Fischotter

Ruheloser Fischjäger

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Population in Deutschland:

keine Angabe möglich

Aktueller Bestand:

Zunahme

Die Bestände nehmen zu.

Stabil

Die Bestände sind stabil.

Abnahme

Die Bestände nehmen ab.

Unbekannt

Keine Angabe zur Bestandsentwicklung möglich.

Einleitung

Der Fischotter (Lutra lutra) ist ein Einzelgänger mit faszinierenden Anpassungen an seine Lebensweise im Wasser und an Land. Wie ein artistischer Kunstschwimmer jagt er Fische und taucht nach Amphibien, ist aber auch an Land geschickt in der dichten Ufervegetation auf der Suche nach Nahrung. Sein einmaliges Fell wäre ihm fast zum Verhängnis geworden: Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Fischottern nachgestellt, um ihre kostbaren Pelze zu verarbeiten. Zudem wurden Otter als Schädlinge an Fischteichen stark bejagt und viele Fischotter ertranken in Fischreusen. In vielen Teilen Deutschlands gilt der Fischotter nach wie vor als ausgestorben.

Fakten

Wissenschaftlicher Name

Lutra lutra

Fischotter: Alter

bis zu 16 Jahre

Fischotter: Gewicht

bis zu 12 kg

Dichtes Fell

Der Fischotter hat das dichteste Fell heimischer Wildtiere. Auf einem Quadratzentimeter Haut befinden sich bis zu 80.000 Haare – der Mensch hat dagegen auf gleicher Fläche im Durchschnitt nur 200 Haare auf dem Kopf.

Bild eines Fischotters

Schwimmgeschwindigkeit

Fischotter können nahezu lautlos schwimmen und dabei alle Geräusche und Gerüche wahrnehmen. Während sich der übrige Körper im Wasser befindet, liegen Ohren, Nase und Augen auf einer Linie kurz oberhalb des Wasserspiegels.

Nahrung

  • Fische

  • Amphibien

  • Kleinsäuger

  • Wirbellose

  • Schalentier

Feinde

Der ausgewachsene Fischotter hat in Deutschland kaum natürliche Feinde.
Wolf, Luchs und Seeadler haben nur einen geringen Einfluss auf die Populationsdichte.

Größe

FischotterAussehen

Fischotter sind große, muskulöse Marder mit dunkelbrauner Oberseite und flachem, breitem Kopf. Der kräftige Schwanz misst ungefähr ein Drittel der Gesamtkörperlänge. An den Pfoten befinden sich Schwimmhäute, die für den Antrieb beim Schwimmen und Tauchen sorgen.

FischotterKörperbau

Der Körperbau des Fischotters ist kräftig und gedrungen. Wie die deutlich kleineren Nerze ist auch dieser Marder vollständig ans Leben im und am Wasser angepasst. Bei der Jagd auf Fische und Amphibien bewegt sich der Fischotter mit großer Eleganz und Schnelligkeit im Wasser und ist ein ausdauernder Taucher. Der kräftige Schwanz dient als Steuer, die Schwimmhäute an den vier Pfoten liefern einen starken Antrieb. Augen, Ohren und Nase bilden beim Schwimmen eine Linie oberhalb des Wasserspiegels. Mit Hilfe der stark ausgeprägten Vibrissen (Tasthaare) machen Fischotter ihre Beute auch im trüben Wasser ausfindig.

FischotterFell

Sein extrem dichtes Fell schützt den Fischotter gegen Nässe und Kälte. Im Gegensatz zu Meeressäugern wie Walen oder Robben hat der Fischotter keine Fettschicht, die ihn isoliert. Bis zu 80.000 Haare befinden sich auf einem Quadratzentimeter Haut – ein Rekord unter heimischen Wildtieren. Insgesamt kommen so bis zu 140 Millionen Haare zusammen, die für die notwendige Isolation sorgen. Diese sind miteinander verzahnt und bewirken auf diese Weise, dass im Wasser Luft zwischen ihnen eingeschlossen wird, die der Thermoregulation dient. Bei Tauchgängen werden diese Luftpolster durch den Druck zum Teil wieder aus dem Fell gepresst, was zu langen Blasenketten führt, die tauchende Otter hinter sich herziehen. Die Haut des Otters bleibt so immer trocken und warm - sogar wenn sie unter Wasser ist.

FischotterLebensweise

Fischotter sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktive Einzelgänger, nur gelegentlich verbringen sie Zeit mit Artgenossen. Während ihrer Aktivitätsphasen sind sie auffällig ruhelos, ständig auf Nahrungssuche und neugierig. Ihre Streifgebiete, die mehrere Kilometer Ufer von Seen oder Flüssen umfassen, kontrollieren sie dabei regelmäßig.

