Natur-Erlebnis-Kita am Berg

...natürlich draußen!

Natur-Erlebnis-Kita am Berg

Seit Oktober 2018 ist dieser ehemalige Regelkindergarten im Netzwerk der Patenkindergärten. Untergekommen in einer großen, alten Villa im Landkreis Osnabrück, betreut ein elfköpfiges Team 65 Kinder bei ihren täglichen Ausflügen in den angrenzenden Wald.

Hier berichten unsere Naturpädagogen von ihren Besuchen bei den Patenkindergärten der Deutschen Wildtier Stiftung

Berlin, 15. Oktober 2018

„Vom Regelkindergarten zur Natur-Erlebnis-Kita“

„Wir wollen den Kindern die Natur näherbringen und Bewusstsein für die Natur entwickeln“ erklärt Simone Gottmann, Leiterin der Natur-Erlebnis-Kita am Berg. Um die alte Villa am Berg erstreckt sich ein großes, naturnahes und strukturreiches Gelände mit Wald und Wiesen, das förmlich danach schreit von Kindern erkundet und entdeckt zu werden. Das war der Initialgedanke bei der Umgestaltung vom Hauskindergarten zur Natur-Erlebnis-Kita. So kam es, dass alle Mitarbeiterinnen sich ein Jahr lang in Natur- und Erlebnispädagogik weiterbildeten. Im Mai 2017 wurde in der Praxis erprobt, was anschließend in der Konzeption verankert wurde.

Steckbrief

Art: Natur-Erlebnis-Kita
Geografische Lage: Schledehausen, Gemeinde Bissendorf im Natur- und Geopark TERRA.vita
Gründungsjahr: 1972, seit Mai 2017 Natur-Erlebnis-Kita
Träger: Gemeinde Bissendorf
Anzahl der Kinder: 50 (3 bis 6 Jahre) und 15 (8 Wochen bis 3 Jahre)
Alter der Kinder: 8 Wochen bis 6 Jahre
Betreuungsschlüssel: 11 Erzieher/innen, Praktikanten/innen

Ein Tag im Winterwald

„Zieht euch warm an, es hat geschneit!“ tönt es durch den Flur. 23 Kinder sind dabei sich für einen Ausflug in den Winterwald anzuziehen.
Nicht lange, da fliegen draußen auch schon die ersten Schneebälle durch den alten Buchenbestand auf dem Außengelände. Schnell gehen einige Kinder in Deckung. Justus und Lina gehen zum Angriff über. Wild sausen die Schneebälle umher.
Als auch die letzten Kinder dick eingemummelt und in Mütze, Schal und Handschuhe gepackt, mit Gummistiefeln und Matschhose aus dem alten Herrenhaus treten, ist die Gruppe der heutigen Waldkinder beisammen und stiefelt los.

Die Kinder sind begeistert über die weiße Pracht und so kommt der Trupp nur langsam voran. Alles muss genau untersucht werden, aber der Weg ist ja auch das Ziel! Es werden Schneeengel platziert und die Pflanzen in ihrem weißen Kleid begutachtet. „Meine Schneekugel kommt ganz nach unten!“ und Emils Kugel ist tatsächlich die Größte. Da sie so schwer ist, helfen ihm noch zwei Kinder, um sie die kleine Anhöhe zum Platz der „Baumzwillinge“ hinauf zu rollen. Unter tatkräftigem Einsatz aller Kinder erhält der Schneemann schließlich zwei weitere Kugeln und ist am Ende fast so groß wie die Kinder selbst.

Mächtige Riesen

„Schaut mal, ich kann den Baum gar nicht umfassen, der ist viel dicker als ich“ ruft Lotta. Joel hat sie beobachtet, nimmt ihre Hand, doch auch zusammen schaffen sie es nicht den Baum zu umarmen. Es braucht noch zwei weitere Kinder, erst dann steht die Buche im Kinderkreis. Schnell taucht die Frage auf: „Wie dick ist der Baum denn nun?“ Frau Althaus holt ein Maßband und zusammen messen sie den Umfang der Buche. „1 m 94“ zeigt das Maßband an. „Hui, der ist aber ganz schön alt“ ruft Lotta.

Mächtige Riesen

Dann ist es auch schon 12 Uhr und damit Zeit für den Rückweg. Das Mittagessen wartet auf die hungrigen Rückkehrer. Der Nachmittag wird heute im Haus in den Gruppenräumen verbracht, aber morgen früh geht es gleich wieder raus.

Schrittweise Zuwendung zur Natur

Die Kinder halten sich täglich in der Natur auf. Neben vier Waldwochen im Jahr können die Kinder an zwei Tagen in der Woche partizipatorisch wählen, ob sie mit einer Gruppe in den Wald gehen wollen, oder ihren Tag auf dem Kita-Gelände verbringen möchten. Das Außengelände bietet den Kindern neben einem Niedrigseilgarten, einen Wasserspielplatz, auch einen Fußballplatz, eine Feuerstelle und eine Holzwerkstatt zum Werkeln. Zur Freude der Kinder sind im Frühjahr noch einige Hühner eingezogen. Diese werden von den Kindern und Frau Gottmann gemeinsam täglich mit Futter und Wasser versorgt. Und jedes Mal ist es wieder aufregend, wenn ein Ei gefunden wird.

Der Wald bietet wunderbare Versteckmöglichkeiten

Die vielen Bäume und Sträucher auf dem hügeligen Gelände laden zu vielfältigen Lernerfahrungen ein und es gibt täglich Neues zu entdecken. „Ich habe eine Kreuzotter, hier bei dem Stein gefunden!“ ruft Emil vom Niedrigseilgarten herüber. „Schaut mal“. Frau Althaus kommt mit der neugierigen Kinderschar herbei und sie inspizieren das Tier gemeinsam. Interessiert beobachten sie es und nehmen Bücher aus dem Kindergarten mit raus. Das Tier entpuppt sich als Blindschleiche und ist die Attraktion der Woche. Die Kinder erfuhren aus den Büchern, dass es eine Echse ohne Beine ist und keine Schlange, obwohl es genau wie eine aussieht. Mutige Kinder trauten sich, sie auf die Hand zu nehmen und zu betasten: „Einfach fantastisch diese Gefühl ihrer Haut, so anders als unsere!“ stellt Emil fest.

Kontakt:

Kita am Berg
Bergstraße 97
49143 Bissendorf
www.bissendorf.de

Text: Ilona Jentschke, Simone Gottmann
Fotos: Ilona Jentschke, Yvonne Althaus