Aktuelle Allensbach-Studie zeigt: Deutsche lieben die Natur - aber sie wissen nichts über sie!

Eine große Umfrage im Auftrag der Deutschen Wildtier Stiftung zeigt, wie groß die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit unter den Bundesbürgern ist

niedriger Wasserstand im Hochmoor
Im Geiste lieben die Deutschen ihre Natur - krabbelt aber ein Käfer auf ihrer Hand, ist das Entsetzen zum Teil groß. Auch das Wandern in Wäldern ist bei Jugendlichen nur noch mäßig beliebt - nur 35 Prozent der 14-19-Jährigen tun es, bei den 60-69-Jährigen sind es dagegen immerhin 66 Prozent. Schwindendes Natur-Wissen, die Dominanz von Technik und Ausflüge in Cyberwelten befeuern diesen Trend – und das, obwohl Projekte wie „urban farming“ und Dachbegrünungen in den Städten absolute Mode sind.

„Die meisten Menschen hocken im Alltag geschützt vor Wind und Wetter bei Kunstlicht aus der Energiesparlampe in beheizten Räumen vor dem Computer und kultivieren einen träumerischen Natur-Mythos, der meist realitätsfern ist“, sagt Michael Miersch, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung.

Experten sprechen von einer Natur-Entfremdung

Die neueste Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD) im Auftrag der Deutschen Wildtier Stiftung verdeutlicht die wachsende Diskrepanz zwischen grünem Zeitgeist und Natur. So wird beispielsweise die „Das ist IN – das ist OUT“-Liste bei der Befragung von 1407 Bundesbürgern auf der IN-Seite deutlich von Bio-Produkten (92%) angeführt, während Markwirtschaft (61%) und Leistungsbereitschaft (60%) die hinteren Plätze einnehmen.
„Die Bürger finden Bio in Umfragen super“, sagt Michael Miersch, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung, „doch der Anteil der Bio-Produkte am Lebensmittel-Gesamtumsatz beträgt nur 4,4 Prozent. Schon daran zeigt sich, dass Wunsch und Wirklichkeit nicht immer zusammenpassen.“

Die Älteren kümmern sich um die heimische Natur. Die Jugend will die Welt retten ...

Das Thema Umweltschutz liegt mit 84 % deutlich vor Begriffen wie Flirten oder Sicherheit. „Doch das heißt im Umkehrschluss nicht, dass die Befragten über ein größeres Wissen über Wildtiere und -pflanzen verfügen oder gar häufiger Zeit in der Natur verbringen“, erläutert Miersch. Auf die Frage „Wo sollte man sich auskennen?“, rangieren Rechtschreibung (81%), Gesundheitsvorsorge (52%) und der Umgang mit Computern (46%) weit vor Kenntnisse der Natur (25%).

Eine Linde von einer Eiche zu unterscheiden, fällt vielen heute schwer

Michael Miersch, Geschäftsführer

Auch der Aufenthalt in der Natur ist eher selten und laut Umfrageergebnis hauptsächlich älteren Menschen vorbehalten. Wandern ist vor allem eine
Freizeitbeschäftigung der Generation der 60- bis 69-jährigen (66%), während bei den 14- bis 19-jährigen nur 35 % wandern. Auch Naturbildung ist für die junge Generation weniger wichtig als für die ältere. Natur wird von Menschen zwar durchweg als etwas Gutes, Positives empfunden, aber ein krabbelnder Käfer oder eine Wespe auf dem Pflaumenkuchen zeigen sehr schnell die andere Alltagsrealität auf.

Frauen sind häufiger für Tierschutz, als Männer - zumindest, wenn es um Bauvorhaben geht

Auffallende Unterschiede gibt es nicht nur hinsichtlich des Alters der Befragten, sondern auch zwischen Männern und Frauen. Während Frauen dem Tierschutz bei „wichtigen Bauvorhaben“ mit 48 % den Vorrang gaben, wollen nur 36 % der Männer, dass ein Bauprojekt wegen einer bestimmten Tierart gestoppt wird.