Blühende Inseln im Garten

Sparsames Mähen schafft kleine Oasen für die Artenvielfalt

Heuschrecke

Das Geräusch von brummenden Rasenmähern gehört in Wohngebieten mit Gärten und in Kleingartenanlagen zum Sommer dazu. Dabei würden Natur und Artenvielfalt davon profitieren, wenn Gartenbesitzer ihr Gras nicht so häufig schneiden würden. Das Bundeskleingartengesetz fordert von Gärtnerinnen und Gärtnern sogar ausdrücklich, bei der Bewirtschaftung ihrer Parzelle den Natur- und Umweltschutz zu berücksichtigen. In der Praxis bedeutet das: weniger mähen und den Rasen zur Wiese werden lassen.

Bleiben Gräser und Wiesenkräuter über Wochen ungeschnitten, kehrt schnell Leben auf der Grünfläche ein. Wer genau hinschaut, entdeckt dann plötzlich ganz neue Gartenbewohner auf den langen Halmen – zum Beispiel ein Grünes Heupferd (Tettigonia viridissima), das vielleicht eine kleine Raupe vertilgt. Oder eine Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis), die auf Beute lauert. Auch für Laufkäfer ist langes Gras ideal, denn sie suchen dort nach Spinnentieren. Käfer und Heuschrecken wiederum sind Leckerbissen für Vögel und für den Braunbrustigel (Erinaceus europaeus), das Tier des Jahres 2024. So verzweigt sich das Nahrungsnetz schnell. Und ist aus dem grünen Rasen erst einmal eine bunte Wiese gewachsen, sammeln Sandbienenarten Pollen aus Wiesenmargeriten, und Hummeln oder der Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) saugen Nektar aus Hornkleeblüten.

Wer seinen Rasen nicht vollständig zur Wiese werden lassen oder den Kindern noch etwas Platz zum Fußballspielen zugestehen möchte, kann einen Kompromiss eingehen und Blühinseln oder Blühstreifen anlegen. Das ist ganz einfach: Lassen Sie beim Rasenmähen kleine oder größere Teilbereiche aus. Auf diesen ungemähten Flächen wachsen – wenn der Standort es zulässt – in wenigen Wochen nektar- und pollenreiche Wildpflanzen.

So entstehen nach und nach ohne großes Zutun in einem Garten kleine Oasen für die Artenvielfalt. Wer möchte, kann auf den naturnahen Flecken auch gezielt Wildblumen aussäen: Wilde Möhre (Daucus carota), Wilde Karde (Dipsacus fullonum) oder Schafgarbe (Achillea) eignen sich für Saumbereiche, die auch über mehrere Jahre bestehen bleiben können. Diese Pflanzen bieten den ganzen Sommer über Nektar und Pollen für Insekten und im Herbst und Winter Samen für körnerfressende Vögel wie Meisen oder Finken. Alle drei wachsen über einen halben Meter in die Höhe. Wer es nicht ganz so hoch mag, greift zu niedrig blühenden Pflanzen wie Sternmiere (Stellaria), Thymian (Thymus) oder Kriech-Günsel (Ajuga reptans). Sie können bis zu fünfmal im Jahr gemäht werden. Nach dem Schnitt blühen sie wieder auf und locken wilde Bestäuber an.

Wenn gemäht wird, sollte der Rasenmäher auf die maximale Schnitthöhe eingestellt sein, denn dann überleben im Gras mehr Kleintiere und Insekten. Noch schonender ist das Mähen mit der Sense – eine alte Tradition, die aktuell wiederbelebt wird. Die Arbeit mit dem alten Werkzeug ist langsamer und kleinteiliger, sodass immer Restbestände der Wiese als Rückzugsorte für die Tiere stehenbleiben. Insekten, Amphibien und Bodenbrüter finden dort Nistplätze und Nahrung. Ideal ist ein Mosaik aus gemähten, blühenden und verwilderten Ecken, in denen es zirpt und summt. So haben alle etwas vom Garten und Wildtiere gewinnen ein Stück Lebensraum.

Ein Tipp

Gartenbaufirmen oder Volkshochschulen bieten Kurse im Mähen mit der Sense und im Dengeln – dem Schärfen des Sensenblatts – an. Bei Interesse einfach mal im Internet danach suchen.

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