Mehr Wasser in den Wald – aber natürlich!

Die beste Hilfe für große Wildtiere bei Trockenheit sind naturnahe Lebensräume

Rothirsch im Wasser

In Deutschland ist es zurzeit viel zu trocken. Nur selten fallen erlösende Regengüsse, die der Natur das wichtige Nass spenden. In Gärten und auf Balkonen können künstliche Wasserstellen Vögeln und Insekten das Leben ein wenig erleichtern. Doch auch die großen Wildtiere in Wald und Flur leiden unter der Trockenheit. Ihnen hilft vor allem eines: die Schaffung naturnaher Lebensräume.

Dichte Laubwälder sind bei Trockenheit ideale Rückzugsorte für Wildtiere. Sie bieten ihnen Schutz und kühlenden Schatten. In offeneren Bereichen können Weichlaubhölzer wie Aspen und Weiden sogar Feuchtigkeit abgeben, sie sind außerdem eine Nahrungsalternative zu dürren Gräsern und Kräutern. Und das Wichtigste: Die porösen Waldböden speichern wie ein Schwamm Wasser, das auch bei Trockenheit an vielen Stellen an die Oberfläche tritt. Hier entstehen natürliche Tränken und Schlammsuhlen, die vor allem Wildschweine und Rothirsche gerne zur Kühlung oder zur Fellpflege nutzen.

Wasser ist überlebenswichtig

Problem: Künstliche Entwässerung

Wirtschaftsinteressen stehen oft über Artenschutz

Leider haben unsere heutigen Wirtschaftswälder viele dieser natürlichen Funktionen zum Schutz vor Trockenheit verloren. Waldböden werden flächendeckend entwässert, damit Wirtschaftsfahrzeuge sie besser befahren können. Das Wasser, das in Gräben aus den Wäldern und in unsere Flüsse geleitet wird, fehlt den Wildtieren bei Trockenheit. Auch viele Weichlaubhölzer sind mittlerweile aus unseren Wäldern verschwunden. Da sie wirtschaftlich interessante Baumarten wie Fichte, Buche und Eiche beim Aufwachsen behindern könnten, liegt beispielsweise der Anteil von Aspen und Weiden deutlich unter einem Prozent aller Bäume in Deutschland.

Wildtiere brauchen Ruhe bei Trockenheit

Neben naturnahen Strukturen fehlt den Wildtieren heute häufig auch Ruhe in ihren Lebensräumen. Wiederkäuer wie Rothirsch und Reh sparen in Zeiten von Nahrungs- und Wasserknappheit ihre Energie, indem sie sich weniger bewegen. Daher ist es wichtig, dass das Wild im Wald auch bei Trockenheit nicht unnötig aufgeschreckt wird. Spaziergänger, Radfahrer und Reiter sollten stets auf den Wegen bleiben und Hunde immer angeleint sein. Besonders in den kühlen Dämmerungszeiten vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang sollte der Wald den Wildtieren gehören. Jäger gönnen dem Wild idealerweise in besonders trockenen Phasen genauso Ruhe wie bei hohen Schneelagen.

Dem Wald sein Wasser zurückgeben

Die Deutsche Wildtier Stiftung hat in vielen ihrer eigenen Wälder bereits Gräben verschlossen, um das Wasser im Wald zu halten. Trockengefallene Bereiche werden so wiedervernässt und Wildtiere finden auch in Dürrezeiten Zugang zu Wasser im Wald. Darüber hinaus pflanzt die Stiftung auf ihren Liegenschaften Weichlaubhölzer, um sie wieder in den Wäldern zu etablieren. Auf Jagd wird in fast allen Wäldern der Stiftung im Sommer verzichtet.

Wiedervernässung auf unseren Flächen

Mehr zu den Themen Wiedervernässung, Renaturierung und Klimawandel finden Sie in unseren Blogbeiträgen:

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