Wildschwein

Schwarz und borstig, klug und erfolgreich

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Population in Deutschland:

300.000 bis zu 1.500.000

Aktueller Bestand:

Zunahme

Die Bestände nehmen zu.

Stabil

Die Bestände sind stabil.

Abnahme

Die Bestände nehmen ab.

Unbekannt

Keine Angabe zur Bestandsentwicklung möglich.

Einleitung

Wildschweine (Sus scrofa) sind nicht nur urig und wehrhaft, sondern vor allem sehr anpassungsfähig. Das machte sie zum Gewinner in unserer Kulturlandschaft. Durch milde Winter, Futter im Überfluss und viele neue Verstecke durch den zunehmenden Maisanbau haben die schlauen Sauen ihre Population in den vergangenen Jahrzehnten vervielfacht. Doch auch die Konflikte mit dem borstigen Allesfresser nehmen zu.

Fakten

Wissenschaftlicher Name

Sus scrofa

Wildschwein: Alter

bis zu 21 Jahre, in freier Wildbahn max. 10 Jahre

Wildschwein: Gewicht

bis zu 200 kg

Hufabdruck eines Wildschweins

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Grunzen und Schmatzen einer Schwarzwildrotte

© Musikverlag Edition AMPLE

Nahrung

  • Baumfrüchte

  • Feldfrüchte

  • Wirbellose

  • Aas

Feinde

Wolf Fuchs

Größe

WildschweinMerkmale

Wildschweine sind unverwechselbar: Ihre gedrungene Statur, ihr borstiges Fell und ihr ausgeprägter Rüssel sind typisch für die Urform unserer Hausschweine. Andere Eigenschaften wie ihr besonderes Riechvermögen sieht man ihnen nicht auf den ersten Blick an.

WildschweinAugen

Im Vergleich zu anderen Wildtieren spielt der Sehsinn bei Wildschweinen eine eher untergeordnete Rolle. Immerhin haben sie im Vergleich zu uns Menschen mehr Stäbchen als Zapfen wodurch sie besser in der Dämmerung sehen können. Damit das Auge bei einer Flucht durchs Unterholz nicht verletzt wird, ist es tief im Schädel eingelagert und von der massigen Knochensubstanz des Stirn- und Jochbeins umgeben. Die besonders langen Wimpern der Schwarzkittel sind ein weiterer Schutzmechanismus: Berührt im dichten Unterholz ein Ästchen die feinen Haare, löst dies einen reflexartigen Lidschlag aus. Die derben Augenlieder geben zusätzlich Sicherheit.

WildschweinEckzähne

Die Eckzähne erfüllen vor allem bei männlichen, älteren Wildschweinen, den Keilern, eine wichtige Funktion: Sie sind haarscharfe Waffen, die bei der Verteidigung oder während der Rangkämpfe in der Paarungszeit eingesetzt werden. Dafür sind die Eckzähne des Oberkiefers so stark gekrümmt, dass sie nach oben wachsen. Die Eckzähne des Unterkiefers können über 20 cm lang werden, allerdings ragt davon nur etwa ein Drittel aus dem Kiefer heraus. Durch das ständige aneinander Schleifen der oberen und unteren Eckzähne sind sie messerscharf.

WildschweinFell und Schild

Neugeborene Frischlinge haben ein hellbraunes Fell mit gelblichen Längsstreifen. Nach drei bis vier Monaten verlieren sie diese Streifen und bekommen ein bräunliches Jugendfell. Vor dem Winter wachsen Wildschweinen lange, dunkelgraue bis schwarze und borstige Deckhaare und kurze feine Wollhaare, zwischen denen winzige Luftkammern den Körper vor Auskühlung schützen. Keiler haben am Rumpf unterhalb des Fells eine deutliche Hautverdickung aus Bindegewebsfasern - das sogenannte Schild – das sie bei Kämpfen in der Paarungszeit vor schweren Verletzungen schützt.

WildschweinLebensweise

Unter all unseren Wildtieren ist das Wildschwein wahrscheinlich das vielseitigste. Seine Verbreitung erstreckt sich von den meisten Ostseeinseln bis in die Voralpen, auf seinem Speiseplan stehen frische Früchte und Getreide ebenso wie Gras oder Aas und durch seine Fortpflanzungsbiologie kann die Art jederzeit auf wechselnde Umweltbedingungen reagieren.

