Mehr Insektenvielfalt für Berlin

Artenschützer finden seltene Wildbienenarten in der Innenstadt und den Außenbezirken

Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta)

Wildbienen fliegen auf Berlin. Sowohl in der Innenstadt als auch in den Außenbezirken tummeln sich zahlreiche Wildbienenarten, darunter viele seltene. Das zeigen Untersuchungen der Deutschen Wildtier Stiftung aus dem vergangenen Jahr, deren Ergebnisse jetzt vorliegen. Von den insgesamt 330 Wildbienenarten in der Hauptstadt wurden auf den von uns betreuten Flächen 170 Arten nachgewiesen. Elf der auf diesen Flächen erfassten Arten werden auf der Roten Liste der Bienen Deutschlands als "Gefährdet" geführt.

Seit 2019 werden die Wildbienenarten Berlins auf den von der Deutschen Wildtier Stiftung angelegten und gepflegten Flächen erfasst – zuerst nur in der Innenstadt: Am Wriezener Bahnhof in Friedrichshain wurde zum Beispiel die seltene Stängel-Löcherbiene Heriades rubicola gefunden. Und am Tegeler Weg in Charlottenburg fliegt die Blattschneiderbiene Megachile ligniseca. 2023 wurden zusätzlich Stiftungsflächen in den Außenbezirken Marzahn-Hellersdorf, Neukölln und Tempelhof-Schöneberg untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass auch hier viele bedrohte Wildbienenarten unser Nektar-, Pollen- und Nistangebot nutzen. Besonders bemerkenswert sind hier die Funde der beiden schneckenhausbewohnenden Mauerbienenarten Osmia spinulosa und Osmia bicolor. Überraschend ist auch der Fund der Witwenblumen-Sandbiene Andrena hattorfiana. Sie ist aufgrund ihrer Spezialisierung auf die Pollen von Witwenblumen vor allem auf artenreiche Magerwiesen angewiesen und darum inzwischen sehr selten. Eine weitere bedeutende Entdeckung ist die Graubiene Rhophitoides canus. Sie ist auf die Luzerne spezialisiert und braucht große und trockenwarme Offenlebensräume wie etwa das Tempelhofer Feld.

Übrigens: Bevor Wildbienen eine Fläche anfliegen, muss diese erst insektenfreundlich gemacht werden. Gerade auf kurz geschorenen Rasenflächen bedeutet das viel Arbeit: Rasensoden werden entfernt, der Boden muss aufgelockert werden, die Samen von Wildblumen werden ausgesät und dann müssen diese erst einmal keimen. In heißen Sommern ist es zudem wichtig, die frisch eingesäten Flächen ausreichend zu wässern, damit die Keimlinge auch Trockenphasen überstehen. Sind die mehrjährigen Pflanzen dann erst einmal angewachsen und blühen, kommen sie gut ohne menschliche Hilfe zurecht.

Die erfreulichen Untersuchungsergebnisse aus Berlin belegen, dass die Blühflächen der Deutschen Wildtier Stiftung einen nachhaltigen Beitrag zur Insektenvielfalt leisten. Das Projekt wird maßgeblich von der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt finanziert. Für 2024 haben wir ein neues Ziel: Wir wollen alle Akteure bei der Grünflächenpflege noch besser vernetzen und ein Forum für Diskussion und Wissenstransfer schaffen. Daraus sollen Handlungsempfehlungen für die öffentliche Grünpflege entstehen, damit Wildbienen noch besser geschützt werden.

Wildbiene auf einer Blume

Wildbienen – hochbedroht und unverzichtbar

Der Lebensraum für Wildbienen und andere Insekten wird knapp. Es fehlt an Nahrungsquellen und Nistmöglichkeiten. Deshalb engagiert sich die Deutsche Wildtier Stiftung im urbanen Wildbienenschutz.

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Seltene und bedrohte Wildbienenarten in der Hamburger Innenstadt nachgewiesen

Es ist eine Kooperation des Unternehmens Wall und der Deutschen Wildtier Stiftung und ein in Deutschland bislang einzigartiges Projekt: Erstmals wurde der ökologischen Mehrwert kleiner Gründächer auf Bushaltestellen in Großstädten wissenschaftlich untersucht. Das Fazit der ersten Projektphase: Gründächer auf Bushaltestellen können neue Lebensräume für Insekten selbst in verdichteten urbanen Stadträumen schaffen.

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Endlich Frühlingsanfang! Hummeln sind die ersten Bestäuber des Jahres

Sobald der Frühling einzieht und die Sonne langsam die Erde erwärmt, krabbeln die neuen Hummelköniginnen aus ihren Überwinterungsquartieren. Bereits ab Temperaturen von zwei Grad über null können die pelzigen Wildbienen fliegen. Mit ihren winzigen Muskeln im Brustkorb erzeugen sie durch Zittern Wärme und erreichen so eine Körpertemperatur von bis zu 30 Grad. Hummeln gehören deshalb zu den ersten fliegenden Bestäubern des Jahres.

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