Lebensraum

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Wohnungsbau am Flussufer

Für die Tagesruhe suchen Fischotter selbstgegrabene oder bereits vorhandene Erdhöhlen im Uferbereich auf. Auch Verstecke im ufernahen Wurzelwerk, Totholz und Schilfröhricht werden gerne genutzt. Entlang ihrer Uferreviere, die sich über mehrere Kilometer erstrecken, nutzen Fischotter meist mehrere Schlafplätze. In besonders guten Verstecken erfolgt auch die Jungenaufzucht. Zur Revierabgrenzung setzen Fischotter häufig Kotmarkierungen an herausragenden Steinen oder anderen prominenten Stellen ab. Die Losung hat einen charakteristisch tranigen Geruch und enthält unverdauliche Schuppen und Gräten von Fischen.

Nahrung

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Geschickter Jäger

Wie alle Marderartigen ist auch der Fischotter bei seiner Nahrung nicht wählerisch. Auf dem Speiseplan ganz oben stehen Fische aller Art. Aber er frisst alles Tierische, was er erwischen kann, wobei das Nahrungsspektrum je nach Angebot saisonal schwankt: Amphibien, Wasservögel, kleine Säugetiere, Krebse und Wirbellose wie Schnecken und Insekten. Er stöbert auf dem Gewässergrund unter Steinen und Totholz nach Nahrung. Seine langen Tasthaare helfen ihm dabei, auch kleine Beutetiere aufzuspüren. Bis zu sieben Minuten bleibt er dafür unter Wasser. Kleinere Beute frisst er schwimmend sofort – für Größere schwimmt er an Land. Unverdauliche Nahrungsbestandteile, wie Fischschuppen, Gräten und Knochen werden mit dem Kot ausgeschieden.

Fortpflanzung

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Familiengründung im Frühjahr

Fischotter können das ganze Jahr über Nachwuchs bekommen. Die Paarungszeit, in der Männchen und Weibchen einige Tage zusammen verbringen, liegt hierzulande im Februar und im März. Dann ist das Nahrungsangebot während der Jungenaufzucht im Frühjahr am größten. Außerhalb dieser Zeit sind Fischotter Einzelgänger. Nach rund zwei Monaten Tragzeit werfen die Weibchen bis zu fünf, meist ein bis drei Junge im Schutz einer gut versteckten Höhle. Die Jungen werden rund drei Monate lang gesäugt, begleiten ihre Mutter aber bereits mit sechs Wochen gelegentlich auch ins Wasser. Die Männchen beteiligen sich nicht an der Jungenaufzucht. Etwa ein Jahr bleiben sie im mütterlichen Aktionsraum bevor sie sich eigene Streifgebiete erkunden – eine intensive Lernphase, in der vermutlich auch Jagdtechniken der Mutter übernommen werden. Mit etwa zwei Jahren werden Fischotter geschlechtsreif.

FischotterBedrohungen

Zu den größten Bedrohungen des eleganten Wassermarders gehört der Straßenverkehr. Besonders an Brücken kommt es häufig zur Kollision. Gibt es unter den Brücken entlang des Flusses keinen Uferstreifen oder ist die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers unter der Brücke besonders stark, vermeidet es der Fischotter unter Brücken hindurch zu schwimmen. Lieber nimmt er den oft tödlichen Umweg in Kauf.

Riskante Überquerung

Straßenverkehr

In Deutschland war der Fischotter lange vom Aussterben bedroht. Trotz Bestandszunahme in den letzten Jahren wird er aktuell in der Roten Liste der gefährdeten Tierarten Deutschlands in der Kategorie 3 (bedroht) geführt. Die größte Gefahr für den Fischotter ist der Straßenverkehr, denn Straßen zerschneiden immer wieder seine Wanderkorridore entlang von Gewässern. Brücken sind beliebte Punkte zur Reviermarkierung, diese wird an Land an einer markanten Stelle abgesetzt. Gibt es für den Fischotter keine Möglichkeit, eine Brücke trockenen Fußes auf einem Uferstreifen oder einem künstlich gebauten Holzsteg, einer Berme, zu unterqueren und seine Markierung abzusetzen, so wählt er den gefährlichen Weg über die Straße hinweg.

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Tödliche Reusen

Fischerei

Gefährlich wird sein Appetit, wenn der Fischotter bei seiner Jagd nach Fischen versucht, in aufgestellte Fischreusen zu gelangen. In den engen Garngeflechten bleibt der Fischotter stecken – er kann sich nicht mehr befreien und erstickt. Eingebaute Metallgitter, sogenannte Otterkreuze im Eingang dieser Reusen können das Eindringen von Fischottern verhindern. Auch der Reusenausstieg speziell für Fischotter ist eine Schutzmaßnahme in der Fischerei.

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Unsere Position zum Thema Fischotter und Teichwirtschaft

Positionspapier

Die Rückkehr des Fischotters in seine ursprünglichen Verbreitungsgebiete führt zu Konflikten mit der Teichwirtschaft. Gerade im Winter, wenn das Nahrungsangebot und die Lebensraumqualität in natürlichen Gewässern eher gering sind, weicht der Fischotter manchmal auf Fischteiche aus und kann dort wirtschaftliche Schäden verursachen. In einigen Bundesländern wurden daher bereits Managementpläne für den Umgang mit diesen Konflikten entwickelt. In Bayern wurde 2023 sogar der Abschuss einzelner Tiere genehmigt.