Allesfresser

Wildschwein beim Fressen

Wildschweine sind im wahrsten Sinne des Wortes Allesfresser. Begonnen bei Blättern, Trieben, Wurzeln und Früchten der Bäume über Gräser, Kräuter, Pilze und Flechten bis hin zu Weichtieren, Insekten, Eiern, Vögeln, kleinen Säugetieren und schließlich Aas reicht das Nahrungsspektrum der Schwarzkittel. Dadurch finden Wildschweine bei uns fast überall geeigneten Lebensraum. Nur in lang anhaltenden Frostphasen sind sie auf ihre Fettdepots angewiesen, die sich im Herbst in der Bauchhöhle und der Unterhaut gebildet haben.

Reproduktion am Anschlag

Frischlinge

Die Paarungszeit der Wildschweine sind die Monate November bis Januar und nach einer Tragzeit von etwa vier Monaten kommen im Frühjahr durchschnittlich sechs Frischlinge zur Welt. Eigentlich. Denn in freier Wildbahn paaren sich Wildschweine mittlerweile fast das ganze Jahr. Durch die milden Winter und das Nahrungsangebot in der Feldflur, sind weibliche Frischlinge bereits nach wenigen Monaten selbst geschlechtsreif. Man hat errechnet, dass eine Wildschweinpopulation ihren Bestand innerhalb eines Jahres theoretisch verdreifachen kann.

Malen und Suhlen

Wildschwein malen suhlen

Kein anderes heimisches Wildtier liebt es so sehr zu Malen wie die Wildschweine. Allerdings nicht mit dem Pinsel, sondern mit ihrer vollen Breitseite. Die Wildschweine stemmen ihren Körper dafür an einen möglichst borkigen, harzigen Baumstamm und scheuern sich ausgiebig von vorne bis hinten. Im Gegensatz zum Schlammbaden, dem Suhlen, bei dem es im Sommer vor allem darum geht, sich abzukühlen und Parasiten loszuwerden, ist das Malen ein echtes Komfortverhalten und für Wildschweine ein reines Vergnügen.

WildschweinWas wir tun

Die Deutsche Wildtier Stiftung setzt sich für eine tierschutzgerechte Jagd ein, egal ob auf Waschbär, Wildschwein oder Rothirsch. Denn auch wenn Bestände reduziert werden sollen, muss der Elterntierschutz selbstverständlich eingehalten und die natürlichen Verhaltensweisen der Wildtiere müssen bei der Jagd bestmöglich berücksichtigt werden. Beim klugen Wildschwein ist dieser Anspruch eine besondere Herausforderung.

Keine Jagd auf Prozessschutzflächen

Politisches Engagement

Wildschweine lösen in der durch uns Menschen genutzten Kulturlandschaft viele Konflikte aus und werden daher stark bejagt. Ein ganz kleiner Teil Deutschlands ist aber ausschließlich für natürliche Abläufe reserviert. Diese sogenannten Prozessschutzflächen sind vor allem in unseren Nationalparken ausgewiesen. Irrsinnigerweise werden aber auf vielen dieser Flächen heute noch immer Rothirsche, Rehe und Wildschweine gejagt. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert von den verantwortlichen Politikern und Verwaltungen, die Jagd in den ausgewiesenen Prozessschutzflächen einzustellen. Dies betrifft in Summe weniger als 1 % der Fläche in Deutschland!

Projekte

Von dem jagdpolitischen Engagement der Deutschen Wildtier Stiftung rund um den Rothirsch profitiert auch das Wildschwein. Denn Wildruhezonen sind für alle Tiere da und die ethischen Grundsätze bei der Jagd auf Rothirsche gelten genauso für die Jagd auf Wildschweine. Nicht zuletzt können die Konflikte rund um die Schwarzkittel am besten gemeinschaftlich gelöst werden, und zwar in kompetenten, neu aufgestellten Hegegemeinschaften, wie sie die Deutsche Wildtier Stiftung fordert.

Hirschkuh Detail

Rothirsch – im Kreuzfeuer des Menschen

Das Rotwild ist in Deutschland nicht bedroht! Jedoch wird es vielfach daran gehindert, seinen natürlichen Lebensweisen nachzugehen.

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