Der Winter kann kommen

Das sind die Winterstrategien von Haselmaus, Murmeltier und Igel

Haselmaus im Winterschlaf (Muscardinus avellanarius)

Der erste Wintereinbruch steht an: Für Mitte November sagen Meteorologen Schnee in den Alpen und möglicherweise sogar im Flachland voraus. Während wir noch unsere Schneeschuhe hervorkramen, sind die Wildtiere vorbereitet. Viele liegen längst eingerollt in ihrem Winterbau, zum Beispiel die Alpenmurmeltiere. Aber was so verlockend klingt – einfach die kalten, nassen Monate zu verschlafen – ist für die Tiere ein Überlebenskampf.

Anders als der Name es vermuten lässt, ist der Winterschlaf für Wildtiere keine erholsame Zeit. Um die kalten und nahrungsarmen Monate zu überstehen, fahren viele Säugetiere ihren Stoffwechsel drastisch herunter. Diese extremen Ruhezustände, die Biologen als Torpor bezeichnen, ermöglichen das Überleben bei Kälte und Nahrungsmangel. Während des Winterschlafs senken etwa Alpenmurmeltiere ihre Körpertemperatur auf bis zu 2,6 Grad Celsius und ihren Herzschlag auf drei bis vier Schläge pro Minute. Beim Gartenschläfer, einer heimischen Bilchart, kann die Körperkerntemperatur sogar unter den Gefrierpunkt sinken. Auch Igel senken ihren Stoffwechsel auf ein Minimum ab, genau wie die winzige Haselmaus, die minutenlange Atempausen einlegt. Im Torpor sind die Tiere steif und lethargisch. Sie dürfen in dieser Phase nicht gestört werden, da sie ansonsten kräftezehrend ihren Stoffwechsel ankurbeln müssen.

Unterbrechungen des Winterschlafs

Dennoch unterbrechen die meisten Winterschläfer in regelmäßigen Abständen ihren Torpor. Dann fahren sie mit viel Aufwand ihren Stoffwechsel wieder hoch. Körper- und Gehirntemperatur steigen an, und die Tiere wechseln in eine Phase echten Schlafs mit REM-Phasen (für engl. Rapid Eye Movement, schnelle Augenbewegung), die für die Regeneration des Gehirns wichtig sind. Einige Winterschläfer wie der Igel stehen alle paar Wochen einmal auf, um Blase und Darm zu leeren oder das Schlafnest zu wechseln. Der Feldhamster läuft durch seinen Untertagebau vom Schlafnest in seine Vorratskammer, um Nahrung und damit Energie aufzunehmen.

Damit beim Hochfahren des Stoffwechsels nicht zu viel unnötige Masse erwärmt werden muss, werden vor dem Winterschlaf all jene Organe verkleinert, die nicht dringend gebraucht werden. Murmeltiere reduzieren die Masse von Darm, Leber und Niere. Der Maulwurf schrumpft sogar sein Gehirn. Im November reduziert sich das Gewebe um etwa elf Prozent, während es im Frühjahr wieder wächst – Experten nennen diesen Effekt das Dehnels-Phänomen.

Bitte nicht stören

Was alle Winterschläfer gemein haben: Sie brauchen ausreichend Energiereserven für die kalte und nahrungsarme Zeit. Die Deutsche Wildtier Stiftung bittet darum: Stören Sie Wildtiere nicht während des Winterschlafs!

Wildtier-Wissen in unseren Steckbriefen

Mehr über die Überwinterungsstrategien verschiedener Wildtiere erfahren Sie in unseren Artensteckbriefen:

Alpenmurmeltier

Alpenmurmeltier

Das Alpenmurmeltier (Marmota marmota) ist bekannt für seinen langen Winterschlaf von sechs bis sieben Monaten.

Zum Steckbrief
Maulwurf

Maulwurf

Wenn der Frost kommt, zieht sich der Maulwurf (Talpa europaea) tiefer unter die Erde zurück.

Zum Steckbrief
Igel groß im schwarzen Hintergrund

Igel

Der Igel (Erinaceus europaeus) ist ein Städter geworden, der in Gärten überwintert.

Zum Steckbrief
Gartenschläfer

Gartenschläfer

Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) lebt von tierischer Kost oder Beeren. Davon findet er im Winter nicht genug. Deshalb hält er von Oktober bis April Winterschlaf.

Zum Steckbrief
Feldhamster im schwarzen Hintergrund
Fotoquelle: ArcoImages / imageBROKER

Feldhamster

Der Feldhamster (Cricetus cricetus) legt im Herbst einen Vorrat aus Körnern und Samen an. Während der Zeit des Winterschlafs wacht er gelegentlich auf und frisst davon.

Zum Steckbrief
Siebenschläfer
Fotoquelle: ArcoImages / Dieter Mahlke

Siebenschläfer

Der Siebenschläfer (Glis glis) ist ein überwiegend nachtaktives Nagetier und der größte Vertreter der heimischen Bilche. Den Namen verdankt er seinem siebenmonatigen Winterschlaf.

Zum Steckbrief
blauer Schmetterling

Schmetterlinge

Einige wenige Schmetterlingsarten überleben den Winter als Falter. Der Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) hat dafür einen besonderen Trick: Er hat eine Art Frostschutzmittel im Blut und kann Temperaturen bis minus 20 Grad überstehen.

Zum Steckbrief
Fledermaus im Flug

Fledermäuse

Fledermäuse (Microchiroptera) finden sich für die kalte Jahreszeit in Winterquartieren zusammen. Wie alle Tiere, die Winterschlaf halten, fahren sie während dieser Zeit ihren Stoffwechsel deutlich herunter, um Energie zu sparen.

Zum Steckbrief
Haselmaus im Sprung

Haselmaus

Mit Baumfrüchten und Beeren futtert sich die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) im Herbst reichlich Speck für den Winterschlaf an. Wer ihr im Garten etwas Gutes tun möchte, pflanzt fruchttragende Wildsträucher und lässt wilde Brombeerecken stehen.

Zum Steckbrief