Tier des Jahres

Der Gartenschläfer ist das Tier des Jahres 2023

Gartenschläfer - Tier des Jahres 2023 Gartenschläfer - Tier des Jahres 2023

Mit der Wahl des „Tier des Jahres“ setzt die Deutsche Wildtier Stiftung die langjährige Arbeit der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild fort. Seit 2017 wählen die Förderer der Deutschen Wildtier Stiftung ein Tier des Jahres, auf das in der Öffentlichkeit aufmerksam gemacht werden soll. Sei es aufgrund seiner Gefährdung, der Bedrohung seines Lebensraumes oder weil es einen Mensch-Wildtier-Konflikt hervorruft. Aber auch Tiere, die einseitig wahrgenommen werden oder gar unbeliebt sind, können Tier des Jahres werden. Denn alle Wildtiere sind faszinierend und brauchen eine Stimme, damit ihr Überleben langfristig gesichert werden kann.

Tier des Jahres 2023

Gartenschläfer

Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) ist das Tier des Jahres 2023. Die Deutsche Wildtier Stiftung will mit der Wahl auf den nachtaktiven Nager aufmerksam machen, der auf der Roten Liste für Deutschland als stark gefährdet geführt wird.
Der Gartenschläfer gehört wie die Haselmaus, der Siebenschläfer und der extrem seltene Baumschläfer zu den heimischen Bilchen, auch Schlafmäuse genannt. Er ist in Deutschland in zwei sehr unterschiedlichen Lebensräumen anzutreffen: im Südwesten als Kulturfolger im Siedlungsbereich in Gärten und auf Streuobstwiesen und in der Mitte und im Südosten in strukturreichen Wäldern in den Hochlagen der Mittelgebirge.

Auf der Suche nach Nahrung bewegt sich der Gartenschläfer geschickt durch Sträucher und Felsspalten. Die meiste Zeit seiner nächtlichen Aktivitätsphase verbringt er jedoch in Bodennähe. Als Allesfresser ist er bei der Nahrungssuche wenig wählerisch: Er ernährt sich von Beeren, Insekten und Spinnen, auch kleine Wirbeltiere stehen auf dem Speiseplan. Im Spätsommer frisst sich der Gartenschläfer eine Fettschicht an, um genug Energiereserven für den Winterschlaf zu haben, den er von Oktober bis April in einem sicheren Versteck hält.

In seinem natürlichen Lebensraum bekommt man das nachtaktive, versteckt lebende Tier nur selten zu Gesicht. In den Gärten mancher Städte lässt es sich aber hin und wieder beobachten. Auf jeden Fall macht der kleine Bilch mit seinem lauten Rufen in lauen Sommernächten auf sich aufmerksam.
Das Gesamtverbreitungsgebiet hat sich in den letzten 30 Jahren um 50 Prozent verringert. Insbesondere im natürlichen Lebensraum des Gartenschläfers, dem Wald, ist der Bestand drastisch zurückgegangen, aus vielen Regionen ist die Art sogar verschwunden. Warum, das ist immer noch unklar. Klar ist allerdings, dass die heute verbreiteten Monokulturen aus Nadelbäumen dem Gartenschläfer nicht genug Deckung und Nahrung bieten. Hier findet er weder Käfer, Raupen oder Schnecken noch Beeren oder Früchte in ausreichender Menge. Wie für viele andere Wildtiere sind monotone Wälder für den Gartenschläfer und andere Bilche kein Überlebensraum mehr.

Mehr Informationen zum Tier des Jahres 2023 finden Sie im Gartenschläfer-Steckbrief.

Neuigkeiten zum Projekt

Haselmaus (Muscardinus avellanarius), schläft Foto: © imageBROKER.com / Farina Graßmann
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Poster & Ausmalbild „Der Gartenschläfer“ als PDF

  • Poster & Ausmalbild „Der Gartenschläfer“ als PDF

    Das Poster stellt den Lebensraum und die Lebensweise des Gartenschläfers dar, liefert Erklärungen zu den dargestellten Ereignissen und informiert über Biologie und Gefährdung.

