Neuer Patenkindergarten für Nordrhein-Westfalen
Die Landkinder im Kreis Soest


Seit Anfang des Jahres 2022 wird das Bundesland Nordrhein-Westfalen von einem neuen Patenkindergarten im Netzwerk der Wald- und Naturkindergärten der Deutschen Wildtier Stiftung vertreten: Die Landkinder Mönninghausen sind nun dabei.
Berlin, 02. Mai 2022
Ein Stück der Lagerhalle des angrenzenden Garten- und Landschaftsbaubetriebs haben die beiden Leiterinnen Sandra Kramer-Hunold und Petra Stephan mit viel Engagement und Eigeninitiative 2015 umgebaut. Ganz allmählich wurde ihr Traum von einem eigenen Waldkindergarten wahr. Sanitäranlagen, eine Küche, zwei kleine Gruppenräume und ein beheizter Bauwagen bieten dem nun zehnköpfigen Team und den 30 Landkindern vielfältige Möglichkeiten. Doch diese Orte werden nur selten aufgesucht. „Da muss es draußen schon gut stürmen, dass die Bastel-, Spiel- oder Lesezeiten nach drinnen verlegt werden“, schmunzelt Petra, „unsere Landkinder lieben es, draußen zu sein.“ Denn es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung. Die Kinder haben die Wahl zwischen dem Wäldchen, der Obstbaumwiese mit Lagerfeuerplatz oder der Sandgrube. So verteilen sich die Landkinder sehr gut auf dem großen Gelände.
Steckbrief
Art: Waldkindergarten
Geografische Lage: Mönninghausen, Gemeinde Geseke im Kreis Soest
Gründungsjahr: 2016
Träger: Elternverein
Anzahl der Kinder: 30
Alter der Kinder: 2 bis 6 Jahre
Betreuungsschlüssel: 8 Erzieherinnen, 1 Kinderkrankenschwester, 1 Köchin
EIN WALDKINDERGARTEN UMGEBEN VON AGRARLANDSCHAFT
Ein Trupp von Kindern bricht nach dem Morgenkreis zur fünfminütigen Wanderung zum Wäldchen auf. Sie kennen die Grenzen ihres Spielbereiches ganz genau und wissen auch, dass es nicht auf die umliegenden Felder geht. Sie achten stets gut aufeinander. Ein Erlebnis dazu wird von einer Kindergartenkindergeneration an die Neulinge weitergegeben: Ein paar Kinder haben vor einigen Jahren eine Schneise von ein paar Metern Länge in einen Maisacker geschlagen. „Wir haben Mist gebaut“, erklärt ein Mädchen, „dann mussten wir rüber zu dem Bauern und haben uns dafür entschuldigt. Er bat uns darum, dass wir seinen Acker nicht mehr betreten und wir haben es versprochen“. „Und seit diesem Ereignis ist nichts mehr passiert“, freut sich Sandra.
Ein Tag mit FREISPIEL, ANGEBOT ODER KURZ MAL ZU DEN TIEREN
„Schau‘ mal was ich schon kann! Hier bin ich der Kapitän!“, ruft Emil stolz von dem erklommenen Ast. „Der Wind ist stark. Schnell! Ich brauche Unterstützung. An die Ruder!“ Paul und Anna rennen herbei, schnappen sich zwei Stöcke und klettern rasch auf den Wurzelteller nebenan. „Schneller! Wir driften ab. Da sind Klippen!“, der Kapitän steuert. Die Mannschaft bewegt die Ruderäste an beiden Seiten. Die Kinder strengen sich mächtig an. „Juhuu geschafft. Danke!“, Emil strahlt und hüpft mit einem Sprung auf den Waldboden hinab. „Hui. Jetzt bin ich erschöpft, aber glücklich“ stöhnt Paul und Anna nickt mit vor Anstrengung rot gewordenen Wangen. Beide klettern von der Wurzel herunter und lassen sich auf den Waldboden fallen. Sie schauen in das Kronendach. Die Jacken heben und senken sich, sie lauschen den Luftzügen, bis sich ihr Atem allmählich wieder beruhigt.
„Ich mag auch eine Schnecke basteln“, die dreijährige Feline hat sich ein besonders schönes Schneckenhaus ausgesucht. Sie beginnt mit dem Anmalen während ein Junge mit seinem Schneckenhaus schon für das Kleben bereit steht. Erzieherin Petra hat die Klebepistole aktiviert. „Heißklebepistolen mit Akku – eine gute Erfindung für kleine Kunstwerke im Wald“, Petra freut sich über die neue Errungenschaft im Waldkindergarten. Die künstlerisch bemalten Schneckenhäuser werden auf einen Stock geklebt und schon ist das neue Spielzeug einsatzbereit.
Hier in der Natur haben die Kinder Platz zum Lachen, Weinen, Tanzen oder Träumen.
„Habt ihr heute schon die kleine Ross Vita gefüttert?“, fragt Sandra zwei Mädchen. „Nein, heute nicht,“ sagt Sofie, eines der beiden. „Dann frage mal Moritz und Linus, die haben beim Morgenkreis schon nachgefragt, ob sie mitkommen möchten." Vor Freude hüpfend begleiten die beiden Jungen Sandra zu den sechs Pferden auf die Koppel. Sie werden von den Landkindern täglich betreut, ebenso wie die drei Kaninche, die Hühner und die Katze. Die Kinder lernen früh Verantwortung für ihre Haustiere zu übernehmen und einen guten und liebevollen Umgang mit den Tieren zu pflegen. „Wow, schau dir mal diese großen Äppel an!“, Linus kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das war bestimmt Naira, die ist die Größte.“ Die Jungs kichern. Schließlich haben sie alle Pferdeäpfel in die Schubkarre bugsiert und sind stolz auf ihr getürmtes Werk. Schieben können sie die Karre nun nicht mehr. Die Fahrt zum Misthaufen übernimmt Sandra.
Kurz danach stehen die Kinder im Stall bei dem kleinen Pony Ross Vita. „Na, das ist lecker, nicht wahr, Ross Vita?“, Moritz hält die Futterschüssel und die kleine Stute macht sich über ihr Kraftfutter her. Die Kinder kichern erneut als sie das genüssliche Kauen der Stute hören. Sie lehnen sich an die Wand und schauen einfach zu. „Wann machen wir mal wieder eine Kutschfahrt?“, fragt Moritz erwartungsvoll nach einer ganzen Weile Stille. Sandra greift die Idee sofort auf und freut sich: „Das ist ein wirklich guter Vorschlag, Moritz. Wenn es Morgen nicht so stark regnet, dann geht es gemeinsam mit Naira über die Feldwege“.
Um kurz vor zwölf Uhr treffen sich alle wieder auf der Obstwiese zum Abschlusskreis. Einige Kinder werden abgeholt, andere verweilen bis zum Nachmittag und werden mit einem warmen Mittagessen von Britta, der Köchin, versorgt.
Kontakt:
Landkinder Mönninghausen
Hörreweg 8
59590 Geseke-Mönninghausen
Kontakt: +49 (0) 2 942 974 9938
Email: post@landkinder.info
https://www.landkinder.info