Um die Konflikte zwischen Fischotter und Teichwirtschaft nachhaltig zu lösen, ist aus Sicht der Deutschen Wildtier Stiftung eine Kombination aus technischen Schutzmaßnahmen wie zum Beispiel Zäunen und einer finanziellen Honorierung der Bewirtschaftung von Naturteichen mit Fischotter-Vorkommen am sinnvollsten. Die Entnahme von einzelnen Individuen ist für die Deutsche Wildtier Stiftung nur dann vertretbar, wenn a) der Bestand von Fischottern in der betroffenen Region gesichert ist, b) andere Schutzmaßnahmen keine Wirkung gezeigt haben und c) sie tierschutzgerecht, das heißt unter Berücksichtigung des Elterntierschutzes vorgenommen wird. Klar muss aber dabei sein, dass eine Entnahme die Konflikte nur solange lösen kann, bis das Territorium durch nachrückende Otter wieder besetzt ist.

Das Positionspapier zum Thema Fischotter und Teichwirtschaft können Sie hier herunterladen.

Tier mit trauriger Vergangenheit

Systematische Jagd

Noch bis zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurden Fischotter systematisch gejagt und beinahe ausgerottet. Jäger stellten ihnen mit Otterhunden, einer speziell für die Otterjagd gezüchtete Hunderasse, nach und kassierten Prämien für jedes erlegte Tier. Sein Fell war begehrt: Es ist extrem dicht und schützt sehr gut vor Kälte. Doch den Jägern ging es nicht nur ums Fell. Als Nahrungskonkurrenten des Menschen richteten sie Schäden in Fischzuchten an. Zudem mussten die Fischbestände der natürlichen Gewässer mit dem Otter geteilt werden. Darüber hinaus stand das Fleisch des Fischotters früher sogar auf dem Speiseplan der Küchen: Als Tier, das überwiegend im Wasser lebt, galt er für die Kirche als „Fisch“ und durfte deshalb auch in der Fastenzeit gegessen werden.

FischotterWas wir tun

Fischotter sind auf möglichst naturnahe Lebensräume mit Gewässern angewiesen. An deren Ufern sollten Versteckmöglichkeiten vorhanden sein. Auch die Gewässerqualität ist von entscheidender Bedeutung, vor allem für seine wichtigsten Beutetiere: die Fische. Die Begrenzung von Schadstoffeinträgen, das Anlegen und die Renaturierung von Gewässern und der Erhalt naturnaher Uferstrukturen lassen sich am besten dort verwirklichen, wo ein Gebiet geschützt ist und sich natürlich entwickeln kann. Die Deutsche Wildtier Stiftung erhält und schafft Lebensraum für den Fischotter sowohl auf ihren wildtierfreundlich bewirtschafteten Flächen, wie dem Gut Klepelshagen, als auch auf den Flächen des Nationalen Naturerbes.

Lebensraum schützen

Lebensraum Nationales Naturerbe

Die Deutsche Wildtier Stiftung hat seit 2007 die Verantwortung für elf Gebiete des Nationalen Naturerbes mit einer Größe von insgesamt rund 3.700 Hektar in Mecklenburg-Vorpommern übernommen. In einigen der Gebiete ist auch der Fischotter zu Hause. Er profitiert dort von einer natürlichen Waldentwicklung, von nur geringen forstwirtschaftlichen Eingriffen und dem zunehmend vorhandenen Totholz, das gute Verstecke bietet. Durch unsere Bemühungen ehemalige Feuchtwälder wiederzuvernässen, schaffen wir nicht nur Lebensräume für den Fischotter und seine Beutetiere, sondern auch für den Biber, den Waldiltis, für unzählige Insekten und viele Vogelarten. Fischotter konnten im Rahmen von gezielten Erhebungen und durch Zufallsbeobachtungen bereits auf oder in der Umgebung unserer Naturerbeflächen in Schwichtenberg, Eichhorst, Titzow, Abtshagen und in der Caselower Heide nachgewiesen werden.

Poster: Fischotter

Naturbildung

Das Poster stellt den Lebensraum des Fischotters dar, liefert Erklärungen zu den dargestellten Ereignissen und informiert über Biologie und Gefährdung. Auf der Rückseite befindet sich ein Ausmalbild.
Das Fischotter-Poster können Sie hier bestellen oder als Pdf downloaden.

Projekte

Viele unserer Projekte haben zum Ziel, Lebensräume für eine Vielzahl von Arten durch Prozessschutz oder durch nachhaltige Bewirtschaftung zu bewahren und zu fördern. Einen Prädatoren, wie dem Fischotter, der am Ende der Nahrungskette steht und ein vielfältiges Spektrum an Beutetieren nutzt, kommen sämtliche Arten- und Flächenschutzmaßnahmen zugute.

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