Extremwetter setzt dem Alpenschneehasen zu

Deutsche Wildtier Stiftung fordert Rückzugszonen für gestresste Wildtiere

Alpenschneehase im Sommerfell

Seit Wochen regnet es immer wieder heftig – auch in den Alpen. Für den Nachwuchs der Alpenschneehäsin ist das eine schwierige Wetterlage: Gerade kommt der zweite Wurf zur Welt.

Für die nur faustgroßen Jungtiere sind Nässe und Kälte eine Gefahr, denn ihr Immunsystem ist noch nicht ausgereift. Wird das Fell durchnässt, kühlen die kleinen Hasenkörper schnell aus. Dann drohen Infektionen wie etwa eine Lungenentzündung oder ein bakterieller Schnupfen. Treten im Sommer solche extremen Wetterereignisse auf, ist das Überleben des Schneehasennachwuchses fraglich.

Höchstens sechs Wochen dauert die Säugezeit, danach sind die Jungtiere auf sich allein gestellt. Übersteht ein junger Schneehase die ersten Lebenswochen, entwickelt er sich zu einem schnellen und wachsamen Wildtier der rauen Bergwelt. Dann kann er elegante Haken schlagen und bei Gefahr blitzschnell in ein sicheres Versteck flüchten. Daneben schützt ihn ein Trick der Natur: Im Sommer ist sein Fell graubraun, ab Herbst verfärbt es sich schneeweiß. So ist der Schneehase perfekt an seine Umgebung angepasst. Doch diese Tarnung funktioniert häufig nicht mehr. Denn als Folge des Klimawandels, der sich in den Alpen besonders deutlich zeigt, schmilzt im Frühjahr der Schnee oft schneller, als das Winterfell in ein graubraunes Sommerkleid wechseln kann. Dann sitzt der Schneehase für seine Feinde gut sichtbar auf dem Präsentierteller. Er selbst weiß nicht, wie es um die Farbe seines Fells steht.

Wichtig: Rückzugszonen für Wildtiere

Umso wichtiger ist es für das „Tier des Jahres“, dass es möglichst viele Rückzugsräume hat und Menschen es in seinem Lebensraum nicht stören. Studien zeigen, dass die Hasen Stress empfinden, wenn sie etwa durch Touristen aufgeschreckt werden. Dieser Stress – nachweisbar durch Stresshormone in den Kotpillen – macht sie anfälliger für Krankheiten und beeinflusst die Fortpflanzung negativ. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert daher eine wildtiergerechte Raumplanung: Schneehasen brauchen alpine Bereiche, in denen Menschen ausgeschlossen sind. Gäbe es mehr Waldgebiete, die für den Tourismus tabu sind, würde das nicht nur dem Schneehasen zugutekommen. Auch andere Alpenbewohner wie das seltene Birkhuhn, das Schneehuhn oder die Gämse und der Steinbock würden profitieren.

Alpenschneehase
Fotoquelle: imageBROKER.com / Stefan Huwiler

Alpenschneehase

Wer ihn entdeckt, hat Glück gehabt. Denn der Alpenschneehase (Lepus timidus varronis) ist nur in einem kleinen Areal in Deutschland anzutreffen.

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