiesen werden. Bei der Brutvogelkartierung 2015 konnte sogar ein Wachtelkönig erfasst werden.
Die gesamte NNE-Fläche liegt innerhalb des Vogelschutzgebietes „Kariner Land“, welches als Ziel die Erhaltung und Förderung u.a. folgender Arten hat: Fischadler, Kranich, Mittelspecht, Raubwürger, Rotmilan, Seeadler, Schwarzstorch, Sperbergrasmücke und Wachtelkönig. Außerdem ist sie Teil des FFH-Gebietes „Kleingewässerlandschaft bei Kirch Mulsow“. Die Schutzgebietskategorie Flora-Fauna-Habitat (FFH) wurde europaweit für Gebiete mit besonderen Vorkommen geschützter Arten und geschützter Lebensraumtypen vergeben. Ein besonderes Augenmerk liegt in den kommenden Jahren auf der Verbesserung des Wasserhaushaltes im Gebiet zugunsten des Vorkommens von Kammmolch und Rotbauchunke.
Naturerbe Tilzow
Auch auf der Insel Rügen in Mecklenburg-Vorpommern hat die Deutsche Wildtier Stiftung seit Juni 2018 Verantwortung für eine Fläche des Nationalen Naturerbes übernommen. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Biosphärenreservat Südost-Rügen liegt das Gebiet Tilzow, rund drei Kilometer südlich von Bergen. Es umfasst insgesamt 433 Hektar und ist überwiegend bewaldet.

Durch die Lage in der Endmoränenlandschaft mit einem naturnahen Bachlauf weist das Gebiet ein strukturreiches Relief und eine hohe Vielfalt an Waldlebensräumen auf. Das Gebiet hat einen zweigeteilten Charakter, wobei sich der naturnahe Ostteil stark vom Nadelholz geprägten Westteil unterscheidet.
Im östlichen Laub-Misch-Wald, der als Teil des FFH-Gebietes „Tilzower Wald“ ausgewiesen ist, gilt den geschützten Waldlebensräume und den Auwaldstrukturen besonderes Augenmerk. Waldmeister- und Hainsimsen-Buchenwälder bilden hier die schützenswerten Lebensraumtypen. Die Eichen- und Buchenbestände von rund 190 Hektar Größe weisen Strukturreichtum und schon heute ein Alter von bis zu 160 Jahren auf. Zahlreiche Moore, Feuchtwaldkomplexe, Erlenbrüche, Seggenriede und Kleingewässer prägen das östliche Gebiet. Als typische Arten frischer und feuchter Wälder kommen Kammmolch, Fischotter, Grüne Mosaikjungfer, Kuckucks-Lichtnelke, Wald-Engelwurz, Torfmoose und Moorbirken vor. Während Kranichen die feuchten Senken als Bruthabitat dienen, finden auch Dachse ausreichend trockene Plätze zur Anlage großer Erdbaue.
Anders im westlichen Teil des Nationalen Naturerbes: Hier dominieren naturferne Nadel-Misch-Forste mit Fichten, Lärchen und Douglasien die Flächen. Die wenigen vorhandenen Laubwaldinseln mit Eichen und Buchen weisen aber darauf hin, dass mit einem entsprechenden Waldumbau auch hier eine höhere Naturnähe hergestellt werden kann. Durch eine Nutzung der Nadelholzvorräte in den kommenden 20 Jahren und der damit einhergehenden Auflichtung wird der natürliche Aufwuchs von Laubbaumarten gefördert, die den Nadelwald langfristig ablösen sollen. So werden die heutigen Nadelwaldbestände in artenreichere Waldgesellschaften mit Laubholzanteil überführt.
Bei der im Jahr 2019 durchgeführten Brutvogelkartierung konnten seltene Arten wie der Waldwasserläufer und Zwergschnäpper, aber auch mehrere Waldkäuze erfasst werden.
Naturerbe Woldeforst
Die 120 Hektar große Waldfläche hat trotz ihrer zersplitterten Lage ein enormes naturschutzfachliches Potenzial. Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte gelegen ist die Grundmoränenlandschaft von Grund- und Stauwasser beeinflusst. Fast die gesamte Fläche liegt im europäischen Vogelschutzgebiet „Recknitz- und Trebeltal mit Seitentälern und Feldmark“ und rund die Hälfte der Fläche ist als Flora-Fauna-Habitat „Drosedower Wald und Woldeforst“ ausgewiesen. Von den insgesamt 32 verschiedenen Biotoptypen überwiegen zu gleichen Teilen Laubholz heimischer Arten und Eschen-Mischwald.

Die 55 Hektar Eschen-Mischwald sind größtenteils vom Eschentriebsterben betroffen, so dass ein erheblicher Teil der Fläche von stehendem und liegendem Totholz dominiert wird. Das Eschentriebsterben ist eine Infektionskrankheit verursacht durch einen Pilz. Dieser befällt zunächst die Blätter und dann Triebe und Holz der Eschen, so dass diese vollständig absterben. Die Stiftung überlässt diese Fläche sich selbst und beobachtet im Rahmen des Fotomonitorings, wie sich diese Flächen im Laufe der Jahre verändern.
Nur 10 Prozent der Fläche Woldeforst wird von verstreut liegendem Nadelwald eingenommen. Der rund 200 Jahre alte Laubbaumbestand aus Eichen, Buchen, Eschen und Ulmen bildet die Grundlage für das ausgewiesene Waldschutzareal zugunsten des Schreiadlers. Und auch der seltene und eher heimliche Zwergschnäpper ist Bewohner dieses hochstämmigen Baumbestandes. Zusätzliche Profilarten sind Mittelspecht und Schlagschwirl. Auch die Mopsfeldermaus, die ihre Nahrung und ihre Ruheplätze in naturnahen Wäldern aufsucht, kommt im Gebiet vor. Aus botanischer Sicht runden die seltenen Arten Sumpf-Pippau und Schmalblättriges Wollgras das Bild ab.