Das bayerische Ruhezonen-Paradox

Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert: Keine Jagd in Wald-Wild-Schongebieten

Zwei Gämsen (Rupicapra rupicapra) am Berghang im Gegenlicht, Sonnenuntergang, mit Jäger und Snowboarder - Kollage: Manfred Stutz imageBroker; Arterra / Sven-Erik Arndt imageBroker; Astrid Steffens imageBroker Zwei Gämsen (Rupicapra rupicapra) am Berghang im Gegenlicht, Sonnenuntergang, mit Jäger und Snowboarder - Kollage: Manfred Stutz imageBroker; Arterra / Sven-Erik Arndt imageBroker; Astrid Steffens imageBroker
Für Gämsen gibt es in den Bayerischen Alpen durch den anhaltend hohen Jagddruck und den allgegenwärtigen Tourismus kaum noch Rückzugsgebiete, die ganzjährig gut geeignet sind. Dass in einigen Wald-Wild-Schongebieten bis in den Frühling hinein gejagt werden darf, ist paradox und widerspricht dem Tier- und Artenschutz.

In Bayern sind Skifahrer für Wildtiere gefährlicher als Jäger – diesen Eindruck könnte man jedenfalls bekommen, wenn man sich die Regeln für die sogenannten Wald-Wild-Schongebiete in den Bayerischen Alpen anschaut. Denn der Alpenverein legt den Schneetouristen nahe, diese Gebiete derzeit nicht zu nutzen, damit sich das Wild im Winter dorthin zurückziehen und Ruhe finden kann. Die Deutsche Wildtier Stiftung begrüßt Ruhezonen für das Wild ausdrücklich, allerdings sollte dabei nicht mit zweierlei Maß gemessen werden. Denn während sich Skifahrer und Tourengeher freiwillig in der Ausübung ihres Wintersports einschränken, ist in vielen dieser Wald-Wild-Schongebiete das Jagen von Gämsen, Rehen und Hirschen weiterhin erlaubt – und zwar ohne jede Schonzeit. „Nicht nur der Wintersport, sondern vor allem auch die Jagd muss jetzt in den Wald-Wild-Schongebieten der Bayerischen Alpen ruhen“, fordert Dr. Andreas Kinser, stellvertretender Leiter Natur- und Artenschutz der Deutschen Wildtier Stiftung.

Dass in einigen Wald-Wild-Schongebieten bis in den Frühling hinein gejagt werden darf, ist für den Artenschützer der Deutschen Wildtier Stiftung nicht nur paradox, sondern es widerspricht auch dem Tierschutz. „Für alles Wild, egal ob potenzielle Beutetiere wie die Gämse oder geschonte Arten wie Birk- und Auerhuhn, geht mit der Jagdausübung eine erhebliche Ruhestörung in der nahrungsarmen Zeit einher, in der die Tiere eigentlich im Energiesparmodus leben sollten“, sagt Kinser.

Durch den anhaltend hohen Jagddruck und den allgegenwärtigen Tourismus gibt es in den Bayerischen Alpen nur noch sehr wenige für Gämsen ganzjährig gut geeignete und nutzbare Rückzugsgebiete. Gleichzeitig zeigen Analysen der Deutschen Wildtier Stiftung, dass die Alters- und Sozialstruktur der Populationen mancherorts weit entfernt von den natürlichen Verhältnissen sind. Gämsen stehen mittlerweile sogar auf der Vorwarnliste der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands. „Wir fordern daher seit Jahren, Jagdschongebiete nach Vorbild der europäischen Nachbarländer auszuweisen, um die Populationen der Gämsen wenigstens in kleinen Gebieten wieder zu stabilisieren“, so Kinser. Doch egal ob Wald-Wild-Schongebiete oder Jagdschongebiete: Wichtig ist, dass Ruhegebiete für alle Personen gelten, ganz gleich, welche Passion oder Motivation sie in die Berge treibt.

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