    Autor: Deutsche Wildtier Stiftung (Illustration: Jana Walczyk)

    Jahr: 2023

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Bewegen Sie das Poster mit Ihrem Mauszeiger. Durch Klicken auf die grünen HOTSPOTS entdecken Sie den Lebensraum des Gartenschläfers (Illustration: Jana Walczyk).

Gartenschläfer

Plaudertasche

plaudertasche

Im April werden Gartenschläfer schnell aktiv und die Männchen gehen auf die Suche nach einem Weibchen. Während der Paarungszeit sind die Tiere sehr gesprächig und beherrschen viele unterschiedliche Laute: Sie murmeln und grunzen, knarren und keckern. Das Weibchen zeigt durch lautes Pfeifen, dass es paarungsbereit ist. So lockt es die Männchen an.
Foto: K. Hinze / Tierlaut: Dr. Elisabeth Przibilla

Alleinerziehend

alleinerziehend

Um den Nachwuchs kümmert sich das Gartenschläfer-Weibchen alleine. Nach ungefähr drei Wochen Tragzeit bringt es im Mai oder Juni meist vier bis sechs Jungtiere zur Welt. In den ersten Lebenswochen bleiben die Jungen im gut gepolsterten, kugelförmigen Wurfnest. Erst nach 18 Tagen öffnen sie ihre Augen. Zwei Wochen später unternehmen sie erste Ausflüge mit der Mutter.
Foto: K. Hinze

Allesfresser

allesfresser

Der Speiseplan des Gartenschläfers ist vielfältig und sieht je nach Jahreszeit unterschiedlich aus. Als Allesfresser nimmt der kleine Bilch Käfer, Tausendfüßer und Spinnen genauso gern wie Beeren und Früchte. Manchmal frisst er sogar Wirbeltiere wie Mäuse oder kleine Vögel. In Ortschaften bedient sich der Gartenschläfer auch an Vogelfutter oder an den Gartenfrüchten der Menschen.
Foto: K. Hinze

Leben in zwei Welten

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Der Gartenschläfer ist bei uns in zwei sehr unterschiedlichen Lebensräumen zu Hause. Im Südwesten Deutschlands lebt er als Kulturfolger in Ortschaften und Gärten, auf Streuobstwiesen und Weinbergen. In der Mitte und im Südosten des Landes kommt er in den Hochlagen der Mittelgebirge vor, wo es Wälder mit vielen Versteckmöglichkeiten in Sträuchern und Totholz gibt.
Foto: F. Sommer

Stark gefährdet

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Leider ist der Gartenschläfer in Deutschland stark gefährdet. Warum, weiß man noch nicht genau. Sicher ist: Durch menschengemachte Veränderungen in der Landschaft schrumpft sein Lebensraum. Vor allem in vielen Wäldern fühlt er sich nicht mehr wohl. Sie sind zu eintönig: Wo der Mensch nur noch Nadelbäume wachsen lässt, findet der Gartenschläfer nicht genug Deckung und Nahrung.
Foto: K. Hinze

Winterschläfer

winterschlaf

Von Oktober bis April hält der Gartenschläfer in gut versteckten und weich gepolsterten Nestern Winterschlaf. Im Wald verkriecht er sich in Felsspalten oder Baumhöhlen. In Gärten überwintert er in Nistkästen oder geschützten Spalten an Gebäuden und Gartenhäusern. Seine Körpertemperatur kann in dieser Zeit auf -1 Grad sinken, sein Herz schlägt nur noch zweimal pro Minute.
Foto: FIWI & Vetmeduni

Tier des Jahres in Deutschland seit 1992

2022 Gewöhnlicher Schweinswal (Phocoena phocoena)
2021 Fischotter (Lutra lutra)
2020 Maulwurf (Talpa europaea)
2019 Reh (Capreolus capreolus)
2018 Wildkatze (Felis silvestris)
2017 Haselmaus (Muscardinus avellanarius)
2016 Feldhamster (Cricetus cricetus)
2015 Feldhase (Lepus europaeus)
2014 Wisent (Bos bonasus)
2013 Mauswiesel (Mustela nivalis)
2012 Gämse (Rupicapra rupicapra)
2011 Eurasischer Luchs (Lynx lynx)
2010 Dachs (Meles meles)
2009 Braunbrustigel (Erinaceus europaeus)
2008 Wisent (Bos bonasus)
2007 Elch (Alces alces)
2006 Seehund (Phoca vitulina)
2005 Braunbär (Ursus arctos)
2004 Siebenschläfer (Glis glis)
2003 Wolf (Canis lupus)
2002 Rotwild (Cervus elaphus)
2001 Feldhase (Lepus europaeus)
2000 Äskulapnatter (Zamenis longissimus)
1999 Fischotter (Lutra lutra)
1998 Unke (Bombina)
1997 Alpensteinbock (Capra ibex)
1996 Feldhamster (Cricetus cricetus)
1995 Apollofalter (Parnassius apollo)
1994 Rotwild (Cervus elaphus)
1993 Wildkatze (Felis silvestris)
1992 Fledermaus (Microchiroptera)

