Wespen

Mehr als Kuchenräuber und Konkurrenten am Grill

Faltenwespen fliegen bei Sonnenuntergang
Wespen haben häufig einen schlechten Ruf - zu Unrecht! Wenn wir von Wespen sprechen, denken wir sofort an die gelb-gestreiften, räuberischen Insekten, die unseren Grillteller plündern. Dabei sind es gerade einmal zwei Arten, die es auf unser Essen abgesehen haben. Alle anderen der knapp 550 Wespenarten leben vor uns verborgen und haben keinerlei Interesse an Kuchen oder Steaks. Sie jagen Heuschrecken, Spinnen oder leben parasitisch bei Wildbienen.

Dieses Jahr scheinen besonders viele Wespen unterwegs zu sein. Durch das warme und trockene Frühjahr konnten sich die Völker der Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris) und der Deutschen Wespe (Vespula germanica), also die zwei Wespenarten, die ALLEN Wespen den schlechten Ruf eingebracht haben, sehr gut entwickeln. Ihre Völker können jetzt aus bis zu 7.000 Tieren bestehen. Wenn wir von Wespen sprechen, denken wir immer an diese beiden Kuchenräuber und Konkurrenten am Grill. Dabei gibt es noch über 550 weitere Wespenarten. Doch sie fallen uns gar nicht auf. Sie leben meist allein und bilden keine Völker.

Gemeine oder Deutsche Wespe (Vespula vulgaris/germanica)

Sind Wespen Schädlinge?

Nein, genau im Gegenteil! Sie sind natürliche Regulatoren in der Natur und perfekte Schädlingsbekämpfer. Ein großes Wespenvolk verspeist am Tag ca. ein halbes bis zwei Kilo Insekten. Weiterhin ernähren sich erwachsene Wespen von Nektar (sozusagen das energiehaltige Flugbenzin) und übernehmen dabei die Bestäubung von zahlreichen Pflanzen!

Die Kuchenräuberwespen - die Gemeine oder auch Gewöhnliche Wespe (Vespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Vespula germanica) - können sehr aufdringlich und lästig werden. Aber sie müssen auch einen Staat aus bis zu 7.000 Tieren versorgen. Da bietet sich ein reich gefüllter Grillteller natürlich besonders gut an. Die beiden Arten gehören zu den sozialen Faltenwespen. In Deutschland kommen insgesamt 16 Arten vor. Auch die Hornisse, Deutschlands größte Faltenwespe, ist vielen Menschen bekannt. Sie wirkt groß und bedrohlich, interessiert sich für uns Menschen aber nicht. Nur selten bekommen wir die großen Brummer zu Gesicht. Auf ihrem Speiseplan stehen kein Kuchen und auch kein Steak, viel lieber jagen sie andere Wespen.

Eine Hornisse frisst eine Wespe

Die übrigen Arten leben sehr versteckt und in kleinen Populationen. Sie treffen mit Menschen äußerst selten zusammen.

Faltenwespen

Faltenwespen heißen Faltenwespen, weil ihre Flügel in Ruhelage der Länge nach gefaltet sind.

Die Nester der sozialen Faltenwespen bestehen aus zerkautem Holzmaterial und fühlen sich wie Papier an. Dabei kann es farbliche Unterschiede geben. Hornissennester und die der Gemeinen Wespe sind beige, da sie morsches Holz verwenden, wohingegen die anderen Wespenarten (z.B. die Deutsche Wespe) graue Nester haben, da sie nur oberflächlich verwittertes Holzmaterial verwenden.

Mittlere Wespe (Dolichovespula media) am Nesteingang

Erdwespen

Die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe nisten bevorzugt in dunklen und geschützten Orten, wie z.B. Mäuse- oder Maulwurfbauten. Dann bezeichnet man sie auch umgangssprachlich als „Erdwespen“. Aber auch in anderen Hohlräumen, z.B. auf dem Dachboden, bauen sie ihre Nester. Sehen wir frei hängende Nester an Bäumen oder in Hecken, sind es mit hoher Wahrscheinlichkeit andere Wespenarten, die uns Menschen nicht stören. Sie stehen unter besonderem Naturschutz.

Neben den sozialen Faltenwespen gibt es die sehr viel artenreichere Gruppe der solitären Faltenwespen (ca. 70 Arten). Sie leben alleine und bilden keine Staaten aus. Die Arten tragen Schmetterlings-, Käfer- und Blattwespenlarven als Nahrung für ihren Nachwuchs ein. Sie besiedeln alle möglichen Lebensräume und nisten sowohl im Boden als auch oberirdisch. Die Lebensweise ähnelt sehr stark der Lebensweise der Wildbienen.