Deutsche Wildtier Stiftung führt mit der Wahl des Tier des Jahres die Arbeit der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild fort

Gemeinsam für die Wildtiere Deutschlands

Bis zum Jahr 2016 wurde das „Tier des Jahres“ von der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild gekürt. Die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild hat in den vergangenen Jahrzehnten unter Leitung von Dr. Wolfgang Burhenne und seinen Mitstreitern Herausragendes für Wildtiere nicht nur in Deutschland, sondern auch auf der internationalen Ebene geleistet. Wolfgang Burhenne war – wie kein anderer – ein Urgestein der deutschen Naturschutz- und Umweltpolitik. Er war Gründer des Vereins Schutzgemeinschaft Deutsches Wild, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland als Sprachrohr der Wildtiere entwickelte und in dem sich namhafte politische Größen engagierten. So konnte die Schutzgemeinschaft erheblichen Einfluss auf die Gesetzgebung in Sachen Jagdwesen und Naturschutz nehmen und gestaltete maßgeblich die Anfänge der Naturschutzpolitik sowohl in Deutschland als auch weltweit mit. 1950 reiste Burhenne als Vertreter der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild zur zweiten Generalversammlung der frisch gegründeten Internationalen Union zum Schutz der Natur IUCN. Ihm ist es mit zu verdanken, dass diese rund zehn Jahre später einen Rechtsausschuss gründete, aus dem heraus in den Dekaden seither zahlreiche internationale Abkommen entwickelt wurden, u.a. das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES.

Nach jahrzehntelanger erfolgreicher Naturschutzarbeit kämpfte Wolfgang Burhenne immer noch unerschütterlich für Natur und Tierwelt. Aber das Alter fordert seinen Tribut und die Sorge um die Zukunft der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild wuchs. 2009 wurde die Schutzgemeinschaft als Verein aufgelöst und von Burhenne in eine unselbstständige Stiftung mit der Elisabeth-Haub-Stiftung als Treuhänder umgeformt. Die langjährigen persönlichen Kontakte und das vertrauensvolle Verhältnis zur Deutschen Wildtier Stiftung ließen zunehmend die Idee reifen, die Arbeit der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild zukünftig unter dem Dach der Deutschen Wildtier Stiftung weiterzuführen. Nach intensiven Gesprächen zwischen der Schutzgemeinschaft, ihrem Treuhänder, der Elisabeth-Haub-Stiftung und der Deutschen Wildtier Stiftung haben die beteiligten Gremien Ende November 2016 beschlossen, die Arbeit der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild unter dem Dach der Deutschen Wildtier Stiftung fortzusetzen. Beide Stiftungen ergänzen und stärken sich – im Sinne eines erfolgreichen Artenschutzes in Deutschland.

Gartenschläfer

Gartenschläfer

Anders als sein Name vermuten lässt, ist der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) ursprünglich in felsigen und steinigen Nadel- und Mischwäldern zu Hause. Er gehört zur Familie der Bilche und ist mit seiner schwarzen „Zorro-Maske“ gut zu erkennen.

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Foto: JAH / Alamy Stock Photo

Gartenschläfer – die Suche in Sachsen-Anhalt

Unser Forschungsprojekt soll zeigen, wo der kleine Bilch im Harz vorkommt. Wir gehen in Sachsen-Anhalt vielversprechenden Hinweisen auf Gartenschläfer-Vorkommen nach und erweitern damit die Spurensuche in Deutschland um ein neues Gebiet.

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