Soziale Faltenwespen

Die sozialen Faltenwespen bilden, wie die Hummeln, einjährige Staaten. Nur die Königin überwintert und gründet im Frühjahr ein Nest aus zerkautem Holzmaterial. Im Laufe des Jahres wächst das Nest immer weiter. Dabei ist der gesamte Wespenstaat stark organisiert. Wie bei den Honigbienen kümmern sich die Arbeiterinnen entweder um den Bau des Nestes, die Pflege der Brut, die Bewachung des Nestes, die Versorgung der Königin oder um die Nahrungsbeschaffung. Im Gegensatz zu den Bienen wird die Brut statt mit eiweißhaltigem Pollen mit tierischem Eiweiß gefüttert; vorwiegend Insekten. Ab August werden die neuen Königinnen herangezogen, die dann im nächsten Jahr einen neuen Staat gründen. Die alte Königin stirbt und mit ihr zerfällt langsam der alte Wespenstaat. Spätestens mit dem ersten Frost sind alle Arbeiterinnen verendet.

Es gibt noch zahlreiche andere Wespenarten. Sie alle leben alleine und bilden keine Staaten. Wir möchten Ihnen ein paar genauer vorstellen. So z. B. die Grabwespen. Hier bei uns in Deutschland umfassen sie ca. 250 Arten und sind damit nach den Wildbienen (585 Arten) die zweit artenreichste Gruppe bei den Stechimmen. Im Gegensatz zu den Bienen tragen sie andere Insekten oder Spinnen als Nahrung für Ihren Nachwuchs ein. Einige wenige Arten leben parasitisch bei anderen Grabwespenarten.

Stechimmen

Stechimmen, zu denen die Wildbienen und Wespen gehören, eignen sich hervorragend, um in der Landschaftsplanung Aussagen über die Qualität eines Biotops zu machen. Sie sind vor allem auf offene und warme Lebensräume angewiesen und treten artenreich in der extensiv genutzten Agrarlandschaft auf. Schon gewusst? Auch die Ameisen gehören zu der Ordnung der Stechimmen.

Sandwespen

Sandwespe mit Raupe

Die Sandwespen hingegen sind eine recht artenarmen Hautflüglergruppe. Zu ihr zählen jedoch die größten und auffälligsten Hautflügler Deutschlands. Insbesondere der Heuschreckenjäger (Sphex funerarius), der sich seit mehreren Jahren in Deutschland stark ausbreitet, fällt mit seinen über zwei Zentimeter Körperlänge naturinteressierten Menschen immer wieder auf. Alle Sandwespen tragen Heuschrecken oder Schmetterlingsraupen als Larvennahrung ein.

Die Wegwespen sind in Deutschland mit 97 Arten nachgewiesen und tragen ausschließlich Spinnen als Larvenbeute ein. Einige Wegwespenarten leben als Brutparasiten bei anderen Wegwespenarten.

Goldwespen

Goldwespe

Die Goldwespen zählen durch ihre schillernden, rotgrünen Metallfarben zu den auffälligsten Stechimmenfamilien. Alle 102 deutschen Arten leben parasitisch bei Bienen oder Wespenarten. Sie lassen sich gut an Wildbienennisthilfen beobachten. Sie spielen in der naturschutzfachlichen Bewertungspraxis eine bedeutende Rolle, weil sie als Parasiten stets auf größere und stabile Wirtspopulationen angewiesen sind. Eine hohe Artenvielfalt der Goldwespen zeigt daher stets auch besondere Biotopqualitäten an.
Neben den aufgezählten Familien gibt es eine Reihe weiterer parasitischer und artenarmer Stechimmenfamilien. Dazu gehören die Dolchwespen, Schabenjäger, Rollwespen, Spinnen- oder Trugameisen und Keulhornwespen.

Frei hängendes Wespennest

Ich habe ein Wespennest, was nun?

Auch die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Vespula germanica) stehen unter Naturschutz. Wer ohne Grund Wespen fängt, verletzt, tötet oder ihre Nester beschädigt oder zerstört, kann zu einem Bußgeld verurteilt werden. Wenn ein Nest entfernt werden soll, melden Sie sich am besten bei der zuständigen Naturschutzbehörde. Einige Städte haben extra Ansprechpartner. Das Entfernen eines Wespennestes kann bis zu 100 € kosten.

Nahaufname einer Wildbiene

Wildbienen

Wildbienen (Apidae) sind wichtige Bestäuber und leisten einen enormen ökologischen und ökonomischen Beitrag für Mensch und Natur. In unserem Wildbienen Steckbrief finden Sie alles Wissenswerte über diese wichtigen Insekten.

Zum Steckbrief
Wildbiene auf einer Blume

Wildbienen – hochbedroht und unverzichtbar

Der Lebensraum für Wildbienen und andere Insekten wird knapp. Es fehlt an Nahrungsquellen und Nistmöglichkeiten. Deshalb engagiert sich die Deutsche Wildtier Stiftung im urbanen Wildbienenschutz.

Zum Projekt
Wildbienen, Schmetterlingen und anderen Insekten – jetzt helfen

Spenden

Alle Spendengelder werden in voller Höhe ohne Abzug von Kosten für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit für Natur- und Artenschutzprojekte verwendet.

Jetzt Spenden